EU-Jugenddialog in Hermannstadt

Europa im Gespräch EU-Jugenddialog in Hermannstadt

Bevor die Staats- und Regierungschefs der EU in Hermannstadt eintreffen, kommen dort rund 300 junge Europäerinnen und Europäer zusammen, um über die Zukunft ihres Kontinents zu diskutieren. Fünf Deutsche Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten von ihren Erwartungen.

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Jugendliche mit Europafahne

Im Rahmen des informellen Europäischen Rates findet auch ein Jugendgipfel statt.

Foto: Getty Images/Juice Images RF

"Dialog der jungen Bürger - gemeinsam die Zukunft Europas gestalten" lautet die Überschrift des EU-Jugendgipfels, der am Vortag des informellen Europäischen Rates in Hermannstadt (rumän. Sibiu) stattfindet. Neben EU-Kommissionspräsident Juncker und dem rumänischen Präsidenten Iohannis nehmen auch die EU-Kommissare Marianne Thyssen und Tibor Navracsics an der Veranstaltung teil. Vor ihrer Abreise nach Rumänien haben wir fünf junge Deutsche zu ihren Erwartungen befragt:

Warum nimmst du teil?

Alisa Trojansky

Alisa Trojansky

Foto: privat

Alisa Trojansky, 26, Studentin im deutsch-französischen Master Public Policy, fährt nach Hermannstadt, weil ihr Europa persönlich sehr wichtig ist: "Ich finde es eine tolle Chance, den Politikschaffenden weiterzugeben, was ich zur Zukunft Europas denke, und zu erfahren, was andere Jugendliche denken."

Marius Schlageter, 27, M.A. Friedens- und Konfliktforschung, Goethe-Universität Frankfurt/Main, möchte am Vortag des Gipfels vor Ort die Chance haben, sich für die Interessen junger Menschen stark zu machen.

Marius Schlageter

Marius Schlageter

Foto: privat

Was erwartest Du von dem Treffen?

Darüber, bei dem Treffen mit jungen Menschen aus der EU und EU-Kommissaren über die Forderungen, Ideen und Wünsche zu diskutieren, freut sich Franziska Bujara, 23 Jahre, European Studies Major Universität Passau: "Ich gehe schon davon aus, dass die Diskussionen direkt an die Kommission herangetragen wird."

Franziska Bujara 

Franziska Bujara 

Foto: Julian Höcher

René Taubach, 21 Jahre, Studium des Wirtschaftsingenieurswesens in Bocholt, erwartet Anregungen dazu, wie man die Politikmüdigkeit bei jungen Menschen begegnen kann, da sich auch viele seiner Freunde nicht für die Europawahl interessierten.

René Taubach

René Taubach

Foto: privat

Vor kurzem ihr Bachelorstudium in VWL an der Universität Mannheim abgeschlossen hat Rahel Krauskopf, 22 Jahre alt. Sie findet den Jugendgipfel eine tolle Idee, um Europa voran zu bringen. Besonders freut sie sich darauf, persönlich die Ergebnisse ihres Workshops gegenüber den Kommissaren zu präsentieren, und hofft, sich gut einbringen zu können.

Rahel Krauskopf

Rahel Krauskopf

Foto: privat

Alisa Trojansky wiederum drückt ihre Erwartung aus, dass die EU-Kommissare gut zuhören und nicht nur belehren wollen. Außerdem setzt sie darauf, dass das Treffen ein paar innovative Ideen hervorbringt, auf die die Entscheidungsträger sonst nicht gekommen wären.

Wie hast Du Dich auf das Treffen vorbereitet?

Franziska Bujara hat sich vor ihrer Abreise nochmal die jeweiligen Politikfelder, um die es sich bei der Veranstaltung dreht, angeschaut, um sich zu überlegen, wo sie persönlich die EU in 5, 10 oder 20 Jahren sehen möchte. Außerdem hat sie zivilgesellschaftliche Berichte zur Lage der EU studiert, um auch diese Stimmen kennenzulernen.

Diskussionen mit europabegeisterten Freunden aus ganz Europa waren Teil der Vorbereitung von Rahel Krauskopf. Auch sie hat das zur Vorbereitung gelieferte Info-Material aufmerksam gelesen.

Auch René Taubach hat das Info-Material studiert, zudem aber auch mit Kommilitonen gesprochen, um auch deren Meinung in Sibiu abbilden zu können.

Marius Schlageter war seit 2017 an der Erarbeitung der EU-Jugendziele (youthgoals.eu) beteiligt, diese Erfahrung an Jugendpartizipation nimmt er als inhaltliche Vorbereitung mit nach Sibiu.

Hast Du persönlich Forderungen an den Gipfel, die du formulieren möchtest?

Marius Schlageter fordert die Staats- und Regierungschefs auf, die Jugend strukturell europaweit in politische Prozesse einzubinden: "Junge Menschen sollten bei der Erarbeitung, Umsetzung und Evaluation politischer Prozesse beteiligt werden und mehr Mitspracherechte bekommen."

Für ein soziales Europa wirbt Alisa Trojansky: "Ich finde es wichtig, dass es europäische soziale Mindeststandards und einen europäischen Mindestlohn gibt." Zudem spricht sie sich für eine faire Besteuerung aus, so dass nicht nur die großen Digitalkonzerne gewinnen.

René Taubach stellt eine konkrete Frage: "Wie kann es sein, dass eine Online-Petition mit fast sechs Millionen Stimmen zu Artikel 13 komplett ignoriert und als unwichtig abgestempelt werden?" Dies stehe im Widerspruch zum Versuch, junge Menschen im europäischen Kontext zu hören.

"Meine Forderung an die Staats- und Regierungschefs ist, dass sie sich als Teil des Europäischen Rates mehr für das Gemeinwohl aller europäischer Bürgerinnen und Bürger interessieren, unabhängig von nationalstaatlicher Politik", so Franziska Bujara. Man täte in der EU gut daran, eine gesamteuropäische Perspektive einzunehmen.

Auch Rahel Krauskopf hat den Eindruck, dass nationale Politiker im Europäischen Parlament keinen großen Anreiz haben, europäische Politik zu machen, da diese ja nur national gewählt worden seien: "Ich würde mir transnationale Listen wünschen, und dass dem Europäischen Parlament mehr Macht zugestanden wird."

Bei der Veranstaltung werden rund 300 junge Europäerinnen und Europäer aus ganz Europa am 8. Mai im rumänischen Hermannstadt an einen Tisch gebracht.
Die Teilnehmer beteiligen sich an einer Reihe thematischer Workshops zu folgenden Themen:   
- Demokratie und ich: Beteiligung am europäischen demokratischen Leben
- Die Gesellschaft und ich: Wie möchte ich mich engagieren und Gemeinschaften aufbauen?
- Gerechtigkeit in der EU: Illusion, Realität oder unvollendetes Unterfangen?
- Das digitale Europa und ich: werden sich unsere Leben und Arbeitsplätze zum Besseren ändern?
- Kampf dem Klimawandel: Was können Europa und die jungen Europäer*innen bewirken?

Weitere Informationen finden Sie hier .