Forschen für Natur- und Artenschutz

Bundesamt für Naturschutz (BfN) Forschen für Natur- und Artenschutz

Der Kampf gegen illegalen Handel mit Elfenbein: Bei aller Exotik ein Thema für das Bundesamt für Naturschutz. Eines seiner zahlreichen Forschungsprojekte sieht die Alters- und Herkunftsbestimmung von Elfenbein vor. Damit soll Wildererbanden, die jährlich 20.000 Elefanten töten, das Geschäftsmodell entzogen werden.

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Elefantenkuehe mit Jungtier an einer Wasserstelle, Namibia, Oshikoto, Etoscha Nationalpark, Riedfontein Fountain

Afrikanische Elefanten müssen geschützt werden

Foto: picture alliance / blickwinkel

"Wie alt Elfenbein ist, kann man mit bloßem Auge nicht feststellen", sagt Karin Hornig vom Bundesamt für Naturschutz (BfN). Der Handel mit Elfenbein, insbesondere Rohelfenbein, für das vor allem in Asien eine große Nachfrage besteht, ist ein großes Problem. Da nur vor dem Inkrafttreten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens von 1976 erworbenes Elfenbein legal gehandelt werden darf, ist die Altersbestimmung sehr wichtig. Zudem muss bei beschlagnahmtem Elfenbein die Herkunft ermittelt werden. Denn grundsätzlich gibt es auch legales Elfenbein, etwa wenn ein Elefant eines natürlichen Todes stirbt oder aus einer legalen Jagd stammt.

Illegales Elfenbein wird in Kenia zur Verbrennung aufgeschichtet.

Beschlagnahmtes Elfenbein

Foto: picture alliance / dpa

Alter und Herkunft sind messbar

Forscher den Universitäten Regensburg und Mainz entwickelten in einem vom BfN konzipierten Projekt Verfahren, mit denen sich Alter und Herkunft des Elfenbeins genau feststellen lässt. Das Nahrungsangebot, Besonderheiten des Wassers und des Bodens ergeben je nach Herkunft des Elefanten ein typisches Muster bestimmter Elemente im Stoßzahn. Durch fast tausend Proben, die das BfN aus fast allen wichtigen afrikanischen Herkunftsländern beschaffte, entstand eine auch öffentlich zugängliche Landkarte und Datenbank, mit der sich nun mit hoher Sicherheit Herkunft und Alter von Elfenbein ermitteln lässt.

Extraktion der Proben im Labor in Jülich

Untersuchung von Elfenbeinproben

Foto: Agroisolab Jülich

Das Beispiel zeigt, wie vom BfN angeregte und betreute Forschung dient, die Vollzugsaufgaben des Instituts umzusetzen. Für das Artenschutzübereinkommen bedeutet dies Kontrolle der Ein- und Ausfuhr geschützter Tier- und Pflanzenarten.

Hilfe bei der Umsetzung von Gesetzen

Das BfN untersteht dem Bundesumweltministerium und sorgt für die Umsetzung zahlreicher Gesetze und internationaler Abkommen zum Naturschutz. Zu deren Unterstützung oder im Vorgriff auf künftig wichtige Themen wird dann auch Forschung initiiert. "Unsere Forschung ist dabei sehr breit gestreut", sagt Beate Jessel, Präsidentin des Amtes, "das reicht von Fragen, die sich mit der Verbesserung der Qualität von Schutzgebieten, von Biotop-Verbundsystemen befassen bis hin einer naturverträglichen Landnutzung im weitesten Sinne, und es betrifft natürlich auch Aspekte des Bezugs von Natur und Gesellschaft."

BfN Interview Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz

In all diesen Fragen berät das BfN Politik und Verwaltung, aber auch verschiedene Nutzer und die breite Öffentlichkeit. Es arbeitet mit Umweltschutzverbänden und Interessenvertretungen von Nutzern der Natur zusammen, also von Land- und Forstwirtschaft, Sport und Tourismus. Es stellt verschiedene Daten-und Informationsdienste zur Verfügung und veröffentlicht zahlreiche Schriftenreihen und Broschüren. Besonders wichtig ist die Zielgruppe der Kinder, die möglichst früh an den Naturschutz herangeführt werden sollen. Um sie zu erreichen, gibt es unter anderem das Magazin kinatschu (Kinder und Naturschutz) oder die Internetplattform www.naturdetektive.de . Fachleute, aber auch interessierte Privatleute können die Bibliothek nutzen, die zu den größten Naturschutzbibliotheken Europas gehört.

Bundesamt für Naturschutz

Bundesamt für Naturschutz

Foto: BfN

Das BfN liefert fundierte Fachinformationen, die dann helfen, politische Entscheidungen zu treffen. Eine derartige Fachinformation sind die zahlreichen Kartendienste zu unterschiedlichsten Fragen des Natur- und Umweltschutzes. Ein Beispiel sind Karten zum Thema Flussauen. Hieraus kann jeder ersehen, wie breit Flussauen einmal waren, wie schmal sie heute oftmals sind und wie es um ihre ökologische Qualität bestellt ist.

Auen und vorsorgender Hochwasserschutz

Bootstour auf der Saale

Naturbelassene Flüsse haben einen hohen Erholungswert

Foto: BfN/Jens Steingässer

Wie wichtig Flussauen sind, zeigten die großen Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre. Viele Flüsse sind heute stark kanalisiert und von Deichen eingegrenzt. Das Hochwasser kann nicht auf Flächen am Rande der Flüsse, die flussbegleitende Auen, ausweichen, sondern steigt massiv, bis die Deiche überschwemmt werden oder unter dem Druck brechen.

Die Karten des BfN helfen bei der Entscheidung, wo den Flüssen wieder mehr Raum gegeben und Auenbereiche renaturiert werden sollten. Die Forschungen des BfN haben zudem aufgezeigt, dass Auen auch weitere wichtige Funktionen für die Artenvielfalt, die Reinigung des Wassers und nicht zuletzt für den Erholungswert der Landschaft für die Menschen haben.

Elbaue bei Lenzen

Elbaue bei Lenzen

Foto: BfN/Katharina Nabel

Ein Beispiel für die Bedeutung der Auen ist die 420 Hektar umfassende Deichrückverlegung an der Elbe bei Lenzen. Dort lag der Scheitel des Hochwassers im Jahr 2013 nachweislich um bis zu 49 Zentimeter niedriger als bei einem vergleichbaren Hochwasser ohne Deichrückverlegung. Diese Arbeiten des vorsorgenden Hochwasserschutzes sind sehr dringend, wenn man sieht, in welch dramatischer Weise Auenflächen verschwanden. Die nächste Katastrophe kommt bestimmt. Schaut man sich die dichte Folge von "Jahrhunderthochwassern" an – 2002, 2003, 2006, 2011 und 2013 – dann stimmt sicher der Satz, der auf einer Tafel am Ufer eines von Hochwasser betroffenen Gebiets steht: "Die Jahrhunderte werden immer kürzer!"

Das Bundesamt für Naturschutz ist eine Ressortforschungseinrichtung, die dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit untersteht. Rund 340 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bonn, Leipzig und auf der Insel Vilm bei Rügen nehmen Vollzugsaufgaben im Zusammenhang mit internationalen Abkommen und Gesetzen wahr. Sie beraten Politik und Öffentlichkeit und führen Forschungsprojekte durch oder konzipieren und betreuen diese, wenn dies für die Umsetzung der übrigen Aufgaben notwendig ist oder sich dadurch neue Erkenntnisse für den Naturschutz gewinnen lassen.