Kiel feiert die Einheit

Bürgerfest an der Förde Kiel feiert die Einheit

Das Bürgerfest unter dem Titel "Mut verbindet" hat zum Tag der Deutschen Einheit richtig Fahrt aufgenommen. "Schiff ahoi" hieß es auf dem neuen Bundespolizeischiff "Potsdam" – zugleich ein Wegweiser für das kommende Einheitsjubiläum 2020 in der brandenburgischen Landeshauptstadt.

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Fahne vom Tag der Deutschen Einheit.

Kiel feiert den Tag der Deutschen Einheit - auch die Bundesregierung ist mit vielfältigen Angeboten vertreten.

Foto: Bundesregierung/Pflug

Die zentrale Feier zum Tag der Deutschen Einheit hatte bereits am Donnerstagmorgen mit einem ökumenischen Festgottesdienst in der Kieler St. Nikolai Kirche begonnen. Unter dem Motto "Gottes Kraft erneuert" versammelte sich fast die gesamte Bundesregierung, Repräsentanten der Bundesländer sowie hochrangige Vertreterinnen und Vertreter von Bundestag, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht.

Gut gelaunt und regenfrei

Zuvor war der politischen Prominenz bereits der rote Teppich ausgerollt worden. Das Marinemusikkorps Kiel spielte vor dem Schifffahrtsmuseum an der Förde auf, bevor sich Bundespräsident Steinmeier, Bundeskanzlerin Merkel, Bundesverfassungsgerichtspräsident Voßkuhle, Bundestagspräsident Schäuble und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther als amtierender Bundesratspräsident ins Goldene Buch der Stadt eintrugen.

Auch das Wetter spielte mit: Öffneten sich am Vortag noch die Regenschleusen, konnten sich die Besucherinnen und Besucher am Donnerstag über die herbstlich-frischen Temperaturen bei lockeren Wolken am Himmel freuen.

Volles Haus im Zelt der Bundesregierung

Den Auftakt zur abwechslungsreichen Gästeliste im Zelt der Bundesregierung machte die Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer. Sie berichtete von ihrem morgendlichen Besuch auf der Fregatte Schleswig-Holstein, dem "Patenkind" von Ministerpräsident Günther. Am Wochenende werde sie dann zum Truppenbesuch nach Mali aufbrechen, erzählte die Ministerin.

Im Talk erinnerte sich Kramp-Karrenbauer dann an den Mauerfall vor 30 Jahren, den sie mit ihrem Mann zusammen vor dem heimischen Fernseher im Saarland erlebt hat. Auch heute sei die Erinnerung daran noch immer ein unglaublicher Moment, der ihr "Gänsehaut und Tränen in die Augen" bringe. In diesem Kontext würdigte sie auch die Leistungen der Bundeswehr bei der Wiedervereinigung Deutschlands: "Vor fast 30 Jahren wurden Angehörige aus zwei Armeen vereinigt. Über Nacht wurden so aus Gegnern Kameraden."

In ihrem Schlusswort an die Besucherinnen und Besucher im Festzelt betonte die Ministerin zweierlei: "Erstens: genießen Sie diesen Festtag! Der Tag der Einheit ist ein Tag der Freude und ein Tag, um zu feiern. Und zweitens: Wenn Sie Soldatinnen oder Soldaten sehen, sprechen Sie sie an, stellen Sie Fragen – das Gefühl der Anerkennung tut ihnen gut, denn: sie sind ein Teil unserer Gesellschaft."

Bürger-Talk mit dem Vizekanzler

Die hochranginge Gästeliste wurde von Vizekanzler und Bundesfinanzminister Olaf Scholz nahtlos fortgesetzt. In einer offenen Talkrunde mit den Bürgerinnen und Bürgern im voll besetzen Festzelt kamen viele Themen zur Sprache: Klimaschutz, Kohleausstieg, erneuerbare Energien, die Afrikapolitik der Bundesregierung und die "schwarze Null".

Scholz machte unmissverständlich klar, dass er zu den beschlossenen Klimaschutzzielen der Bundesregierung steht: "Wir müssen aus der Kohleverstromung aussteigen" sagte er unter dem zustimmenden Beifall der Besucherinnen und Besucher. Es sei eine "große, ernste Aufgabe", den Klimawandel zu stoppen.

Zum Abschluss der intensiven Diskussion gab es noch ein ganz besonderes Highlight: Der Bundesfinanzminister überreichte die brandneue 2-Euro-Gedenkmünze anlässlich des Einheitsfeiertages an Stephan Meyer, Staatssekretär im Bundesinnenministerium. Diese "kleine Mittelverbesserung" solle zumindest symbolisch dazu beitragen, gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland herzustellen.

Die Gedenkmünze gibt es offiziell ab 10. Oktober. Sie ist auch ein offiziell zugelassenes Zahlungsmittel. Gestaltet hat die besondere Münze ein französischer Künstler. Auf diesem Weg feiern Frankreich und Deutschland den Mauerfall und die Wiedervereinigung zusammen – im Geiste der deutsch-französischen Freundschaft.

Kinderrechte und Klimaforschung im Mittelpunkt

Die Gesprächsrunde mit Bundesfamilienministerin Giffey hatte ein zentrales Thema: Kinderrechte. Initiiert vom Kinderschutzbund hatten Lea, Carlotta und Mia die Gelegenheit, mit der Ministerin über ihre Rechte zu sprechen und Fragen zu stellen. Unterstützt wurde die durchweg weibliche Runde zum Schluss von Freddy, dem Familienadler. Das Maskottchen des Bundesfamilienministeriums war auch auf dem Bürgerfest im Einsatz und diente nicht zuletzt als beliebtes und geduldiges Fotomotiv für Jung und Alt.

In der Talkrunde mit Bundesforschungsministerin Karliczek ging es vor allem um Klimaforschung und die aktuelle Nordpol-Expedition: Mitte September hatte sich das deutsche Forschungsschiff "Polarstern" auf den Weg in die Arktis gemacht. 64 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und weit über 1000 einzelne Packstücke an wissenschaftlicher Ausrüstung sind an Bord des Schiffes. Das internationale Forscherteam befindet sich auf dem Weg ins Packeis, um dort das Eis-Camp und das Netzwerk der Messstationen aufzubauen.

Gastgeber zeigt sich zufrieden

Zum Abschluss des Tages konnte die Bundesregierung den Gastgeber der Feierlichkeiten, Ministerpräsident Daniel Günther, auf ihrer Bühne begrüßen. "Ich bin stolz, als Ministerpräsident das Fest mitzugestalten", freute sich der schleswig-holsteinische Regierungschef. Er hätte sich kein besseres Jahr für seine Bundesratspräsidentschaft aussuchen können. Mit Blick auf die Deutsche Einheit betonte er, man "muss dieses Glück einfach miteinander genießen“. Mit der Publikumsresonanz dieses Tages zeigte er sich sehr zufrieden, es sei sogar mehr los gewesen "als bei der Kieler Woche". Das Motto des Bürgerfestes "Mut verbindet" sei hervorragend gewählt, da es als Klammer zwischen den Ereignissen der Wendezeit und den heutigen Herausforderungen dienen könne.