Für eine starke globale Gesundheitspolitik

Weltgesundheitsorganisation Für eine starke globale Gesundheitspolitik

Viren machen nicht an Grenzen halt. In einer zunehmend vernetzten Welt müssen Staaten und internationale Organisationen gemeinsam auf Gesundheitsgefahren reagieren. Das macht die Weltgesundheitsorganisation WHO, eine Behörde der Vereinten Nationen - auch mit tatkräftiger Unterstützung Deutschlands.

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Spätestens seit dem Ebola-Ausbruch ist klar: Krankheitsausbrüche lassen sich nicht national begrenzen. Um Gesundheitskrisen wirksam zu bekämpfen, müssen Staaten weltweit zusammenarbeiten.

Der Ebola-Ausbruch in Westafrika 2014/2015 war die schlimmste Epidemie seit der Entdeckung des Virus 1976. Im August 2014 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Ausbruch zur "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite".

Nur durch ein globales Krisenmanagement konnte die Seuche eingedämmt werden. Etwa 29.000 Menschen waren erkrankt, gut 10.000 von ihnen überlebten die Krankheit. Im März 2016 erklärt die WHO die Notlage für beendet.

Krankheiten durch Impfen ausrotten

Die größten Erfolge hat die WHO bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten, gegen die eine Impfung möglich ist. Durch weltweite Impfprogramme kann die Organisation verhindern, dass jedes Jahr mehrere Millionen Kinder an Infektionen sterben oder eine Behinderung zurückbehalten.

Beispiel Pocken: Ende 1979 erklärte die WHO die Krankheit für ausgerottet. Vorausgegangen waren Massenimpfungen. Denn 1967 war eine globale Pockenimpfung eingeführt worden. Zudem wurden bei auftretenden Krankheitsfällen alle Kontaktpersonen schnellstmöglich identifiziert, um einen Ausbruch zu verhindern.

Erfolge zeigen sich auch beim Kampf gegen Kinderlähmung (Polio). So konnte vor einigen Jahren Polio europaweit eliminiert werden. Die WHO koordiniert die globale Kampagne zur Ausrottung von Polio (Global Polio Eradication Initiative ).

"Man sieht ja, welche Erfolge diese Impfung gezeitigt hat, und dass wir wirklich Polio, sprich Kinderlähmung, jetzt "ausrotten" konnten", so Bundeskanzlern Angela Merkel in ihrem Video-Podcast am 21. Oktober zum Welt-Polio-Tag, "und deshalb hoffe ich, dass das so bleibt."

Anders als bei den Pocken ist Kinderlähmung allerdings noch nicht weltweit eliminiert. Zwar sind die Zahlen der Neuinfektionen enorm gesunken, vereinzelt aber gibt es sie noch. Nur durch konsequentes Weiter-Impfen kann verhindert werden, dass Polio sich wieder ausbreitet.

Gesundheitssysteme stärken

Mittlerweile ist die WHO in der Lage, Gesundheitsfachkräfte innerhalb von 24 bis 48 Stunden loszuschicken, wenn ein Notfall wie der Ebola-Ausbruch vorliegt. Diese Fachkräfte können einen Krankheitsausbruch kontrollieren und eindämmen. Zudem kann die WHO innerhalb von 24 bis 48 Stunden Hilfsgüter bereitstellen.

Um aber nachhaltig Gesundheitskrisen zu bewältigen, braucht es nationale starke Gesundheitssysteme. Denn wo alle Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, können Epidemien wie Ebola oder Cholera besser beherrscht werden. Daher unterstützt die WHO ärmere Länder auch dabei, funktionierende Gesundheitssysteme aufzubauen.

Die Bundesregierung hat sich für die Stärkung der Gesundheitssysteme ärmerer Länder bereits bei ihrer G7-Präsidentschaft 2015 und auch während ihrer G20-Präsidentschaft 2017 eingesetzt. Und die beteiligten Länder haben zugesichert, mehr Mittel für den Aufbau funktionierender Gesundheitssysteme bereitzustellen.

Bundesregierung unterstützt WHO

Die Bundesregierung beteiligte sich 2017 mit insgesamt rund 108 Millionen Euro an der Finanzierung der WHO.

Gut 63 Millionen zahlte das Bundesgesundheitsministerium. Hiervon waren 26,6 Millionen Euro Mitgliedsbeiträge, 35 Millionen Euro freiwillige Beiträge. Damit erhöhte die Bundesregierung ihren freiwilligen Beitrag um fünf Millionen Euro. Dazu kamen Kosten für die Zusammenarbeit von deutschen Organisationen wie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder dem Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg mit der WHO .

Auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und das Auswärtige Amt beteiligten sich an Maßnahmen der WHO.

WHO braucht freiwillige Beiträge

Die WHO wird aus Pflicht- und freiwilligen Beiträgen finanziert. Der Haushalt der Organisation wird immer für zwei Jahre aufgestellt.

Der Regulär- oder Pflichtbeitrag richtet sich nach einer Skala, die die Vereinten Nationen für alle Länder festlegen. Bezugspunkt ist die Wirtschaftskraft. Deutschland muss nach diesem Schlüssel etwa 6,4 Prozent zum Haushalt beitragen. Für zwei Jahre müssen die 194 WHO-Mitgliedstaaten insgesamt Pflichtbeiträge in Höhe von einer Milliarde US-Dollar aufbringen.

Insgesamt beträgt das Volumen des Zweijahres-Haushalts derzeit etwa 4,4 Milliarden US-Dollar. Das zeigt: Die freiwilligen Beiträge übersteigen die Pflichtbeiträge. Ohne die freiwilligen Zahlungen - nicht nur von Ländern sondern auch von großen Stiftungen - könnte die WHO einen Großteil ihrer Arbeit nicht leisten.

Hinzu kommt: Nicht immer ist vorhersehbar, wieviel Geld die WHO benötigt. Wenn akute Gesundheitskrisen auftreten, muss schnell Geld zur Verfügung stehen. Das ist nicht vorab planbar.

Das bestmögliche Gesundheitsniveau bei allen Menschen zu verwirklichen: Das ist das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die WHO unterstützt ihre Mitgliedstaaten dabei, Gesundheitsprogramme umzusetzen, sie fördert medizinische Forschung und leistet Soforthilfe bei Katastrophen.

Gegründet wurde sie am 7. April 1948 als Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen. Heute sind 194 Staaten Mitglieder der WHO.

Die Organisation hat ihren Hauptsitz in Genf. Aufgeteilt ist sie in sechs Regionen, für die jeweils ein Regionalbüro zuständig ist. Darüber hinaus gibt es mehr als 140 Länderbüros. Die WHO hat weltweit über 7000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Weltgesundheitsversammlung (WHA) ist das höchste Entscheidungsorgan der WHO. An den jährlichen Sitzungen nehmen Vertreter aller 194 Mitgliedstaaten teil. Zwischen den Sitzungen der Weltgesundheitsversammlung steuert der Exekutivrat aus 34 Regierungsvertretern die Organisation.