Wie wohnen wir morgen?

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) Wie wohnen wir morgen?

Neue technische Möglichkeiten, aber auch Anforderungen durch den Umweltschutz verändern unsere Häuser. Was bedeutet es, dass immer mehr Menschen in Großstädten leben? Dieser und vielen anderen Fragen widmet sich das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.

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Aktiv-Stadthaus in Frankfurt am Main

Aktiv-Stadthaus in Frankfurt am Main: Erzeug mehr Energie als es verbraucht.

Foto: Helga Kühnhenrich

"Wir werden das gute Gefühl vermissen", sagte Familie Welke/Wiechers, die ein Jahr lang zur Probe im Berliner Energieeffizienzhaus wohnte. Froh war sie über das Gefühl, die Umwelt und das Klima nicht zu belasten. Denn die benötigte Energie für Heizung, Elektrogeräte und warmes Wasser erzeugt das Haus ganz umweltfreundlich selbst. Sie reicht sogar noch für den Betrieb eines Elektroautos.

Effizienzhäuser sorgen für ein Plus an Energie

Diese Idee vom Effizienzhaus plus ist bereits in mehr als 30 Gebäuden Realität geworden, die das für Umwelt und Bau zuständige Bundesministerium förderte. Solaranlagen auf Dach und Fassade erzeugen Energie. Sie entsteht aber auch aus der Energierückgewinnung aus Abluft und Abwässern oder durch Wärmepumpen. Inzwischen gibt es in Frankfurt am Main bereits ein Miethaus mit vielen Wohneinheiten, das mehr Energie erzeugt als verbraucht. Der Clou ist eine zusätzliche Energiegewinnung aus der Wärme eines unter dem Gebäude verlaufenden Abwasserkanals.

Effizienzhaus Plus, Haus der Zukunft Familie Welke-Wiechers testet das Einfamilienhaus in der Fasanenstraße

Das Plusenergiehaus in Berlin

Foto: BMVBS

Helga Kühnhenrich, Wissenschaftlerin am Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) macht aber deutlich, dass jedes Haus anders ist und damit die Fragen für die Wissenschaft sehr vielfältig sind. So spielt natürlich auch eine große Rolle, wie sich Bewohner so eines Hauses fühlen. Ein Lüftungssystem sorgt beispielsweise für richtig temperierte frische Luft, Fußbodenheizungen bieten zusätzlichen Komfort, durch tiefe Fenster kommt viel Licht in die Zimmer. Entscheidend für private Bauherren wird die ökonomische Bilanz sein. Wann werden die höheren Baukosten durch eingesparte Energiekosten ausgeglichen?

Das BBSR begleitet das Projekt, das Teil der Forschungsinitiative Zukunft Bau ist. Ziel ist, den Gebäudebestand in Deutschland nahezu klimaneutral auszurichten. Das wäre ein großer Schritt der Energiewende, denn derzeit macht der Energieverbrauch privater Haushalte mehr als ein Viertel des Gesamtenergieverbrauchs aus.

Vielfältige Aufgaben

Gebäude des Instituts

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Foto: Bundesregierung

Das Forschungsprojekt ist ein Beispiel für die wissenschaftlichen Aufgaben des BBSR. Zahlreiche Modellvorhaben unter anderem in den Bereichen Bau, Energieeinsparung und Stadtverkehr werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts wissenschaftlich begleitet oder selbst durchgeführt. Hinzu kommen vielfältige Daueraufgaben, vor allem Expertisen und Fachanalysen zu Fragen der Raum- und Stadtentwicklung sowie des Wohnungs- und Immobilienwesens und Bauwesens. Regelmäßig informiert das BBSR die Bundesregierung mit zahlreichen Berichten zu diesen Themen und arbeitet in Fachgremien mit.

"Wir machen keine Forschung im Elfenbeinturm, unsere Forschung richtet sich zum Gutteil auch an die Anwender in den Kommunen und Regionen", sagt Professor Harald Herrmann, Direktor des BBSR. Insgesamt gibt es elf Schwerpunkte, darunter Anpassung an den Klimawandel, Weiterentwicklung von stadt- und raumrelevanten Förderpolitiken, nachhaltiges Planen und Bauen oder der Umbau von Stadt und Land angesichts des demografischen Wandels.

BBSR Interview Prof. Harald Herrmann, Direktor des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Wohnungsmarkt beobachten

Ein für die Politik wichtiges Thema ist die Beobachtung des Wohnungsmarktes. Wo werden welche Arten von Wohnungen vermietet und verkauft, wie teuer werden sie angeboten? Matthias Waltersbacher vom BBSR analysiert dazu unter anderem Wohnungsangebote in den einschlägigen Zeitungen, Internet-Plattformen und weiteren Datenquellen. Daraus ergibt sich ein Bild, das die aktuelle und künftige Nachfrage, das Wohnungsangebot und den Neubaubedarf beschreibt. In den letzten Jahren zeigt sich ein großer Anstieg der Mieten insbesondere in wachsenden Groß- und Universitätsstädten.

Wohnungsnachfrage Grafik BBSR

So ändert sich die Wohnungsnachfrage

Foto: BBSR

Die durchschnittlichen Mietpreise liegen hier bei neun Euro (netto, kalt). Demgegenüber steigen die Mieten in ländlichen Gebieten nur langsam und betragen dort durchschnittlich nur wenig mehr als fünf Euro. In großen Teilen Ostdeutschlands rechnen die Forscher damit, dass die Zahl der Einwohner und der Haushalte sinkt. Daraus abgeleitete Analysen erlauben der Politik, den regional sehr unterschiedlichen Neubaubedarf und das Leerstandsrisiko einzuschätzen. Von diesen Daten profitieren alle: Mieter, Hausbesitzer, Kommunalpolitiker und die Bauwirtschaft.

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). 145 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Bonn und Berlin. Das BBSR berät die Bundesregierung bei Fragen der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens. Unter anderem legt es den Raumordnungs-, Stadtentwicklungsbericht sowie den Wohnungs- und Immobilienmarktbericht vor und erstellt Prognosen.