1 00:00:00,002 --> 00:00:01,070 Meine Damen und Herren, 2 00:00:01,071 --> 00:00:02,578 eine Zeitenwende erleben wir 3 00:00:02,579 --> 00:00:04,570 auch in ökonomischer Hinsicht. 4 00:00:04,571 --> 00:00:07,625 Erstmals seit den 30er- und 40er-Jahren 5 00:00:07,626 --> 00:00:09,133 des vergangenen Jahrhunderts 6 00:00:09,134 --> 00:00:11,321 geht das Ausmaß der wirtschaftlichen Offenheit 7 00:00:11,322 --> 00:00:13,180 und internationalen Vernetzung 8 00:00:13,181 --> 00:00:15,287 empirisch messbar zurück. 9 00:00:16,242 --> 00:00:17,937 Die Entwicklungen der jüngsten Zeit, 10 00:00:17,938 --> 00:00:20,942 Schuldenkrisen, nationale Abschottung, Inflation, Krieg, 11 00:00:20,943 --> 00:00:22,160 zeigen uns, 12 00:00:22,161 --> 00:00:25,005 dass freier Handel, fairer Wettbewerb 13 00:00:25,006 --> 00:00:26,363 und offene Märkte 14 00:00:26,371 --> 00:00:28,840 keine Selbstverständlichkeiten sind. 15 00:00:29,918 --> 00:00:32,512 Gerade die Pandemie hat uns die Verletzlichkeit 16 00:00:32,513 --> 00:00:34,660 unserer Lieferketten vor Augen geführt. 17 00:00:35,769 --> 00:00:39,940 Neue Schlagwörter machen in dieser Situation die Runde. 18 00:00:39,941 --> 00:00:43,775 Von „nearshoring“, „slowbalization“ 19 00:00:43,776 --> 00:00:46,791 oder „Deglobalisierung“ ist oft die Rede. 20 00:00:47,533 --> 00:00:49,236 Meine Damen und Herren, 21 00:00:49,237 --> 00:00:50,619 wir müssen aufpassen, 22 00:00:50,620 --> 00:00:52,658 dass daraus kein „decoupling“ wird, 23 00:00:52,659 --> 00:00:54,213 kein „my country first“ 24 00:00:54,214 --> 00:00:56,838 und kein Vorwand für Protektionismus. 25 00:00:56,977 --> 00:00:59,875 Schließlich verdanken Milliarden 26 00:00:59,876 --> 00:01:00,984 von Bürgerinnen und Bürgern 27 00:01:00,985 --> 00:01:03,219 weltweit ihren Aufstieg aus der Armut 28 00:01:03,220 --> 00:01:05,492 der globalen Arbeitsteilung. 29 00:01:06,257 --> 00:01:09,000 Auch bei uns, in unseren beiden Ländern, 30 00:01:09,001 --> 00:01:10,579 würden Zölle und Abschottung 31 00:01:10,580 --> 00:01:12,625 gerade diejenigen am härtesten treffen, 32 00:01:12,627 --> 00:01:14,172 die ohnehin auf jeden Yen 33 00:01:14,173 --> 00:01:16,271 und jeden Euro schauen müssen. 34 00:01:17,178 --> 00:01:19,179 Deshalb sage ich ganz klar: 35 00:01:19,180 --> 00:01:22,303 Die Deglobalisierung funktioniert nicht. 36 00:01:22,304 --> 00:01:24,233 Sie ist keine Option, 37 00:01:24,234 --> 00:01:25,679 erst recht nicht für offene, 38 00:01:25,680 --> 00:01:29,461 freie Handelsnationen wie Japan und Deutschland. 39 00:01:30,515 --> 00:01:33,085 Stattdessen brauchen wir 40 00:01:33,086 --> 00:01:35,632 eine andere Globalisierung, 41 00:01:35,633 --> 00:01:37,234 eine klügere Globalisierung 42 00:01:37,235 --> 00:01:39,140 mit starken Regeln und Institutionen, 43 00:01:39,141 --> 00:01:41,000 die unsere Zusammenarbeit lenken 44 00:01:41,001 --> 00:01:42,780 und Transparenz schaffen, 45 00:01:42,781 --> 00:01:45,077 eine nachhaltige Globalisierung, 46 00:01:45,078 --> 00:01:46,984 die Rücksicht auf die Begrenztheit 47 00:01:46,985 --> 00:01:48,553 der natürlichen Ressourcen 48 00:01:48,554 --> 00:01:51,569 und die Bedürfnisse künftiger Generationen nimmt, 49 00:01:51,570 --> 00:01:54,350 und eine solidarische Globalisierung, 50 00:01:54,351 --> 00:01:56,101 von der alle Bürgerinnen und Bürger 51 00:01:56,102 --> 00:01:58,538 auf unserem Planeten profitieren können.