Deutscher Bibliotheksverband e.V.

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Potenzial von Bibliotheken durch strategische Einbindung nutzen

Der dbv bringt folgende Punkte in die Konsultation zur Aktualisierung der Nachhaltigkeitsstrategie ein:  

  • Als niederschwellig zugängliche Einrichtungen, in denen Wissen, Information und Infrastruktur geteilt und langfristig sowie konsumfrei für alle zur Verfügung gestellt wird, leisten Bibliotheken einen wichtigen Beitrag zu allen 17 Nachhaltigkeitszielen.
  • Darüber hinaus setzen sich immer mehr Bibliotheken proaktiv für das Thema ein – sei es durch die Bereitstellung von Informationsmaterial, die thematische Erweiterung ihres Medienbestandes, oder durch Diskussionsrunden und Workshops zum Thema Nachhaltigkeit. Dies zeigte sich u.a. durch die aktive Teilnahme vieler Bibliotheken an den Aktionstagen Nachhaltigkeit 2020.
  • Um dieses Potenzial der Bibliotheken besser zu nutzen, sollten Bibliotheken als besucherstärkste Kultur- und Bildungseinrichtung in Entscheidungsprozesse und Strategien zur Nachhaltigkeit auf allen Ebenen als Partner eingebunden werden.
  • Ebenso sollten Bibliotheken bei der Kommunikation zur Nachhaltigkeitsstrategie verstärkt eingebunden werden, denn sie erreichen mit ihrer breiten Nutzergruppe, ihren hohen Besucherzahlen und ihrer flächendeckenden Präsenz ein großes Zielpublikum.  

    Zur Dialogfassung der Bundesregierung:
  • Als außerschulische Kultur- und Bildungseinrichtung und als einer der Vermittler von Medienbildung sollten Bibliotheken vor allem bei der Umsetzung von Ziel 4 - der hochwertigen Bildung – von Anfang an als zentrale Bildungspartner mitgedacht werden.
  • Bei der Aktualisierung der Strategie sollte der Zugang zu Wissen und Information als Indikator bei Ziel 16 – eine friedliche und inklusive Gesellschaft – aufgenommen werden. In Zeiten von Falschinformationen und Populismus ist es wichtiger denn je, dass Bürger*innen sich u.a. in Bibliotheken anhand von zuverlässigen und seriösen Quellen informieren und so selbstbestimmt handeln können.
  • Es ist begrüßenswert, dass die Verbesserung des Zugangs zum Kulturerbe als neuer Indikator bei Ziel 11 (nachhaltige Städte und Gemeinden) aufgenommen wird.

Bibliotheken sind nachhaltige Einrichtungen mit einem großen Potenzial zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie beizutragen. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, muss es jedoch von Politik und Verwaltung gewürdigt und genutzt werden. Der dbv hat sich deshalb bereits mit mehreren Stellungnahmen zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie eingebracht  und aktiv an der Auftaktkonferenz zur Aktualisierung der Strategie im Oktober 2019 teilgenommen. Auch an den drei regionalen Konferenzen waren Landesverbände im dbv und einzelne Bibliotheken vertreten. Zur Aktualisierung der Strategie möchte der dbv folgendes einbringen:

1.    Bibliotheken leisten Beitrag zu allen 17 Nachhaltigkeitszielen

Bibliotheken sind niederschwellig zugängliche Orte, generationsübergreifende Treffpunkte, Veranstaltungsorte für den gesellschaftlichen Diskurs, Orte der sozialen Teilhabe sowie Lern- und Erfahrungsräume. Wie sie damit zu jedem einzelnen der 17 Nachhaltigkeitsziele beitragen können, wird ausführlich in einer dbv Stellungnahmen vom 26. Juni 2018 beschrieben.  Besonders hervorgehoben werden können folgende Ziele:

  • Hochwertige Bildung und lebenslanges Lernen (Ziel 4): Bibliotheken bieten sowohl Zugang zu Lehrbüchern und Forschungsergebnissen, bieten kostenfreie Lern- und Arbeitsplätze und vermitteln Lese-, Informations- und Medienkompetenz. Somit sind Bibliotheken zentrale Bildungspartner, die die Möglichkeit des lebenslangen Lernens für alle fördern.  
  • Gleichberechtigung der Geschlechter (Ziel 5): Als einfach zugängliche und einladende, gleichzeitig aber auch geschützte und gesellschaftlich akzeptierte Orte bieten Bibliotheken Freiräume ohne Rollenerwartung und Vorurteile. Dies schafft eine wichtige Grundlage für Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für Frauen und Mädchen.
  • Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten (Ziel 11): Die Erhaltung von Kulturgut stärkt lokale Gemeinschaften und unterstützt die inklusive und nachhaltige Entwicklung von Städten. Bibliotheken spielen eine wichtige Rolle dabei, wertvolles dokumentarisches Erbe in all seinen Formen für zukünftige Generationen zu erhalten und zu schützen.

2.    Bibliotheken setzen sich proaktiv für die Nachhaltigkeit ein

Das Thema Nachhaltigkeit ist bei den Bibliotheken angekommen. Mit Aktionen wie Diskussionsrunden und Vorlesungen zur Nachhaltigkeit, kreativen Workshops für Kinder, Bibliotheken der Dinge, oder Repair-Cafes, laden sie ihre Nutzer*innen ein, eine nachhaltige Gesellschaft mitzugestalten.  Dies zeigten sie u.a. an den Deutschen Aktionstagen Nachhaltigkeit 2020, an denen zahlreiche Bibliotheken aus ganz Deutschland mit unterschiedlichen Aktionen teilnahmen. Das Bibliotheksprogramm reichte von Ausstellungen und Medientischen über Impro-Theater, einer Tauschbörse, einem MINT-Festival, Saatgut-Sprechstunden bis hin zur mobilen Fahrradwerkstatt.  

3.    Bibliotheken in Entscheidungsprozesse einbinden

Das Potenzial der Bibliotheken muss in Zukunft noch stärker von Politik und Verwaltung gewürdigt und genutzt werden. Nur wenn Bibliotheken von Anfang an in Konzepte und Strategien auf allen politischen Ebenen eingebunden werden, kann eine noch engere Verzahnung der Bibliotheken mit anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen gelingen, um mit gemeinsamen Angeboten zu einer nachhaltigen Zukunft beizutragen.

Dazu gehört, allem voran, eine systematischere und frühzeitigere Einbindung in die Aktualisierung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Es ist bedauernswert, dass z.B. in der Mitgliedschaft des Rates für Nachhaltige Entwicklung, einem zentralen „Berater der Bundesregierung“ bei der Nachhaltigkeitsstrategie, der zu Entwürfen der federführenden Ministerien Stellung nehmen konnte,  der Kultur- und Bildungssektor kaum vertreten ist. Auch bei der Konsultation „weiterer gesellschaftlicher Akteure“  im Prozess zur Weiterentwicklung der Nachhaltigkeits-strategie waren die Bibliotheken nicht systematisch eingebunden.

4.    Bibliotheken in die Kommunikation der Nachhaltigkeitsziele einbinden

Die Kommunikation zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele nimmt in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie einen hohen Stellenwert ein. Hier müssen Bibliotheken als Multiplikatoren mitbedacht werden.  Denn als niedrigschwellig und für alle Bevölkerungs- und Altersgruppen zugängliche Einrichtungen und ihren hohen Besucherzahlen,  erreichen sie einen großen Teil der Bevölkerung . Mit ihrer flächendeckenden Präsenz – die über 9.000 Bibliotheken in Deutschland erstrecken sich über Großstädte, Kleinstädte und den ländlichen Raum - haben Bibliotheken das Potenzial vor Ort etwas zu bewirken und die Bevölkerung bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele einzubinden.

5.    Bibliotheken als außerschulische Bildungspartner anerkennen und fördern

Wie in der Dialogfassung der Bundesregierung festgehalten, kommt hochwertiger Bildung bei den Nachhaltigkeitszielen eine „Schlüsselrolle“ zu, denn Bildung bietet die Grundlage für „ein selbstbestimmtes Leben sowie für Teilhabe an Wirtschaft, Gesellschaft und politischen Prozessen“.  Dabei spielt nicht nur die formale Bildung, sondern auch das Konzept des „lebensbegleitenden“ und informalen Lernens eine wichtige Rolle. Hier sind Bibliotheken wichtige Einrichtungen. Als Kooperations- und Bildungspartner von Schulen und Kindertageseinrichtungen bieten sie zahlreiche Veranstaltungen, Projekte und Programme an, mit denen sie Lese-, Informations- und Medienkompetenzen vermitteln. Gerade die Zeit während der Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Versorgung mit digitalen Angeboten durch Bibliotheken breit angenommen wurde, dass sie Menschen digital verbunden und ihre Kreativität gefördert haben und in der Lage waren, Bildungsbenachteiligung teilweise auszugleichen. Bei der Umsetzung von Ziel 4- der hochwertigen Bildung – können Bibliotheken als Bildungspartner deshalb nicht unerwähnt bleiben.

6.    Zugang zu Wissen und Information als Indikator unter Ziel 16 aufnehmen

Das Ziel einer friedlichen und inklusiven Gesellschaft (SDG 16) ist, wie die Dialogfassung anerkennt, ein Schlüsselziel der Agenda 2030 und eine Grundvoraussetzung für die Erreichung vieler weiterer SDGs. Zur Erreichung dieses Ziels bedarf es, neben Maßnahmen zur Verringerung von Gewalt und der friedlichen Austragung von Konflikten, aber auch niedrigschwelligen Zugang zu qualitätsgesicherter Information. Gerade in Zeiten von Populismus und Falschinformationen im Netz ist es wichtiger denn je, dass Bürger*innen sich anhand von zuverlässigen und seriösen Quellen informieren und so selbstbestimmt handeln können.

Bibliotheken leisten hier einen wichtigen Beitrag, denn mit ihrem überparteilichen und qualitätsgeprüftem Medien- und Informationsangebot fördern sie die informationelle Grundversorgung aller Bürger*innen. Durch Leseförderung und Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz unterstützen ihre Nutzer*innen dabei, die Medien richtig zu erschließen und mit ihnen umzugehen.

Der dbv schlägt vor, dass diese wichtige Grundvoraussetzung zur Erreichung von SDG 16, auch als Indikator der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen wird. Ein Vorschlag dazu, wie genau dieser Indikator ausgestaltet werden kann, macht der dbv in seiner Stellungnahme vom 14.02.2020.

7.    Aufnahme des Kulturerbes als neuen Indikator beibehalten

Der dbv unterstützt die digitale Zugänglichmachung des Kultur- und Wissenserbes Deutschlands über die Deutsche Digitale Bibliothek also neuen Indikator in der Nachhaltigkeitsstrategie. Bibliotheken spielen eine wichtige Rolle dabei, wertvolles dokumentarisches Erbe in all seinen Formen für zukünftige Generationen zu erhalten und zu schützen. Durch die Digitalisierung und Vernetzung dieser Bestände wird das kulturelle Erbe nicht nur für zukünftige Generationen bewahrt, sondern auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Das ist wichtiger Baustein einer nachhaltigen und inklusiven Entwicklung von Städten und Gemeinden und zur Stärkung von lokalen Gemeinschaften.


Der Deutsche Bibliotheksverband e.V. (dbv) vertritt mit seinen mehr als 2.100 Mitgliedern bundesweit rund 10.000 Bibliotheken mit 25.000 Beschäftigten und 11 Mio. Nutzer*innen. Sein zentrales Anliegen ist es, Bibliotheken zu stärken, damit sie allen Bürger*innen freien Zugang zu Informationen ermöglichen. Der Verband setzt sich ein für die Entwicklung innovativer Bibliotheksleistungen für Wissenschaft und Gesellschaft. Als politische Interessensvertretung unterstützt der dbv die Bibliotheken, insbesondere auf den Feldern Informationskompetenz und Medienbildung, Leseförderung und bei der Ermöglichung kultureller und gesellschaftlicher Teilhabe für alle Bürger*innen.