Schlau unterwegs

Neue Hightech-Strategie Schlau unterwegs

Wie bewege ich mich, um von A nach B zu kommen? Forscher erfragen dies und leiten daraus unser Verkehrsverhalten in der Zukunft ab. Ein Thema aus dem Zukunftsfeld "Intelligente Mobilität" der neuen Hightech-Strategie der Bundesregierung.

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Wer Stuttgart mit seinen Steigungen kennt, weiß, dass Radfahren nur für Radprofis eine Freude ist. Auch beim Autoverkehr muss man zu vielen Tageszeiten Geduld haben. Der Stuttgarter Verkehrsverbund hat nun begonnen, eine für die Region neue Idee umzusetzen: Elektro-Fahrräder zum Ausleihen. Drei Ausleihstationen gibt es bereits. Die Ausleihe ist einfach über das Smartphone möglich. Für Abonnenten der Verkehrsbetriebe kostet die Stunde 1,50 Euro, der Tag 12 Euro.

"Intermodale" Mobilität

Hochgeschwindigkeitsstrecke Frankfurt/Main-Köln ICE bei Frankfurt

Lange Strecken mit der Bahn

Foto: Ulf Dieter

"Intermodale" Mobilität, wie sie Weert Canzler vom Wissenschaftszentrum Berlin versteht, bedeutet, das Verkehrsmittel auf einer Wegstrecke zu wechseln. Fuhr manch einer grundsätzlich mit dem privaten Auto, und ein anderer mit der Bahn, um den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen, so geht es nun um die optimale Kombination. Für größere Strecken empfiehlt sich die Bahn, für mittlere Strecken der öffentliche Personen-Nahverkehr. Für innerstädtische kurze Strecken gibt es viele Varianten: das eigene oder gemietete Fahrrad mit oder ohne Motorunterstützung, Car-Sharing oder das eigene Auto.

Hightech-Strategie Interview Weert Canzler

Die Wahl der richtigen Verkehrsmittel muss jedoch gut organisiert sein- und wird sich mit dem Gerät am besten umsetzen lassen, das ohnehin inzwischen im Mittelpunkt des Lebens junger Menschen steht: dem Smartphone. Das Smartphone wird meine Wege von A nach B planen und mich über die möglichen Verkehrsmittel und ihre Verfügbarkeit beraten. Mit dem Smartphone suche ich das nächste freie Auto, Fahrrad oder E-Bike an der Endstation meiner Bahnreise. Mit ihm reserviere ich es, schließe es auf und starte für den restlichen Weg.

Wie das funktioniert und vor allem, welche Bedürfnisse Nutzer haben, ist Gegenstand verschiedener Forschungsprojekte. So gehen beispielsweise das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH und das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) GmbH im Projekt multimo diesen Entwicklungen nach.

Mobilitätsverhalten notieren

Zusammen mit mehreren Verkehrsunternehmen befragen die Forscher Kunden und bitten sie, ihr eigenes Mobilitätsverhalten über 14 Tage zu notieren. Das Projekt untersucht das Zusammenspiel der neuen Verkehrsangebote wie etwa dem Car-Sharing, Fahrradverleihsystemen und der Elektromobilität mit den bewährten Angeboten des öffentlichen Verkehrs.

Beantwortet werden sollen vielfältige Fragen. Welche Trends sind bereits im Alltag angekommen? Zu welchen Anlässen werden die neuen Angebote genutzt? Wie werden sie bewertet und was lässt sich noch verbessern?

Schutz der Atmosphäre

Aber es geht nicht nur um Bequemlichkeit und Kosteneinsparung. Es geht auch um unsere Umwelt und die Verringerung des CO2-Ausstroßes. Erneuerbare Energien decken heute in sehr viel höherem Maße unseren Strombedarf, als wir es noch vor Jahren vermuteten. Weert Canzler bezieht sich auf Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums. Danach decken wir schon heute fast 28 Prozent unseres Strombedarfs mit Energie aus Wind, Sonne und Biomasse ab. Beim Heizen sind es nur knapp 10 Prozent.

Sorgenkind ist der Verkehr, wo nur gut fünf Prozent der Energie aus erneuerbaren Energien stammt. Das ist vor allem Strom für elektrisch angetriebene Züge und Straßenbahnen. Alle anderen Verkehrsmittel - Autos, Lkws, Flugzeuge und Schiffe - verbrennen heute noch fossile Energiequellen in Form von Schweröl, Benzin, Diesel oder Kerosin.

Woher kommt der Strom?

Wirklich weniger CO2 wird der Verkehr erst erzeugen, wenn elektrisch angetriebene Fahrzeuge breit akzeptiert werden. Aber auch das nur, wenn der benötigte Strom aus erneuerbaren Energien kommt. Der ADAC hat berechnet, dass die CO2-Emissionen eines mit Benzin angetriebenen Mittelklassefahrzeugs etwa 170 Gramm pro 100 Kilometer betragen. Beim Dieselfahrzeug sind es 144 Gramm. Wird der elektrische Strom konventionell erzeugt, so schlägt ein Elektrofahrzeug mit 160 Gramm zu Buche. Nur wenn der Strom aus Wind- und Solarenergie gewonnen wird, betragen die Emissionen für ein Elektrofahrzeug unter 10 Gramm.

Die Entwicklung preisgünstiger Batterien oder der Wasserstofftechnologie für Elektroautos reicht nicht aus, um die Umwelt zu entlasten. Hinzukommen muss ein weiter wachsender Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien. Und mehr Flexibilität im Verkehr, um schlau, effizient und umweltfreundlich seine Wege zurückzulegen.