Was ist eine Familie?

Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) Was ist eine Familie?

Lässt sich ein homosexuelles Paar mit Kindern als Familie bezeichnen? 85 Prozent von 5.000 Befragten sagen "Ja". Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung untersucht, was in Deutschland unter dem Begriff der Familie verstanden wird, was also das Familienleitbild ist.

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Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

So stellen sich die meisten Befragten eine Familie vor.

Foto: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Natürlich sind sich alle einig, dass Mann und Frau, verheiratet mit Kindern als Familie zu bezeichnen ist. Allerdings lehnen zwei Drittel aller Befragten den Familienbegriff für ein unverheiratetes Paar ohne Kinder ab. Antworten auf die Frage, wie Deutsche eine Familie sehen, wie es um den Kinderwunsch bestellt ist und welche Bedeutung die Kinderbetreuung hat, sind von großer Bedeutung. Das gilt insbesondere für die Politik, gerade angesichts des demographischen Wandels und der Diskussion um die Förderung von Familien.

Kinder sind wichtig

Kinder sind für 85 Prozent der Menschen wichtig oder sehr wichtig. Das gilt für Frauen stärker als für Männer. Zum Familienleitbild gehört offenbar auch, zunächst eine gesicherte wirtschaftliche und berufliche Situation zu schaffen, bevor Kinder auf die Welt kommen. So betrachten die Befragten das ideale Alter, um Mutter oder Vater zu werden, 27 beziehungsweise 29 Jahre. Tatsächlich weicht dies von Zahlen der amtlichen Statistik ab. Im Durchschnitt sind Frauen bereits über 29 Jahre alt, wenn sie ihr erstes Kind bekommen.

Die Studie geht auf eine Vielzahl weiterer Fragen ein wie die Gründe, sich für eigene Kinder zu entscheiden, oder die Frage, was ein guter Vater, was eine gute Mutter ist. Die Studie ist ein Beispiel für die Forschung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Gerade angesichts des aktuellen Zustroms von Flüchtlingen spielt die Frage der Zuwanderung eine besondere Rolle bei der Arbeit der Einrichtung. Das Ausmaß der Zuwanderung hat auch das BiB überrascht, nicht jedoch die Tatsache, dass die Dynamik von Zu- und Abwanderung deutlich zunimmt, sagt Professor Norbert F. Schneider, Direktor des Instituts. Durch Studien und Befragungen berät das Institut unter anderem die Politik bei Fragen von Zuwanderung und Integration.

BiB Interview Prof. Dr. Norbert F. Schneider, Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung untersucht die Ursachen und Folgen des demografischen Wandels und hat die Aufgabe, Politikberatung auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung zu betreiben. Die Forschung des BiB ist dabei auf eine Vielzahl unterschiedlicher thematischer Aspekte der Bevölkerungsentwicklung ausgerichtet und konzentriert sich auf drei Schwerpunkte: Familie und Fertilität, Migration und Mobilität, Demografischer Wandel und Alterung. Methodisch werten die Forscherinnen und Forscher bestehende amtliche Statistiken aus und führen eigene Untersuchungen überwiegend in der Form standardisierter Befragungen durch.

Fassade des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB)

Gebäude des BiB

Foto: Fiedler

Älter und gesünder

Wir werden immer älter und bleiben länger gesund. Das herkömmliche Bild des Ruheständlers, der seine wenigen letzten Jahre auf der Parkbank zubringt, gilt heute nicht mehr. Um aber zu wissen, was ältere Menschen tun und welche Wünsche und Ziele sie haben, befragte das BiB gut 5.000 Personen im Alter zwischen 55 und 70 Jahren. Bemerkenswert ist, dass insbesondere Männer zu einem nicht unerheblichen Anteil noch erwerbstätig sind, meist in Teilzeit. Dies gilt vor allem für Selbstständige, die durchaus ihre Tätigkeit fortführen. 40 Prozent der 70-Jährigen sind noch erwerbstätig.

Die Forschenden erfragten auch die Gründe für das weitere Arbeiten. Gesundheitszustand und finanzielle Situation spielen natürlich eine wichtige Rolle. Vor allem aber geht es darum, noch eine sinnvolle Aufgabe, die Spaß macht, und Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Auch möchten die Befragten ihr Wissen weitergeben und die eigenen Fähigkeiten mit Jüngeren teilen.

Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Erwerbstätigkeit endet nicht mit der Altersgrenze

Foto: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Darüber hinaus untersuchte das BiB das Engagement Älterer in der Familie und im Ehrenamt. Während sich Frauen stärker in der Familie engagieren, vor allem bei der Betreuung von Kindern, üben Männer stärker Tätigkeiten in Vereinen aus. Auch hier sind Spaß an der Tätigkeit und der Wunsch nach sozialen Kontakte Gründe für diese Beschäftigungen. Besonders interessant wird es sein festzustellen, wie sich die objektive Situation und die Einstellung dazu über die Jahre entwickeln. Es wurden daher die Befragten der ersten Studie nach zwei bis drei Jahren erneut befragt. Die Resultate stehen noch aus.

Als Forschungseinrichtung des Bundes ist das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung dem Bundesministerium des Innern unterstellt. Das Institut ist eine nichtrechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts und wurde 1973 mit Sitz in Wiesbaden gegründet. Zurzeit arbeiten am BiB rund 50 Personen, darunter etwa 30 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Fachrichtungen. Das BiB stellt seine Forschungsergebnisse der Bundesregierung zur Verfügung und erarbeitet wissenschaftliche Expertisen für die Ministerien. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts sind in verschiedene Sachverständigengremien von Bund und Ländern eingebunden und unterstützen die Bundesregierung in der internationalen Zusammenarbeit bei Bevölkerungsfragen, zum Beispiel bei den Vereinten Nationen.

Das BiB unterrichtet und berät die Bundesregierung bei der Umsetzung der Demografiestrategie und ist verantwortlich für die inhaltliche und redaktionelle Betreuung des Demografieportals des Bundes und der Länder . Es gibt eine Reihe von Publikationen heraus, darunter das Online-Magazin "Bevölkerungsforschung Aktuell".