Merkel informiert sich über Flüchtlingshilfe

Integration und Bildung Merkel informiert sich über Flüchtlingshilfe

Es lohne, sich um jedes einzelne Kind zu mühen und es gebe große Bereitschaft zu lernen, sagte Bundeskanzlerin Merkel nach ihrem Besuch einer Willkommensklasse in Berlin. Zuvor hatte sie die Berliner Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sowie eine Erstaufnahmeeinrichtung besucht.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Ankunft einer Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.

Flüchtlinge begrüßen die Kanzlerin bei ihrer Ankunft am Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Foto: Bundesregierung/Kugler

"Diejenigen, die hier arbeiten, geben ihr Bestes." Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Berliner Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge besucht. Beeindruckt hat sie sich für den Einsatz der Mitarbeiter bedankt. Im Anschluss an den Besuch des Bundesamtes informierte sich die Bundeskanzlerin in einer Erstaufnahmeeinrichtung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) über die Unterbringung der Flüchtlinge.

Dank für Arbeit unter schwierigen Bedingungen

"Stellvertretend für viele andere möchte ich den Mitarbeitern des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge meinen Dank aussprechen, die unter schwierigen Bedingungen arbeiten", so Merkel nach ihrem Besuch. Sie sei überzeugt, jedes Schicksal werde ernst genommen. "Diejenigen, die hier arbeiten, geben ihr Bestes."

In der Erstaufnahmeeinrichtung der AWO habe sie "beeindruckt, mit wie viel Liebe hier gearbeitet wird". Sie dankte auch deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: "Es wird hier alles getan, damit es den Menschen gut geht." Nach dem Gespräch mit zwei Familien bekräftigte sie: "Die Integration wird teilweise auch über die Kinder stattfinden."

Modellprojekt von BAMF und Bundesagentur für Arbeit

Außerdem hob sie hervor, dass in der Berliner Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auch ein Büro der Bundesanstalt für Arbeit untergebracht sei. So könnten sich die Menschen rasch über die Situation auf dem Arbeitsmarkt informieren.

Das sei ein "Modellprojekt, das stellvertretend steht für das, was wir in den nächsten Monaten erreichen wollen", sagte die Kanzlerin. Möglichst viele sollten mit der Entscheidung für einen genehmigten Aufenthaltsstatus dann auch gleich eine Möglichkeit haben, Kontakt zur Bundesagentur für Arbeit aufzunehmen.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat seinen Hauptsitz in Nürnberg. Über seine dezentrale Struktur mit Außenstellen in allen Bundesländern ist die Behörde in ganz Deutschland präsent. Die Außenstellen führen die Asylverfahren durch, koordinieren die Integration im regionalen Umfeld und nehmen Migrationsaufgaben wahr. Derzeit sind im BAMF mit seinen 31 Außenstellen etwa 3000 Mitarbeiter beschäftigt.

Besuch in einer Willkommensklasse

Im Anschluss an das BAMF besuchte die Kanzlerin die Ferdinand-Freiligrath-Schule in Berlin-Kreuzberg. In der Sekundarschule lernen rund 240 Schülerinnen und Schülern aus unterschiedlichen Kulturen. Hier besuchte die Kanzlerin eine Willkommensklasse, sprach mit der Schulleiterin sowie Schülerinnen und Schülern. Es sei ein freundschaftliches Gespräch in deutscher Sprache gewesen, berichtete Schulleiterin Anke Schmidt: "Die Schüler haben zum Beispiel gefragt, wo sie zur Schule gegangen ist, welche Sprachen sie spricht, warum sie Bundeskanzlerin geworden ist."

Im Anschluss sagte die Kanzlerin, sie sei beeindruckt von der Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer. Die Kinder werden zum Teil auch jahrgangsübergreifend unterrichtet. Es sei ein "sehr zukunftsweisendes Konzept" Berlins, jedem Kind möglichst schnell einen Platz in einer Willkommensklasse zu geben. Die Herausforderungen seien groß. Daher hätten die Stadtverantwortlichen im heutigen Gespräch darauf hingewiesen, dass man sehr schnell handeln müsse.

"Es lohnt sich, sich um jedes einzelne Kind zu bemühen", betonte die Kanzlerin. Es gebe sehr viel Enthusiasmus bei den Kindern und große Bereitschaft zu lernen. "Wir wollen ihnen eine gute Zukunft geben."

Integration durch Sprache

In der Kreuzberger Schule werden 32 Kinder in drei Willkommensklassen unterrichtet. Das Erlernen der deutschen Sprache steht im Mittelpunkt. Sprachkompetenz ist ein wichtiges Fundament für die Integration der Kinder in ihrem neuen Lebensumfeld.

In Berlin werden zur Zeit etwa 5.000 Kinder und Jugendliche in 431 sogenannten Willkommensklassen, den "Lerngruppen für Neuzugänge ohne Deutschkenntnisse", unterrichtet. In Grundschulen und weiterführenden Schulen wie Integrierten Sekundarschulen und Gymnasien.
In den Klassen lernen im Durchschnitt zwölf Kinder zusammen. Der Fokus liegt auf dem Erlernen der deutschen Sprache. Ziel ist, dass sie nach spätestens einem Jahr am regulären Unterricht teilnehmen können.
Die Ferdinand-Freiligrath-Schule wird im Rahmen des BiSS-Programms ("Bildung durch Sprache und Schrift") gemeinsam vom Bundesbildungs- und -familienministerium sowie von der Kultusministerkonferenz gefördert.

Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg seien so vielen Menschen auf der Flucht gewesen, hatte Merkel in der Haushaltsdebatte im Deutschen Bundestag gesagt. Bis zu 800.000 Menschen kämen in diesem Jahr als Flüchtlinge und Asylbewerber zu uns. Deutschland helfe, so die Kanzlerin.

Hindernisse aus dem Weg räumen

Es gehe jetzt ganz einfach darum, "anzupacken und alle konkreten Hindernisse aus dem Weg räumen." Dann sei ein friedliches Zusammenleben mit den Menschen möglich, die nach Deutschland kämen. Es sei klar: "Wir werden nicht einfach weitermachen können wie bisher", betonte Merkel. Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge müssten schnell integriert werden. "Wir müssen aus den Fehlern der 60er Jahre lernen und die Integration schnell vorantreiben." Dann gebe es mehr Chancen als Risiken.