20. Juli 1944
Vor 76 Jahren verübte Claus Schenk Graf von Stauffenberg ein Attentat auf Adolf Hitler. Nach dem Scheitern des Umsturzversuchs wurden er und weitere Widerstandskämpfer noch in derselben Nacht hingerichtet. Mit einer Gedenkstunde hat die Bundesregierung den Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft gewürdigt.
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"Das Gewissen und die Haltung der mutigen Männer und Frauen des 20. Juli sind für die Bundesrepublik Deutschland sinnstiftend geworden", betonte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer Ansprache während der Gedenkstunde in Berlin-Plötzensee. Dieses Erbe sei nicht nur in die innere Verfasstheit eingegangen, es habe auch eine Rückkehr in die Gemeinschaft anderer Staaten ermöglicht. "Wir bekennen uns in aller Deutlichkeit zu diesem Erbe", so die Ministerin.
Hunderte wurden hingerichtet
In den Tagen nach dem Attentat auf Hitler nahm die Gestapo Tausende von Regimegegnern fest. Anfang August 1944 begannen die Prozesse vor dem "Volksgerichtshof". Sie dauerten bis zum Zusammenbruch des NS-Regimes im Mai 1945. Die genaue Zahl der Verurteilten ist nicht bekannt. Hunderte wurden hingerichtet. Auch viele Familienangehörige wurden in "Sippenhaft" genommen, kamen ins Gefängnis oder ins Konzentrationslager.
Die Repräsentanten aller Verfassungsorgane des Bundes und des Landes Berlin gedenken alljährlich des gescheiterten Attentats. Nach einem Grußwort des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller, hielt Philipp von Schulthess, Enkel von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, eine Ansprache. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie musste die diesjährigen Gedenkveranstaltung in reduzierter Form und ohne Gäste stattfinden.
"Das Erbe Stauffenbergs liegt in diesen Werten"
Nach der Gedenkstunde in Plötzensee legten im Berliner Bendlerblock 15 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr bei einem feierlichen Appell ihr Gelöbnis ab. Kramp-Karrenbauer dankte in ihrer Rede den Soldatinnen und Soldaten, der Bundesrepublik zu dienen und "das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen".
"Richten Sie in Ihrem Denken und Handeln einen festen Platz ein für die Werte und Normen, die unser Grundgesetz definiert und verbirgt - das Erbe Stauffenbergs liegt in diesen Werten", appellierte Kramp-Karrenbauer an die anwesenden Soldatinnen und Soldaten. Es liege an ihnen, die Tradition der Soldaten der Widerstandsgruppe des 20. Juli fortzusetzen.
Im Stauffenberg-Saal des Verteidigungsministeriums erinnerte sie die Rekrutinnen und Rekruten daran, dass sie freiwillig in das System von Befehl und Gehorsam eintreten. Kramp-Karrenbauer machte aber auch deutlich, dass das menschliche Gewissen jedes Soldaten die Grenze zum Gehorsam setzt.
Weniger Rekruten als üblich
Die Verteidigungsministerin betonte, dass nicht alle Soldatinnen und Soldaten die Grundlagen und den Zweck ihres Dienstes verstanden haben: "Extremisten in der Bundeswehr, die sich auf falsche Vorbilder stützen, die den Nationalsozialismus verharmlosen oder sogar glorifizieren, verraten gerade das, was sie zu ehren vorgeben."
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie legten in diesem Jahr nur 15 Rekrutinnen und Rekruten, als Stellvertreter der Heimatstandorte, ihr Gelöbnis ab. Sie stammen von der Marinetechnikschule aus Parow, vom 7. Luftwaffenausbildungsbataillon aus Roth und vom Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung aus Berlin.
Die Gedenkveranstaltung wechselt alljährlich zwischen dem Ehrenhof des Bendlerblocks und der Gedenkstätte Berlin-Plötzensee. Dort befanden sich von 1933 bis 1945 ein Strafgefängnis und eine Hinrichtungsstätte. Fast 3.000 Menschen wurden in Plötzensee getötet, unter ihnen viele Gegner des Nationalsozialismus.
Der Bendlerblock ist ein historischer Gebäudekomplex in der Nähe des Tiergartens. Er ist das Zentrum des Umsturzversuchs am 20. Juli 1944. Dort befindet sich heute die Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Zentrum des Bendlerblocks ist der Ehrenhof. Graf von Stauffenberg und drei weitere Widerstandskämpfer wurden dort nach dem gescheiterten Attentatsversuch noch am Abend des 20. Juli 1944 erschossen.