Bundesregierung

 

Arbeitsmarkt und Ausbildung

 

Beschäftigung im Aufschwung

 
ArbeitssucheFoto: REGIERUNGonline/Stutterheim Vergrößerung Der Arbeitsmarkt hat sich in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise als robust erwiesen. Im Aufschwung entwickelt sich die Beschäftigung sehr dynamisch, insbesondere bei der sozialversicherungspflichtigen Arbeit. Mitte 2011 waren fast 700.000 Menschen mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt als ein Jahr zuvor. Die Zahl aller Erwerbstätigen hat sich im zweiten Quartal 2011 auf rund 41 Millionen erhöht, das ist der höchste Stand seit der Wiedervereinigung. Derzeit sind mehr als eine Million Stellen unbesetzt.

zur Flashgrafik:Arbeitsmarkt

Nachdem die Zahl der Arbeitslosen bereits im Oktober 2010 erstmals seit November 2008 unter die Marke von drei Millionen gesunken war und den niedrigsten Stand seit Oktober 1992 erreicht hatte, gibt es seit Mai 2011 wieder weniger als drei Millionen Arbeitslose. Es gibt heute 267.000 Langzeitarbeitslose weniger als vor der Krise. Allein zum Vorjahr lag die Langzeitarbeitslosigkeit zur Jahresmitte 2011 um 5,79 Prozent niedriger. Bei den Jugendlichen (unter 25 Jahren) hat sich die Zahl der Arbeitslosen Mitte 2011 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 14 Prozent reduziert. Im Vergleich zum Jahr 2005 hat sich die Jugendarbeitslosigkeit sogar mehr als halbiert.


Grafik: Arbeitslosenquote
 

Bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt

 
Die Bundesregierung reformiert die Arbeitsmarktinstrumente so, dass mehr Menschen schneller, wirksamer und dauerhafter auf dem ersten Arbeitsmarkt Beschäftigung finden. Der Arbeitsmarkt ist so aufnahmefähig wie selten zuvor. Zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert geht in Deutschland die Sockelarbeitslosigkeit zurück. Deshalb gilt es jetzt, auch Langzeitarbeitslose schnell und langfristig in Beschäftigung zu bringen. Das Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt ist in der parlamentarischen Beratung und soll im Herbst 2011 beschlossen werden.
 

Herausforderung Fachkräftesicherung

 
Ausländische FachkräfteFoto: Burkhard Peter Vergrößerung Die Unternehmen suchen zunehmend qualifiziertes Personal. Schon heute finden viele Unternehmen keine geeigneten Bewerber für freie Arbeitsplätze. Gleichzeitig werden im nächsten Jahrzehnt starke Jahrgänge erfahrener und hochqualifizierter Arbeitnehmer aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Die Zahl der erwerbsfähigen Menschen in Deutschland wird allein aus demographischen Gründen bis 2025 schrittweise um 6,5 Millionen abnehmen. Die Sicherung der Fachkräftebasis in Deutschland gehört daher zu den wichtigsten Herausforderungen der kommenden Jahre. Das betrifft sowohl akademisch Qualifizierte als auch Facharbeiter mit abgeschlossener Berufsausbildung. Die Bundesregierung hat am 22. Juni 2011 ein Konzept zur Fachkräftesicherung beschlossen. Kernelemente der Strategie sind Bildung und Qualifizierung, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, altersgerechtes Arbeiten und – dort, wo inländische Qualifizierung nicht genügt, um den Bedarf zu decken – qualifizierte, zielgerichtete Zuwanderung.
 

Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern

 
Frauen sollen stärker als bisher am Erwerbsleben teilhaben können. Für Frauen mit Kindern und Alleinerziehende schafft die Bundesregierung mehr und bessere Chancen zur Teilhabe am Erwerbsleben: zum Beispiel durch die gezielte Unterstützung des Ausbaus der Kinderbetreuung. Die verstärkte Eingliederung von Alleinerziehenden ist inzwischen ein zentrales Ziel der Jobcenter. Zusätzlich leisten dies Bundesprogramme wie "Gute Arbeit für Alleinerziehende" und "Netzwerke wirksamer Hilfen für Alleinerziehende".
 

Wirksame Hilfestellung zur Qualifizierung von Kindern und jungen Menschen

 
Hilfebedürftige Kinder und junge Menschen erhalten bei Bedarf seit 2011 in Kita und Schule für ihren Weg in Ausbildung und Beruf noch mehr wirksame Hilfestellung. Seit April 2011 gibt es für bedürftige Kinder und Jugendliche insbesondere in der Grundsicherung für Arbeitsuchende auch Bildungsangebote nach persönlichem Bedarf (siehe auch Faire Chancen für Familien). Durch all diese Maßnahmen erhalten sie so bessere Chancen, um später als qualifizierte Beschäftigte auf eigenen Beinen zu stehen.
 

Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse

 
Personen, die Berufsqualifikationen im Ausland erworben haben, sollen künftig einen einfacheren Zugang zu Tätigkeiten haben, die ihrem Wissen und Können entsprechen. Um die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse zu erleichtern, hat die Bundesregierung hierzu das "Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen" auf den Weg gebracht. Damit wird der Anspruch auf ein einfaches, rasches und transparentes Anerkennungsverfahren gewährleistet. Dies ist ein wichtiger Baustein zur besseren Integration und stärkt die Fachkräftebasis.
 

Zuwanderung von Fachkräften aus EU-Ländern und Drittstaaten

 
Die seit dem 1. Mai 2011 geltende volle Arbeitnehmerfreizügigkeit für acht der neuen EU- Mitgliedstaaten, darunter Polen und Tschechien, erleichtert gut ausgebildeten, motivierten, fleißigen und überwiegend jüngeren Menschen aus diesen Staaten ohne Hürden den Weg nach Deutschland. Die Bundesregierung hat zudem im Juni die sogenannte Vorrangprüfung für Ingenieure bestimmter Fachrichtungen und Ärzte aus Nicht-EU-Ländern ausgesetzt. Sie schafft so deutliche Erleichterungen für Angehörige aus Drittstaaten mit akademischer Ausbildung, in Deutschland eine Beschäftigung aufzunehmen.
 

Längeres alters- und alternsgerechtes Arbeiten

 
Die Frühverrentungsmöglichkeiten wurden in den vergangenen Jahren systematisch eingeschränkt. Die Sonderförderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit ist bereits Ende 2009 ausgelaufen. Die schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre ist ein klares Signal für längeres altersgerechtes Arbeiten. Die Bundesregierung unterstützt die Unternehmen und Gewerkschaften dabei mit vielen Maßnahmen, die im Regierungsbericht "Aufbruch in die altersgerechte Arbeitswelt" vom November 2010 beschrieben sind.
 
Sowohl die Eingliederung älterer Arbeitsloser als auch der längere Verbleib Älterer im Erwerbsleben werden gezielt unterstützt. Ein zentrales Projekt ist beispielsweise die "Initiative Neue Qualität der Arbeit – INQA" mit ihren Demographie-Beratern. Diese unterstützen insbesondere mittelständische und kleinere Unternehmen dabei, ihre Arbeitsorganisation an den demographischen Wandel anzupassen. Mit dem Programm "Perspektive 50plus" fördert die Bundesregierung zudem die Wiedereingliederung älterer Langzeitarbeitsloser in Beschäftigung. Als Folge der verschiedenen Maßnahmen ist die Zahl der Erwerbstätigen im Alter zwischen 55 und 65 Jahren in den letzten fünf Jahren um rund eine Million gestiegen.
 

Verlässliche Arbeitsbedingungen sichern

 
Gerade weil sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen heute oft rasant ändern, ist und bleibt die Tarifautonomie mit ihrer hohen Anpassungsfähigkeit ein wichtiges Gut. Auf Wunsch helfen wir den Sozialpartnern, ihre eigenständig ausgehandelten Tarifergebnisse auf die jeweilige gesamte Branche zu erstrecken. Denn Branchenmindestlöhne garantieren verlässliche Arbeitsbedingungen. Seit dem 1. August 2010 gilt auch in der Pflegebranche, seit dem 24. Oktober 2010 für Wäschereidienstleistungen im Objektkundengeschäft und seit dem 1. Juni 2011 für Sicherheitsdienstleistungen ein verbindlicher Mindestlohn für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Zum 1. Januar 2011 wurden die Branchenmindestlöhne für das Elektrohandwerk und für die Abfallwirtschaft verlängert. Insgesamt werden gut drei Millionen Arbeitnehmer durch branchenspezifische Mindestlöhne geschützt.
 
Zum 30. April 2011 sind neue Regelungen zur Verhinderung des Missbrauchs in der Zeitarbeit in Kraft getreten. Die sogenannte Drehtürklausel soll verhindern, dass Stammbeschäftigte entlassen und nach kurzer Zeit als Zeitarbeitskräfte wieder in ihrem ehemaligen Unternehmen zu schlechteren Arbeitsbedingungen eingesetzt werden. Zudem hat die Bundesregierung im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz die Voraussetzungen geschaffen, um eine Lohnuntergrenze auf einen entsprechenden Vorschlag der Tarifvertragsparteien hin zu etablieren.