Raumplanung unter erschwerten Klimabedingungen

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Klimawandel und Regionalplanung Raumplanung unter erschwerten Klimabedingungen

Der ⁠Klimawandel stellt auch die Raumplanung vor große Herausforderungen. Extremwetterereignisse wie Starkregen⁠, Hitze- und Trockenheit wirken sich direkt auf die Flächennutzung aus und schränken sie an vielen Orten ein. Zahlreiche Landflächen eignen sich zum Beispiel wegen des Hochwasserrisikos nicht mehr für Neubaugebiete. 

4 Min. Lesedauer

Grüne Gleise: Straßenbahntrasse mit Klimaeffekt

Grüne Gleise: Straßenbahntrasse mit Klimaeffekt

Foto: imago images/viennaslide

1.    Risiken und Fakten

Bau-, Raum- und Regionalplanung

Die Verantwortlichen in der Raum-, Regional- und Bauleitplanung sind schon heute mit erheblichen Konsequenzen des Klimawandels konfrontiert. Extremereignisse wie ⁠Starkregen⁠, Hitze- und Trockenperioden und deren Folgen haben unmittelbare Bedeutung für die Raum- und Flächennutzung. Zu den Auswirkungen des Klimawandels gehören sinkende Grundwasserspiegel, Schäden an Wäldern und Böden oder die Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt. 

Die meisten Städte und Regionen in Deutschland waren bereits mehr als einmal von extremen Wetterereignissen betroffen. Vorausschauende Regional- und Bauleitplanung hat dabei die ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ in allen Phasen der Planung im Blick. Denn geeignete Flächen für bestimmte Nutzungen müssen langfristig gesichert und unterschiedliche Interessen für die Raumnutzung berücksichtigt werden. Die Ausprägungen des Klimawandels unterscheiden sich dabei regional. 

Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse des Bundes (KWRA) zeigt, dass die deutlichsten Veränderungen bei der Häufigkeit von Hitzeperioden pro Jahr bis zur Mitte und bis zum Ende des 21. Jahrhunderts entlang des Oberrheins und in Teilen Ostdeutschlands zu erwarten sind.

Hochwasser und Trockenheit 

Hochwasser und Überflutungen großer besiedelter Gebiete stellen die Planenden vor erhebliche Herausforderungen. Bundesweit gab es in den letzten beiden Jahrzehnten starke Hochwasserschäden. Die Expertinnen und Experten sind sich einig, dass die Wahrscheinlichkeit von klimabedingten Extremwetterereignissen steigen wird. Für einen verbesserten Hochwasserschutz zu sorgen, ist Aufgabe der bundesweiten Raumplanung. 

Auch die Wasserversorgung ist ein wichtiger Bereich der Bau- und Raumplanung. Betroffen sind Siedlungsgebiete, Freiräume, Verkehr und Infrastrukturen der Wasser- und Energiewirtschaft. Dabei kann es gerade in wasserarmen Regionen zu Versorgungsengpässen kommen. Denn starke Hitze führt zu knappen Wasserressourcen und gefährdet die ökologische Schutzfunktion natürlicher Flächen. Auch die Waldbrandgefahr erhöht sich.

Veränderung der Lebensräume

Bei der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung von Räumen spielen die Folgen des Klimawandels ebenfalls eine große Rolle. Sie verursachen oft unerwartete Auswirkungen auf Arten und auf ganze Ökosysteme. Das hat Auswirkungen auf die genetische Vielfalt, das Verhalten und letztendlich das Überleben der Arten. Die Veränderung von Tier- und Pflanzenarten durch Klimafolgen kann Ökosysteme strukturell verändern.

Probleme bei der regenerativen Energieproduktion

Extremwetterereignisse durch den Klimawandel können auch die Produktionsprozesse erneuerbarer Energien gefährden. Denn die Erzeugung ist auf intakte Flächen angewiesen. Das gilt zum Beispiel für Solardächer oder Flächensolaranlagen, für Windparks oder im Biomasse⁠-Anbau.
 

2. Maßnahmen zur Anpassung

2020 hat die Bundesregierung den „Aktionsplan Anpassung III“ (APA III) beschlossen. Er skizziert mehr als 180 Maßnahmen aller Bundesressorts zur Klimaanpassung und setzt die Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) von 2008 fortlaufend und bundesweit  in die Praxis um. Die DAS ist der strategische Rahmen der Bundesregierung zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor den Folgen des Klimawandels. 

Hochwasserschutz

Konkrete und effektive Maßnahmen zur Klimaanpassung sind im Planungsfeld Hochwasserschutz zum Beispiel Hochwasserrückhaltebecken und zusätzliche Überschwemmungsgebiete, um die Wassermassen bei Flut zu regulieren.

Mit einem länderübergreifenden Raumordnungsplan wollen Bund und Länder den Schutz vor Überflutung verbessern. Damit kann erstmals länderübergreifend festgelegt werden, wie bestimmte Flächen genutzt werden. Dadurch lassen sich Hochwasserrisiken minimieren – besonders für Siedlungsflächen und wichtige Verkehrs- und Energienetze. Der neue Bundesraumordnungsplan soll bestehende Regelungen mit neueren Anforderungen effizient verbinden.

Städtebauförderung

In der Stadt- und Raumplanung hat die Klimaanpassung auch bei der Städtebauförderung eine immer größere Bedeutung. Mit Blick auf die bundesweiten Auswirkungen der Klimafolgen wurde die Verwaltungsvereinbarung zur „Städtebauförderung 2020“ zwischen Bund und Ländern weiterentwickelt und abgestimmt. „Maßnahmen des Klimaschutzes bzw. zur Anpassung an den Klimawandel, insbesondere durch Verbesserung der grünen Infrastruktur (beispielsweise des Stadtgrüns)“ sind zwingende Voraussetzung für eine Förderung. 

Auch die Maßnahmen des Weißbuches Stadtgrün (2017) tragen zur Anpassung an den Klimawandel bei. Ein zentraler Baustein ist die Förderung von Stadtgrün-Projekten insbesondere im Rahmen der Städtebauförderung, nationaler Projekte des Städtebaus (Bundesprogramm) und der Nationalen Klimaschutzinitiative

Handlungsmaxime ist die Entwicklung einer urbanen naturnahen Infrastruktur, die die Lebensqualität in Städten sichert und mit mehr Grünflächen das Klima schützt. Weiterhin stehen Informationen über gute Praxis klimaresilienter Stadtentwicklung sowie die Forschung für klimaschützendes und -angepasstes Bauen und eine klimagerechte Stadtentwicklung im Fokus. 

Der Bund betreibt außerdem Forschungsprojekte insbesondere zu klimaangepasstem Bauen, klimaresilientem Stadtumbau und Techniken einer wassersensiblen Stadtentwicklung. 

So werden zum Beispiel Wissensgrundlagen aufgebaut, die zu einer angemesseneren Berücksichtigung des Klimawandels in Bau-Normen beitragen können. Dabei sollen technische Regelwerke identifiziert werden, die von Klimaveränderungen betroffen sein können. Neben DIN-Normen geht es dabei auch um auch Richtlinien des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) oder das Regelwerk der Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA).

3. Beispiele für zukünftige Anpassungsmaßnahmen

Zum Schutz von Mensch und Umwelt sind nachhaltige Maßnahmen gefragt. Dabei sind die Verantwortlichen vor Ort in den Kommunen als Betroffene die zentralen Akteure und müssen in übergreifenden Handlungsfeldern zusammenarbeiten: in den Bereichen Stadt-, Grün- und Entwässerungsplanung, Wald- und Forstwirtschaft, Tourismus oder Gesundheit.

Viele Kommunen verfügen nicht über geeignete Informationen und Daten, um wichtige Klimaanpassungsmaßnahmen in die eigenen Planungsprozesse einzubinden. Für die Identifikation der Klima-Hotspots vor Ort sind daher geeignete Instrumente wie Klimawirkungsanalysen, abgestimmte Maßnahmenkataloge, Starkregengefahrenkarten oder Hitzeaktionspläne nötig.

Zahlreiche Klimawandelfolgen treten über Landesgrenzen hinweg und flächendeckend auf. Das hat Einfluss auf die Verkehrswegeplanung, die Land- und Forstwirtschaft und viele andere kommunenübergreifende Handlungsfelder. Das Stichwort ist hier Kommunikation und Erfahrungsaustausch: Intensive Kooperationen und Abstimmung über thematische Aufgabenfelder und kommunale Grenzen hinweg sind notwendig. 

Hier unterstützt das neue „Zentrum KlimaAnpassung“ . Bei der Erarbeitung von Klimaanpassungskonzepten berät es bundesweit Kommunen in allen Phasen der Entwicklung. Die Einrichtung ist die erste bundesweit tätige Beratungs- und Informationsstelle ihrer Art und arbeitet im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Das Zentrum hilft auch bei der Wahl der passenden Förderung.