Demografiestrategie
90 Sekunden hat Siegfried Wirler Zeit. 90 Sekunden, um zu prüfen, ob 40 Kollegen aus diversen Einzelteilen ein fehlerfreies Auto zusammengesetzt haben. Der 60-jährige Automechaniker arbeitet im BMW-Werk Dingolfing am Fließband.
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Den 90-Sekunden-Takt absolviert er jeden Tag acht Stunden lang. „Das ist manchmal schon stressig“, gibt Wirler zu, „man muss wirklich immer hundertprozentig da sein.“ Damit das über Jahrzehnte gutgehen kann, reicht es nicht, am Wochenende die Füße hochzulegen. Menschen wie Siegfried Wirler müssen aktiv etwas tun, damit sie auch mit 60 noch körperlich und geistig fit sind: gesunde Ernährung, Ausdauersport, Kraftübungen und hin und wieder Physiotherapie. Wirler hat einen Arbeitgeber, der das nicht nur schätzt, sondern seine Angestellten sogar dabei unterstützt.
Angepasste Arbeitsbedingungen
Die BMW-Gruppe sieht sich als Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung: Der Anteil der Mitarbeiter, die 50 Jahre und älter sind, nimmt stetig zu. Deshalb hat sich das Unternehmen bereits 2004 Gedanken gemacht, wie eine insgesamt ältere Gruppe produktiv und mit hoher Qualität arbeiten kann. Denn: „Wir können es uns nicht leisten, unsere Mitarbeiter mit 60 in den Ruhestand zu schicken“, so BMW-Personalvorstand Harald Krüger.
BMW hat sich deshalb entschieden, die Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse des jeweiligen Alters anzupassen. Das Programm „Heute für morgen“ hat laut Krüger das Ziel, „den Schatz, den wir haben, zu nutzen: Erfahrung, Loyalität und Qualitätsbewusstsein der Mitarbeiter“.
Ältere sorgen für Qualität
2007 startete BMW in seinem Werk in Dingolfing das Pilotprojekt „Produktionssystem 2017“. An einem Band wurden – entsprechend der voraussichtlichen Bevölkerungsentwicklung – jüngere Mitarbeiter durch ältere ersetzt und die Bedingungen verändert. Das Ergebnis war eindeutig: „Der Test hat ergeben, dass das Team mit älteren Mitarbeitern genauso produktiv war wie jüngere Teams. Und die Qualität war sogar noch höher als bei den jungen“, berichtet der Personalvorstand zufrieden. Ein Modell also, das bei BMW jetzt Schule macht.
Siegfried Wirler ist zufrieden: „Ich merke, dass mein Arbeitgeber meine jahrzehntelange Erfahrung und meinen Anspruch an die Qualität der Arbeit wertschätzt.“