Explosionen für sichere Technik

Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) Explosionen für sichere Technik

Einen Geldautomat mit Gas zu sprengen ist leicht. Das Internet zeigt wie es geht. Derartige Angriffe zu verhindern, ist dagegen schwierig und eine Forschungsaufgabe für die Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung.

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Fire Science – Gasangriffe auf Geldautomaten“, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM).

Ein Geldautomat explodiert: Die Experten analysieren genau, wo das Material versagt hat.

Foto: BAM

Schon vor Jahren erhielt die Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) den Auftrag zu prüfen, wie sich das Sprengen der Automaten mit Gas verhindern lässt. Die VdS Schadenverhütung GmbH stellte mehrere Geldautomaten zur Verfügung.

Damals war die Zahl derartiger Angriffe noch gering. 2015 zählte man jedoch mehr als 130 derartige Anschläge. In diesem Jahr ist die Zahl bereits erreicht. Der durchschnittliche Schaden am Gerät, im Gebäude und durch das entwendete Geld liegt bei 140.000 Euro. So schätzt das Handelsblatt. Bisher sind durch die Explosionen noch keine unbeteiligten Personen verletzt worden, aber wie lange noch?

Nicht nur ein technisches Problem

Es ist technisch möglich die Automaten so nachzurüsten, dass Täter weniger Aussicht auf Erfolg haben. Auf ihrem Testgelände im brandenburgischen Horstwalde führte die BAM Explosionsversuche mit verschiedenen Sicherheitssystemen durch. Mit Hochgeschwindigkeitsdrucksensoren wurde die Wirkung der Explosionen auf die Geldautomaten gemessen. Anschließend analysierten die Experten genau, wo das Material versagt hat.

Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

Gebäude der BAM

Foto: BAM

Erst wenn Täter feststellen, ein Anschlag auf einen Geldautomaten lohnt nicht, ist das Problem hoffentlich gelöst. Für die BAM lautet die Aufgabe inzwischen weniger, eine technische Lösung zu finden. Vielmehr muss sie Empfehlungen abgeben und die Betroffenen an einen Tisch bringen. Automatenhersteller, Betreiber, Versicherungen und Polizei haben unterschiedliche Interessen und Lösungsansätze. So ist die Nachrüstung von mehr als 60.000 Automaten bundesweit teuer. Schäden werden jedoch in der Regel von den Versicherungen ausgeglichen.

Sicherheit für uns selbstverständlich

Das Beispiel zeigt wie die Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung forscht. "Sicherheit in Technik und Chemie funktioniert, wenn Sie es nicht bemerken", sagt Ulrich Panne, Präsident der BAM. Durch Forschung und Prüfung schützt die Forschungseinrichtung Mensch, Umwelt und Sachgüter. Sie trägt damit zum hohen Sicherheitsstandard deutscher Produkte bei - ein wichtiger Faktor für Industrie, innerdeutschen Handel und Export.

BAM Interview Prof. Dr. rer. nat. habil. Ulrich Panne, Präsident der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung

Beiträge für den Schutz unserer Atmosphäre

Die BAM leistet mit ihrer Forschung auch wichtige Beiträge für den Schutz der Atmosphäre und die nachhaltige Nutzung von Rohstoffen. Ein Beispiel findet sich im Baubereich, beim Baustoff Beton.

Optimaler, nachhaltiger Beton mit Hilfe von Pflanzenstärke – Biobeton“, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung

Dr. Wolfram Schmidt forscht an neuem Beton

Foto: BAM / Michael Danner

Die Herstellung von Zement setzt sehr viel Kohlendioxid frei. Derzeit werden viele Zementwerke gebaut, vor allem in Afrika. Das könnte dazu führen, dass Zementwerke in einigen Jahren ein Drittel des atmosphärenschädlichen Gases ausstoßen. Es ist daher dringend geboten, Zement zumindest teilweise durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen. Gleichzeitig ist sicherzustellen, dass der Baustoff genauso leicht zu verarbeiten und genauso sicher ist wie herkömmlicher Beton.

Pflanzenasche im Beton

Optimaler, nachhaltiger Beton mit Hilfe von Pflanzenstärke – Biobeton“, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung

Zutaten für den Biobeton

Foto: BAM / Michael Danner

Forscher der BAM arbeiten daran, Reststoffe verschiedener Pflanzenschalen – Reis, Maniok, Kokos –für optimierte und nachhaltige Betone einzusetzen. Die Schalenabfälle enthalten hohe Anteile an Stärke. Die Schalenaschen enthalten hohe Anteile an reaktivem Siliziumdioxid. Damit lassen sich die herkömmlichen chemischen Zusätze und mineralischen Zusatzstoffe im Beton ersetzen. Der neue Beton ist teilweise sogar fester, leichter zu verarbeiten oder zu verformen. Hinzu kommt, dass diese Pflanzenaschen in Afrika in großer Menge anfallen ohne bisher genutzt zu werden.

Die BAM baut ein gemeinsames Wissensnetz mit Forscherinnen und Forschern in Afrika und der Industrie auf. Gerade für Afrika ist es sehr interessant, heimische Pflanzenprodukte als Zutat für einen Hochleistungsbeton verwenden zu können, statt eines teuren Pulvers aus der Chemiefabrik.

Die Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung ist eine wissenschaftlich-technische Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Sie arbeitet mit bei der Entwicklung gesetzlicher Regelungen etwa bei der Festlegung von Sicherheitsstandards und Grenzwerten. Die Forschungseinrichtung berät Bundesregierung, Wirtschaft sowie nationale und internationale Organisationen im Bereich der Materialtechnik und Chemie.

Die Bundesanstalt ist die Nachfolgeorganisation des 1871 gegründeten Staatlichen Materialprüfungsamts sowie der 1920 gegründeten Chemisch-Technischen Reichsanstalt. Der Wissenschaftsrat hat die BAM evaluiert und bezeichnet sie als eine beispielgebende Ressortforschungseinrichtung und wissenschaftsbasiertes Kompetenzzentrum für Sicherheit in Technik und Chemie.