Bundesregierung

 

Forschungsförderung

 

Forschungsstandort Deutschland

 
Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH, Mitarbeiter bei Mess- und PruefarbeitenFoto: Burkhard Peter Vergrößerung Um das Wissenschaftssystem national und international zu vernetzen, Partnerschaften zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu etablieren und die Besten für die deutsche Wissenschaft zu gewinnen, benötigen die außeruniversitären Forschungseinrichtungen Planungssicherheit. Der Pakt für Forschung und Innovation stärkt den Wissenschaftsstandort Deutschland und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit. Er garantiert von 2011 bis 2015 eine jährliche Steigerung des finanziellen Zuschusses um fünf Prozent von Bund und Ländern an die großen außeruniversitären Forschungsorganisationen - Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft und Leibniz-Gemeinschaft - sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Im Gegenzug verpflichten sich die Wissenschaftsorganisationen, ihre jeweilige Forschungs- und Entwicklungstätigkeit noch effizienter zu gestalten und gezielt auf die Stärkung der Leistungsfähigkeit des Wissenschaftsstandorts Deutschland auszurichten.
 
Die zweite Phase der Exzellenzinitiative ist gestartet. Gegenüber der ersten Wettbewerbsphase haben Bund und Länder die Fördermittel von 1,9 auf rund 2,7 Milliarden Euro bis 2017 deutlich aufgestockt. Am 2. März 2011 hat die Gemeinsame Kommission der DFG und des Wissenschaftsrates für die Exzellenzinitiative insgesamt 59 Projekte an 32 Universitäten aus 13 Ländern ausgewählt. Die Hochschulen können nun – ebenso wie für die insgesamt 85 bereits in der ersten Phase geförderten Projekte – bis zum 1. September 2011 ausführliche Förderanträge einreichen. Bei den bereits geförderten Universitäten wird erwartet, dass sie in ihren Anträgen auf Fortsetzung der Förderung aufzeigen, inwieweit sie ihre Ziele erreicht haben und wie sich die Forschungsleistungen verbessert haben. Die endgültige Auswahlentscheidung fällt im Juni 2012. Gefördert werden Zukunftskonzepte, Graduiertenschulen sowie Cluster aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen.
 
Um die Attraktivität Deutschlands im internationalen Wettbewerb der Wissenschaftssysteme und Innovationsstandorte weiter zu steigern, benötigen die deutschen Forschungseinrichtungen mehr Selbstständigkeit, Flexibilität und Eigenverantwortung in den Bereichen Haushalt, Personal, Kooperationen, Bau und Beschaffung. Dies zu erreichen ist Ziel der Wissenschaftsfreiheitsinitiative der Bundesregierung. Die Erfahrungen der Forschungseinrichtungen mit den bislang umgesetzten Maßnahmen sind sehr positiv. Weitere Flexibilisierungen sollen geprüft und der Entwurf für ein Wissenschaftsfreiheitsgesetz erarbeitet werden.
 
Wissenschaftlicher Fortschritt und technologische Innovationen haben entscheidend zur Globalisierung beigetragen. Deshalb müssen deutsche Forscherinnen und Forscher noch enger mit den besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in aller Welt zusammenarbeiten. Die Internationalisierungsstrategie der Bundesregierung hat sich dies zum Ziel gesetzt - ebenso wie eine stärker international ausgerichtete Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Grafik: Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwicklung nach Resorts in Mrd. Euro
 

Die Hightech-Strategie

 
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)Foto: Jens Komossa Vergrößerung Mit der Hightech-Strategie 2020 hat die Bundesregierung die Forschungs- und Innovationspolitik noch stärker auf die konkreten Bedürfnisse der Menschen und die großen gesellschaftlichen Herausforderungen in den fünf so genannten Bedarfsfeldern Klima/Energie, Gesundheit/Ernährung, Mobilität, Sicherheit und Kommunikation orientiert. Dabei sollen prioritäre Zukunftsprojekte wie zum Beispiel die CO2-neutrale, energieeffiziente und klimaangepasste Stadt, eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen bis 2020 und Forschung und Innovation für ein selbstbestimmtes Leben im Alter im Fokus stehen. Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung spielt der Austausch mit hochrangigen Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft in der Forschungsunion Wirtschaft-Wissenschaft.
 
Ein Schwerpunkt bei Klima/Energie ist das neue Energieforschungsprogramm. Damit hat die Bundesregierung ihre Forschungsförderung auf die energiepolitischen Ziele des Energiekonzepts ausgerichtet. Kernaufgabe des neuen Energieforschungsprogramms ist es, Innovationsprozesse zu beschleunigen und zukunftsfähige Energietechnologien rasch zur Marktreife zu bringen, um so die Voraussetzungen für eine langfristig sichere, bezahlbare und umweltverträgliche Energieversorgung zu schaffen. Dabei geht es unter anderem um Fragen der Energiespeicherung, neuartiger Versorgungsnetze und solares Bauen.

Logo Die Hightech-Strategie für Deutschland
 
Die zivile Sicherheit von Bürgerinnen und Bürgern steht im Zentrum des Bedarfsfelds Sicherheit. Zum Schutz moderner demokratischer Gesellschaften und ihrer notwendigen Infrastrukturen vor Terrorismus, Sabotage, organisierter Kriminalität sowie den Folgen von Naturkatastrophen oder Unfällen müssen neue Sicherheitslösungen zur Gefahrenabwehr und zum Schutz wichtiger Infrastrukturen und Warenketten entwickelt werden. Sicherheitstechnische Produkte und Dienstleistungen bieten große Chancen, Deutschland zu einem Leitmarkt für Sicherheitstechnologie zu machen. Mit dem neuen Rahmenprogramm "Forschung für die zivile Sicherheit" wird die Bundesregierung dazu beitragen, die zivile Sicherheit der Bürger durch die Entwicklung innovativer Lösungen zu erhöhen.
 
Zum Bedarfsfeld Mobilität gehört unter anderem die Luftfahrtforschung. Das Luftfahrtforschungsprogramm wird bis 2015 fortgesetzt. Der Themenschwerpunkt liegt dabei auf der technologischen Vorbereitung eines umweltverträglichen Luftverkehrssystems. In einer ersten Stufe sollen die Emissionsziele der europäischen Forschungsagenda ACARE Vision 2020 erreicht werden, die vor allem eine Verminderung von Lärm und CO2-Ausstoß vorsieht.

Der Spitzencluster-Wettbewerb als wichtiges Instrument der Hightech-Strategie für eine beschleunigte Umsetzung von Wissen in Produkte durch eine engere Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist in die dritte Runde gegangen. Im Januar 2012 werden bis zu fünf Gewinnercluster ausgewählt. Diese erhalten über einen Zeitraum von maximal fünf Jahren bis zu 200 Millionen Euro für ihre strategische Weiterentwicklung.
 

Förderung von Schlüsseltechnologien

 
Schlüsseltechnologien sind Innovationstreiber und schaffen die Grundlage für neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen. Sie leisten zugleich wichtige technologische Beiträge zur Lösung spezifischer Herausforderungen in den Bedarfsfeldern der Hightech-Strategie. Ziel der Bundesregierung ist es, mit ihrer Hightech-Strategie die Spitzenstellung Deutschlands in den Schlüsseltechnologien zu sichern und auszubauen und dadurch die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft spürbar zu stärken.
 
Mit dem nationalen Weltraumprogramm verfolgt die Bundesregierung eigenständige, besonders auch den Standort Deutschland betreffende Ziele und ermöglicht damit auch die gestaltende Beteiligung an den Programmen der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Am 30. November 2010 hat das Bundeskabinett die Raumfahrtstrategie "Für eine zukunftsfähige deutsche Raumfahrt" beschlossen. Sie bildet die Grundlage für die künftige deutsche Raumfahrtpolitik.
 
Besonders gut ist Deutschland bei den Optischen Technologien aufgestellt. Diese stehen nicht nur für Energieeffizienz, sondern auch für wirtschaftlichen Erfolg. Mit den verschiedensten Nutzungsformen von Licht wurde ein Hochtechnologiezweig begründet, für den die Bundesregierung mit dem Programm "Photonik Forschung Deutschland - Licht mit Zukunft" eine eigene Strategie vorgelegt hat. Wichtiges Einsatzfeld ist die Leuchtdioden-Technologie (LED). Sie vereint Umweltschutz, finanzielle Einsparmöglichkeiten und bessere Lichtqualität. Die LED-Leitmarktinitiative unterstützt die Markteinführung der LED in Deutschland.
 

Gesundheitsforschung

 
Im Dezember 2010 hat die Bundesregierung ein neues Rahmenprogramm Gesundheitsforschung beschlossen. Kern des Programms ist die Erforschung und wirksamere Bekämpfung von Volkskrankheiten, wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen, Infektionen, Diabetes und neurodegenerativen Erkrankungen. Dafür wurden 2009 zwei und 2011 vier weitere Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung gegründet. Diese neuen Zentren bündeln die bereits vorhandenen hervorragenden Kompetenzen und Kapazitäten aus Universitäten, Universitätskliniken und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Ziel ist, zum Wohl der Patienten die Erkenntnisse der Grundlagenforschung noch schneller in die Praxis zu überführen.
 
Weitere Aktionsfelder des Gesundheitsforschungsprogramms sind die individuelle Medizin, die ganz auf die spezifischen Erfordernisse jedes Patienten eingeht, die Präventions- und Ernährungsforschung, die Versorgungsforschung, die Gesundheitswirtschaft einschließlich der biotechnologiebasierten Pharmaforschung und der Medizintechnik sowie die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit.
 

Wissenschaftsjahr 2011: Forschung für unsere Gesundheit

 
Zahlreiche Veranstaltungen zeigen einer interessierten Öffentlichkeit, wie Gesundheitsforschung neue Möglichkeiten für Prävention, Diagnose und Therapie eröffnet. Gleichzeitig geht es um Fragen der ethischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Forschung, die nur im Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft beantwortet werden können.
 

Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030

 
Logo: Jedes Mahl wertvollMit der Ende 2010 gestarteten "Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030" verfolgt Deutschland als erstes Land weltweit einen ganzheitlichen Forschungsansatz für die nachhaltige Nutzung biologischer Ressourcen (Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen) in vielfältigen Branchen, von der Land- und Forstwirtschaft, der Nahrungsmittel-, Chemie- und Pharmaindustrie bis hin zu Teilen der Energiewirtschaft.
 
Die Bioökonomie eröffnet die Chance, einen Strukturwandel von einer erdöl- zu einer biobasierten Wirtschaft zu vollziehen. Damit stärkt die Bundesregierung nicht nur die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft, sondern übernimmt auch globale Verantwortung für zentrale Herausforderungen des 21. Jahrhunderts: der Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Energie bei gleichzeitiger Sicherung eines wirksamen Klima- und Umweltschutzes.
 

Forschung für nachhaltige Entwicklungen

 
Um den globalen Herausforderungen wie Klimawandel und Wasserknappheit, Bedrohung der biologischen Vielfalt, Bodenverschlechterung und Rohstoff- sowie Energiemangel zu begegnen, hat die Bundesregierung das Rahmenprogramm "Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)" entwickelt. Ein Schwerpunkt des Programms ist beispielsweise das nachhaltige Wassermanagement, das in den nächsten fünf Jahren mit über 200 Millionen Euro unterstützt wird.
 
Besonders wichtig ist es, Rohstoffe effizienter zu nutzen. In Freiberg wurde daher das Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologie gegründet, ein nationales Kompetenzzentrum für Rohstoffforschung, das sich mit Technologien zur Erkundung, Gewinnung und Nutzung mineralischer und metallhaltiger Rohstoffe befassen wird.
 
Auf dem Gebiet des Klimaschutzes wird die Verwertung von CO2 als Chemierohstoff mit bis zu 100 Millionen Euro gefördert. Um mehr über den weltweiten Klima- und Landnutzungswandel zu erfahren und eine Wissensgrundlage für künftige Entscheidungen über Minderungs- und/oder Anpassungsmaßnahmen zu haben, hat die Bundesregierung Fördermaßnahmen aufgelegt. Dazu gehören "Mittelfristige Klimaprognose", "Ökonomie des Klimawandels", "Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten" sowie "Klimaschutztechnologien/ Energieeffizienz".
 
Bis 2020 werden mit dem Zukunftsprojekt "Die CO2-neutrale, energieeffiziente und klimaangepasste Stadt" 30 Kommunen in Deutschland kohlendioxidneutral umgestaltet. Diese Städte sollen dokumentieren, wie ein solcher Transformationsprozess in wenigen Jahren bei sehr unterschiedlichen Voraussetzungen ablaufen kann. Das Zukunftsprojekt baut unter anderem auf dem Wettbewerb "Energieeffiziente Stadt" auf, in dem die Städte Delitzsch, Essen, Magdeburg, Stuttgart und Wolfhagen mit zukunftsweisenden Konzepten für eine effiziente Energienutzung in Kommunen überzeugen konnten.
 

Informations- und Kommunikationstechnologie

 
Eine weitere Schlüsseltechnologie im Rahmen der Hightech-Strategie ist die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Sie spielt heute die entscheidende Rolle für Wirtschaft und Gesellschaft. Sie ist Innovationstreiber für die Wirtschaft und trägt zur Lösung globaler Herausforderungen wie Klimaschutz, Energieeffizienz oder Mobilität bei.
 
Die Bundesregierung hat Ende 2010 ihre IKT-Strategie "Deutschland Digital 2015" verabschiedet, um die Potenziale der IKT für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland besser zu erschließen. Schwerpunkte der Strategie sind unter anderem digitale Netze der Zukunft, Vertrauen und Sicherheit in der digitalen Welt, digitale Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen und eine bürgernahe Verwaltung, Bildung, Medienkompetenz und Integration sowie Forschung unter anderem zum Internet der Zukunft und dem "Internet der Dinge". Die Umsetzung der IKT-Strategie erfolgt in engem Zusammenwirken von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Dabei spielt der IT-Gipfelprozess eine wichtige Rolle. Der 6. IT-Gipfel wird am 6. Dezember 2011 in München stattfinden.
 

Breitbandstrategie der Bundesregierung

 
KabelverlegungFoto: Laif Vergrößerung Zur IKT-Strategie der Bundesregierung gehört auch der Breitbandausbau gemeinsam mit den Ländern, den Kommunen und der Wirtschaft. Eine bedarfsorientierte Breitbandversorgung wird weitgehend durch private Anbieter realisiert.
 
Bis Ende 2010 sollten flächendeckend Breitbandzugänge mit 1 Mbit/s (Grundversorgung) vorhanden sein. Mit einer Verfügbarkeit von 98,6 Prozent wurde dieses Ziel nahezu erreicht. Ende 2011 soll die Flächendeckung erreicht werden (unter anderem durch Nutzung der digitalen Dividende). Bis 2014 sollen für 75 Prozent der Haushalte Breitbandanschlüsse mit Leistungen von mindestens 50 Mbit/s zur Verfügung stehen, ein flächendeckendes Angebot bis spätestens 2018. Damit hat Logo: Zukunft Breitbanddie Bundesregierung ein ehrgeizigeres Versorgungsziel als die Europäische Union, die bis 2020 für alle Europäer Zugang zu Internetgeschwindigkeiten von 30 Mbit/s und mehr vorsieht.
 
Das neue Telekommunikationsgesetz soll die Rahmenbedingungen für den Breitbandausbau verbessern und Investitionen in neue Netze verstärken.
 

Technologie- und Innovationspolitik

 
Um das technologisch hohe Niveau Deutschlands auch in Zukunft zu sichern, hat die Bundesregierung 2011 eine Technologieoffensive gestartet. Damit sollen die Rahmenbedingungen und die anwendungsorientierte Forschung in Industrie und Mittelstand weiter verbessert werden. Erfolge wurden beim einheitlichen Europäischen Gemeinschaftspatent und einer europäischen Patentgerichtsbarkeit erzielt. Eine verstärkte Zusammenarbeit von 27 Mitgliedstaaten soll es auch deutschen Unternehmen in absehbarer Zeit ermöglichen, ihr geistiges Eigentum EU-weit effektiv und kostengünstig schützen zu lassen.
 
Mit den Programmen "TNS - Transfer von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen durch Normung und Standardisierung" sowie "INS – Innovation mit Normen und Standards" fördert die Bundesregierung Vorhaben zur frühzeitigen Überführung von Innovationen in marktfähige Produkte.