Nadine-Lan Hönighaus und Dr. Thomas Koenen, econsense – Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft e. V.

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Sehr geehrte Damen und Herren,
Nachhaltigkeit ist und bleibt – auch während und nach der Corona-Pandemie – eines der zentralen Leitmotive politischen und unternehmerischen Handels in Deutschland. Bei den econsense-Mitgliedern ist Nachhaltigkeit schon heute integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Mit klar definierten, ehrgeizigen Zielen und Managementprozessen leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen (VN). Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) legt hierbei den langfristigen Handlungsrahmen fest und gibt verlässlich Auskunft über Indikatoren, deren Entwicklung und Zielerreichungsgrad. Dabei orientiert sie sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) der VN, die auch viele Unternehmen zur Ausrichtung ihrer Nachhaltigkeitsstrategien und -aktivitäten nutzen.
Wir begrüßen es sehr, dass die Bundesregierung die DNS als dynamischen, inklusiven Prozess angelegt hat. Durch den regelmäßigen Dialog mit relevanten Stakeholdern sowie durch die Rückkoppelung mit namhaften Wissenschaftlern im Peer-Review Prozess, kann ein Maximum an Erfahrungen und Expertise in den strategischen Dialog einfließen. econsense hat sich von Anfang an konstruktiv und engagiert in den DNS-Prozess eingebracht und wird dies auch weiterhin überzeugt tun.
Die folgenden Anregungen möchten wir der Bundesregierung zur Weiterentwicklung der DNS mitgeben:

  • Stärkere Verknüpfung der Transformationsbereiche mit der Strategie
    Neben den SDGs als strukturierendem Element der DNS begrüßt econsense ausdrücklich die Neuaufnahme der sechs Transformationsbereiche – (1) Energiewende und Klimaschutz, (2) Kreislaufwirtschaft, (3) nachhaltiges Bauen und Verkehrswende, (4) nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme, (5) schadstofffreie Umwelt und (6) menschliches Wohlbefinden und Fähigkeiten, soziale Gerechtigkeit. Sie ermöglichen es, die Bereiche zu identifizieren, in denen das Engagement für mehr Nachhaltigkeit die größte Wirkung erzielen kann. Hilfreich wäre es jedoch, eine Verknüpfung zwischen den Transformationsbereichen und den anderen Strategieteilen herzustellen und durch entsprechende Indikatoren einen Zielerreichungsfortschritt ausweisen zu können.
  • Handeln auf allen Ebenen: Politikkohärenz sicherstellen
    In der Nachhaltigkeitspolitik gibt es eine Vielzahl von Prozessen und Akteuren auf deutscher, europäischer und internationaler Ebene. Deswegen ist die politische Kohärenz der DNS gerade für international agierende Unternehmen von besonderer Bedeutung. Auf internationaler Ebene wird spätestens ab Mitte der 2020er Jahre die Diskussion über ein mögliches Nachfolgesystem für die bald auslaufende Agenda 2030 starten. Wir regen daher an, dass die deutsche Bundesregierung sich frühzeitig in diesen Prozess einbringt und ihn aktiv mitgestaltet. Hierbei würden wir es begrüßen, wenn – wie bereits bei der Entwicklung der SDGs 2015 – eine Einbindung der relevanten Stakeholder im Prozess sichergestellt ist. Die europäische Ebene ist zwar in der Energie- und Klimapolitik durch den Europäischen Green Deal taktgebend, es fehlt jedoch eine europäische Übersetzung der Agenda 2030. econsense unterstützt in diesem Zusammenhang die Forderung der Bundesregierung nach einem umfassenden strategischen Rahmen für die Umsetzung der Agenda 2030 auf EU-Ebene. Die DNS sollte aber nicht nur die Verzahnung und Anschlussfähigkeit mit der internationalen und europäischen Ebene im Blick haben, sondern auch die Bundesländer miteinbinden. Wir unterstützen die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien auf Länderebene sowie das konsolidierte Bund-Länder-Vorgehen wie in der Gemeinsamen Erklärung aus 2019 festgehalten.
  • Eine Dekade noch: von der Strategie zum Handeln kommen
    In der letzten Dekade bis 2030 muss es darum gehen, vom Strategiemodus in den Handlungsmodus umzuschalten – und das auf allen Ebenen und im Zusammenspiel aller gesellschaftlichen Akteure. Um die Reichweite und das Aktivierungspotenzial der DNS zu erhöhen, würden wir zum einen in der Textstruktur eine klarere Trennung von deskriptiven Elementen (z.B. Hinführung, Hintergrund, Bestandsaufnahme) und strategischen Elementen bzw. dezidiert neuen Ergänzungen der Fassung 2020/21 und zum anderen eine deutliche Kürzung der zurzeit 300 Seiten-starken Strategie bzw. die Erstellung einer Kurzfassung vorschlagen. Auf diese Weise könnte der Zugang zur DNS für eine größere Gruppe interessierter natürlicher und juristischer Personen ermöglicht werden. Eine zentrale Stakeholder-Gruppe, die die DNS adressiert, sind die deutschen Unternehmen. Unternehmen haben jedoch nicht zu allen Handlungsfeldern und Indikatoren, die in der DNS genannt werden, den gleichen Bezug. Abhängig von Sektor, Branche, Unternehmensgröße, Produktionsstandort und Wertschöpfungsstufe sind unterschiedliche Aspekte für die Unternehmen materiell bedeutsam. Dieser Zielgruppe würde daher zweierlei bei der Übersetzung der Strategie in konkretes Handeln helfen: zum einen eine klare Stakeholder-Logik und zum anderen die Orientierung anhand der sogenannten „off-track“ Indikatoren. Die Stakeholder-Logik meint die konkrete Formulierung von Erwartungen an Unternehmen, wie diese bei der Strategieumsetzung unterstützen können. Die Orientierung anhand der "off-track" Indikatoren würde vor dem Hintergrund, dass ein Drittel der Zeit bis 2030 bereits vergangen ist, dem unternehmerischen Handeln eine klare Richtung geben und den Impact des Handelns steigern. Die Online Plattform des Statistischen Bundesamtes, auf der alle Indikatoren der DNS sowie deren Zielerreichungsgrad dargestellt sind, ist ein guter erster Schritt. Ein weiterer Themenbereich, den die DNS aus unserer Sicht noch zu wenig in den Blick nimmt, ist die Finanzierung der Transformationsmaßnahmen.

econsense sieht dem weiteren Dialog entgegen und wird auch in Zukunft engagiert mit seinen Mitgliedsunternehmen und weiteren Partnern an der Umsetzung der Agenda 2030 arbeiten – national, europäisch und international. Wir sind überzeugt, dass die anstehenden Herausforderungen nur gemeinsam gelöst werden können und das dabei die Wirtschaft über ihre Innovationskraft einen entscheidenden Anteil haben muss. Wir stehen der Bundesregierung und allen interessierten gesellschaftlichen Gruppen dazu jederzeit als Dialogpartner zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen


Nadine-Lan Hönighaus            Dr. Thomas Koenen
Geschäftsführerin                    Geschäftsführer