Deutsche Waldtage 2023
„Gesunder Wald. Gesunde Menschen!“ – unter diesem Motto laden vielfältige Veranstaltungen zu den Deutschen Waldtagen ein. Doch der Waldzustandsbericht 2022 zeigt: Der Wald ist im Klimastress. Wie es gelingt, ihn klimaangepasster umzubauen, das erforscht Benedikt Bösel, ein Waldbesitzer aus Brandenburg.
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Benedikt Bösel, Landwirt des Jahres 2022, untersucht verschiedene Waldumbauweisen und vergleicht sie anhand ihrer ökonomischen und ökologischen Entwicklung.
Foto: Phil Dera
Vom 15. bis 17. September finden die Deutschen Waldtage statt. Forstleute und Waldbesitzerinnen und -besitzer laden gemeinsam mit vielen Partnern zu Veranstaltungen und Mitmachaktionen in die Wälder ein. Initiatoren sind das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und der Deutsche Forstwirtschaftsrat. Mit dem Motto: „Gesunder Wald. Gesunde Menschen!“ wird das Thema der UN zum Internationalen Tag des Waldes aufgegriffen.
Viele Studien belegen: Wälder tragen auf vielfältige Weise zur Gesundheit der Menschen bei. Sie liefern saubere Luft, frisches Trinkwasser, gesunde Lebensmittel und Heilpflanzen. Waldaufenthalte wirken sich positiv auf die körperliche, geistige und soziale Gesundheit aus.
So spricht das diesjährige Programm unterschiedlichste Interessen an: Es gibt Pflanz- und Aufräumaktionen, Pilzexkursionen, Waldbaden, Wald-Yoga, Abendwanderungen für alle Sinne, aber auch das Entdecken von „Heimischen Superfoods“ und Mountainbike-Touren. Unter deutsche-waldtage.de sind alle Veranstaltungen zu finden.
Wie gesund ist der Wald?
Dürre, Hitze und Schädlingsbefall haben den Wald geschwächt. Nach Angaben des BMEL leiden mehr als 500.000 Hektar Wald an den Folgen der Klimakrise und müssen aufgrund von Waldschäden in den nächsten Jahren wiederbewaldet werden. Weitere 2,5 Millionen Hektar sind noch nicht an ein geändertes Klima angepasst.
Auch der Waldzustandsbericht 2022 enthält besorgniserregende Zahlen: Nur jeder fünfte Baum ist gesund. Anhand der Bewertung des Kronenzustandes der Bäume – wie dicht Laub oder Nadeln sind - wird jährlich erfasst, wie sich der Zustand der Bäume verändert. Damit die Wälder Trockenheit und hohen Temperaturen besser standhalten, ist ein Umbau notwendig: weg von Monokulturen, hin zu standortangepassten klimastabileren Mischwäldern.
Wie kann der Waldumbau gelingen?
Benedikt Bösel, ein Ökolandwirt und Waldbesitzer aus Alt Madlitz in Brandenburg, bewirtschaftet rund 2.000 Hektar Wald, größtenteils sind es Kiefern, die in Monokultur gepflanzt wurden. Diese Bestände sind besonders anfällig für Schädlinge und Extremwetterereignisse. Der Waldzustandsbericht 2022 zeigt: Nur 13 Prozent aller Kiefern in Deutschland haben keine Kronenverlichtungen – ein historischer Tiefstwert.
Seit 2021 erforschen Bösel und sein Team von Gut&Bösel, wie der Aufbau eines multifunktionalen Mischwaldes, der klimaresilient und divers ist, gelingen kann. Dafür gründete Bösel die Finck Stiftung, durch die die wissenschaftliche Datenerhebung und Begleitung durchgeführt und koordiniert wird.
Auf fünf unterschiedlich angelegten Versuchsflächen wird getestet, wie man am erfolgversprechendsten auf dem sandigen brandenburgischen Boden und bei geringen Niederschlägen eine Kiefernmonokultur in einen resilienten Laubmischwald umbauen kann. Die verschiedenen Waldumbauweisen werden anhand ihrer ökonomischen und ökologischen Entwicklung verglichen. Ziel ist es, daraus Empfehlungen für die Region abzuleiten.
Für die Detailplanung der Flächen schrieb Agroforstleiter Renke de Vries das Konzept, unterstützt von Professor Martin Guericke von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE). Inspiriert wurden sie von dem Agroforstpionier Ernst Götsch. Das Konzept gewann ein Preisausschreiben von Ecover, einem Hersteller von ökologischen Waschmitteln, wodurch die Finanzierung gesichert werden konnte.
Benedikt Bösel fasst das Projekt zusammen: „Um Waldumbau im Sinne der Gesellschaft und der Ökosysteme umsetzen zu können, müssen die ökologischen und sozialen Leistungen des Waldes monetarisiert werden. Dafür müssen wir verstehen und nachweisen, welche Maßnahmen zu welchen Leistungen führen.“
Wie unterstützt die Bundesregierung den Waldumbau?
Die Bundesregierung sieht die Anpassung der Wälder an den Klimawandel als eine Aufgabe von gesamtgesellschaftlichem Interesse. Um Waldbesitzerinnen und -besitzer zu unterstützen, diesen Umbau zu meistern, hat das BMEL unter anderem das Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ aufgelegt. 900 Millionen Euro stehen dafür bis 2026 zur Verfügung.
Mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz will das BMUV entscheidend dazu beitragen, den allgemeinen Zustand der Ökosysteme in Deutschland deutlich zu verbessern und ihre Klimaschutzleistung zu stärken. Vier Milliarden Euro werden dafür bis 2026 bereitgestellt.
Ein weiteres Instrument zur Förderung von Klimaschutzleistungen und der Anpassung der Wälder an den Klimawandel ist der Waldklimafonds. Über Förderprogramm wurden bisher rund 500 Projekte gefördert. Aufgelegt wurde es bereits 2013 von BMUV und BMEL. Mit dem Sondervermögen Klima- und Transformationsfonds (KTF), das erst Anfang August von der Bundesregierung beschlossen wurde, sollen von 2024 bis 2027 weitere Mittel für Maßnahmen zum Natürlichen Klimaschutz und den Waldklimafonds bereitgestellt werden.