Migration gestern und heute

Einwanderungsland Deutschland Migration gestern und heute

In der Debatte über den zunehmenden Flüchtlingsstrom bleibt oft unerwähnt, dass Deutschland nicht erst seit gestern Einwanderungsland ist. Zudem suchten auch viele Deutsche einst ein besseres Leben in der Fremde. Daran erinnert das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven und lädt zum Dialog über Migration ein.

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Fassade des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven

Das Deutsche Auswandererhaus lädt im Forum Migration zum angstfreien Dialog über Einwanderung nach Deutschland ein.

Foto: DAH/Werner Huthmacher

Über sieben Millionen - größtenteils deutsche - Auswanderer zogen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allein von Bremerhaven aus in die Neue Welt. Gleichzeitig ist Deutschland bereits seit mehreren Jahrhunderten Ziel von Einwanderern. Dieser deutschen Migrationsgeschichte widmet sich das Deutsche Auswandererhaus (DAH) in Bremerhaven.

Als einziges Museum in der Bundesrepublik beleuchtet das Haus die Auswanderung Deutscher in die USA in verschiedenen Epochen. Mit der Erweiterung des Museumsgebäudes 2012 wurde die Dauerausstellung auch um das Thema 300 Jahre Einwanderung nach Deutschland ergänzt.

Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven wurde am 8. August 2005 als Private Public Partnership-Projekt gegründet. Im Jahr 2007 wurde es vom Europäischen Museumsforum EMF für sein innovatives Ausstellungskonzept mit dem bedeutenden European Museum of the Year Award als bestes Museum in Europa ausgezeichnet.

Forum Migration - Aus Angst wird Neugier

Mit einem neuen Vermittlungsprojekt trägt das Deutsche Auswandererhaus zur Versachlichung der aktuellen Flüchtlingsdebatte bei. Ziel ist es, einen angstfreien und partizipativen Dialog über Migration und gesellschaftliche Vielfalt in Gang zu setzen.

Dabei wird den Besuchern ermöglicht, aktuelle Fragen der Einwanderung nach Deutschland zu diskutieren und ihre Meinung zu äußern. Menschen mit Migrationshintergrund können von persönlichen Eindrücken und Erlebnissen berichten. Das auf zwei Jahre angelegte Projekt 'Forum Migration' wird aus dem Haushalt von Kulturstaatsministerin Grütters mit fast 130.000 Euro gefördert.

Museen als Brückenbauer zwischen den Kulturen

"Deutschland ist Einwanderungsland - und damit vor allem in den vergangenen 25 Jahren ethnisch heterogener, pluralistischer, schlicht: bunter geworden. Das bietet Chancen, aber auch Herausforderungen wie wir gerade in der aktuellen Flüchtlingsdebatte sehen können", so die Kulturstaatsministerin.

"Was wir jetzt mehr denn je brauchen, sind Räume der Verständigung, die offen für Menschen unterschiedlichster Herkunft sind", so Grütters weiter. "Ich freue mich daher sehr, dass sich das DAH unter anderem mit dem 'Forum Migration' ganz speziell diesem Anliegen widmet. Dies ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie unsere Museen als Brückenbauer zwischen den Kulturen gemeinsame Bezugspunkte schaffen, als Ankerpunkte in der Vielfalt Orientierung geben."

Ausstellung "Deutsche und das Fremde"

In der ab Oktober gezeigten Sonderausstellung "Deutsche und das Fremde" widmet sich das DAH dann der Frage, wie Einwanderer und ihre Aufnahmegesellschaft mit- und übereinander kommunizieren und wie diese Dialoge den späteren Verlauf der Integration beeinflussen.

Historisch zeichnet die Ausstellung zum einen die erste große deutsche Massenauswanderung nach, bei der ab 1709 knapp 13.000 Männer und Frauen vor allem aus südwestlichen deutschen Ländern nach Großbritannien zogen. Zum anderen bezieht sich die Ausstellung auf türkische Familien in Deutschland, die ab 1961 aufgrund des Anwerbeabkommens mit der Türkei in die Bundesrepublik kamen und inzwischen seit mehreren Generationen hier leben.

Ziel der Sonderausstellung ist es, Migration nicht als Ausnahmezustand zu vermitteln, sondern als etwas darzustellen, das zur deutschen Gesellschaft gehört.