Demografiestrategie
Der Laie muss das zweimal lesen und versteht trotzdem nur Bahnhof: „Steigerung der elektrischen Leitfähigkeit organischer Materialien ohne den Verlust der Transmissivität von Licht.“ Thorsten Audersetz weiß allerdings sehr genau, was sich dahinter verbirgt. Er studiert im zweiten Mastersemester Physik an der Universität Paderborn und ist dort auch studentische Hilfskraft.
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Aber Audersetz führt auch noch ein anderes Leben. Windeln wechseln, nachts von Linus’ Schreien aufwachen und sich an dessen ersten Versuchen zu lächeln erfreuen – auch das gehört zum Alltag. Am 9. März 2012 ist der 25-jährige Vater geworden.
Dass Audersetz Kind und Studium gut miteinander vereinbaren kann, liegt vor allem daran, wie seine Universität jungen Eltern begegnet. „Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, noch während meines Studiums ein Kind zu bekommen, weil die Voraussetzungen einfach perfekt waren“, erzählt Audersetz.
Rundum-Beratung
„Familiengerechte Hochschule“: In Paderborn ist das nicht nur werbetaugliches Gütesiegel, sondern gelebter Hochschulalltag, den ein Eltern-Service-Büro koordiniert. „Es war ein voller Erfolg, dorthin zu gehen“, erinnert sich Audersetz an die Besuche bei Barbara Pickhardt.
Die Diplom-Pädagogin weiß nicht nur aufgrund ihrer Ausbildung und Berufserfahrung um die Bedürfnisse junger Eltern. Sie kennt sie auch aus dem eigenen Leben. Denn sie wurde selbst noch während des Studiums Mutter. Heute bietet sie werdenden Eltern Rat und Hilfe in allen Lebenslagen. Von der Finanzierung über die Kinderbetreuung, die zeitliche Organisation von Studium und Elternschaft bis hin zur psychosozialen Beratung: Das Eltern-Service-Büro ist die Anlaufstelle.
Eine Uni nimmt Rücksicht
So unromantisch das klingen mag: An erster Stelle steht meist die Frage der Finanzierung. Audersetz hatte sich eigentlich nur nach dem Elterngeld erkundigen wollen, als er einen Termin bei Barbara Pickhardt wahrnahm. „Sie hat dann alle Varianten mit mir durchgerechnet, die ganze Palette rauf und runter“, erinnert sich der junge Vater. Heraus kamen drei Modelle, wie sich „Familie finanzieren“ ließe. Ein Baustein ist die Stelle als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl Physik.
Nicht nur dort kam man Audersetz mit dem Satz: „Komm, wann du Zeit hast“, entgegen, auch die Lehrenden sind sensibilisiert. Eine mündliche Prüfung, die kurz nach der Geburt des Kindes anstand, konnte er verschieben.
Nach dem Master will Audersetz direkt in den Beruf einsteigen – und hat dafür nach Einschätzung von Pickhardt gute Chancen: „Viele Arbeitgeber sehen einen Vorteil darin, jemanden nach Abschluss des Studiums einzustellen, der den Kinderwunsch bereits realisiert hat.“