Für einen nachhaltigen Küstenschutz

Forschungsprojekt STENCIL Für einen nachhaltigen Küstenschutz

Wie können Sandabbau und -aufspülung an der Küste von Sylt möglichst effektiv gestaltet werden? Und welche Auswirkungen haben die Maßnahmen auf die Ökosysteme? Diese Fragen standen im Fokus des vom Bundesforschungsministerium geförderten Verbundprojekts STENCIL, das im Oktober 2019 ausgelaufen ist. Erste Ergebnisse im Überblick. 

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Die Brandung spült jährlich rund eine Million Kubikmeter Sand ins Meer, die Küstenlinie auf Sylt verschiebt sich um bis zu vier Meter. Nur mit großem technischem Aufwand können die Folgen dieser Erosion behoben werden.

Die Brandung spült jährlich rund eine Million Kubikmeter Sand ins Meer. Die Küstenlinie auf Sylt verschiebt sichdadurch um bis zu vier Meter.

Foto: Stefan Schimmels/Forschungszentrum Küste

Grundsätzlich führe an der Praxis der Sandaufspülungen kein Weg vorbei, da sie flexibel einsetzbar seien – im Gegensatz zu starren Schutzbauten wie Buhnen oder Strandmauern. So das Fazit der Forscher. Doch auch die Nachteile müssten stärker berücksichtigt werden.

Die Brandung vor Sylt spült jährlich rund eine Million Kubikmeter Sand ins Meer, die Küstenlinie verschiebt sich dadurch um bis zu vier Meter. Mit aufwendigen, jährlichen Sandaufspülungen wird versucht, diesem Prozess entgegenzuwirken. Im Verbundprojekt STENCIL wurde unter Leitung des Forschungszentrums Küste in den letzten drei Jahren untersucht, wie nachhaltig die Aufspülungen tatsächlich sind und wie sich der großflächige Sandabbau auf die Umwelt auswirkt. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesforschungsministerium.

Nachhaltige Auswirkungen

So haben die Untersuchungen ergeben, dass sich das Meer weit weniger von den massiven Eingriffen erholt als bislang angenommen wurde. "In den Abbaugebieten vor Sylt sind auch nach Jahrzehnten noch riesige Krater sichtbar", berichtet Projektleiter Stefan Schimmels. Die ehemals steilen Grubenränder rutschen in die Krater und feines Sediment setzt sich am Grund der Gruben ab.

Zu ähnlichen Ergebnissen sind Geologen der Universität Kiel gelangt: Sie stellten auch in anderen Sandabbaugebieten weltweit fest, dass sich die Meere nur langsam regenerieren. Zudem sind die natürlichen Sandkreisläufe ohnehin gestört. Experten schätzen, dass 50 Prozent des von Flüssen geführten Sandnachschubs durch Staudämme und Begradigungen nicht mehr das Meer erreichen.    

Folgen für das gesamte Ökosystem

Um die Umweltverträglichkeit der Sandentnahmen zu verbessern, wurde im Rahmen von STENCIL ein neues Verfahren entwickelt, mit dem gemessen werden kann, wie Muscheln oder Fische auf diese Eingriffe reagieren. "Wenn aufgewirbeltes Sediment schädlich für bestimmte Lebewesen ist, dann sollten die Maßnahmen anders konzipiert werden", fordert Schimmels.

Das aufgewirbelte Sediment lagert sich an anderer Stelle wieder ab, wodurch beispielsweise Algen und Seegräser, aber auch am Meeresboden siedelnde Tiere mit Sand begraben werden. Durch die sich verschlechternden Lebensbedingungen könnten diese Organismen abwandern – mit Folgen für das gesamte Ökosystem. Denn sie bilden eine wichtige Nahrungsgrundlage für Fische.

Sandaufspülungen vor Sylt

Vor allem während der Zeit der Winterstürme wirken die Naturgewalten an der Westküste der Insel Sylt. Die Folge: Jährlich werden rund eine Million Kubikmeter Sand ins Meer gespült, die Küstenlinie verschiebt sich. Um die Folgen der Erosion zu beheben, saugen spezielle Spülschiffe mehrere Kilometer vor der Küste ein Sand-Wasser-Gemisch an Bord. Dieses wird anschließend über Spülleitungen an den Strand gepumpt, wo der Sand mit Planierraupen verteilt wird. Alternativ kann der Sand auch vor dem Strand von einem Schiff verteilt werden. Dadurch entstehend Sandbänke, die den Wellen die Wucht nehmen. Die jährlichen Kosten belaufen sich auf bis zu zehn Millionen Euro. 

Sand ist einer der wichtigsten Rohstoffe - und wird gleichzeitig immer knapper: Weltweit werden jährlich 15 Milliarden Tonnen aus der Natur abgebaut – und für die Herstellung von Beton, Glas, Chemieprodukten oder Solarzellen genutzt. Auch im Küstenschutz wird viel Sand benötigt, um Strände und Dünen zu erhalten. Dies geschieht durch sogenannte Aufspülungen.