Demografiestrategie
Feuerwehrmann, Kapitän oder Astronaut kamen für ihn nie infrage. Mahmut Günay wollte schon immer Polizist werden. „Ich weiß“, sagt er und lächelt dabei entschuldigend, „das klingt nach einem Klischee.“
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Doch der heute 23-jährige Polizeikommissar hatte einen triftigen Grund. Als kleiner Junge erlebte er, wie sein Vater einen schweren Verkehrsunfall nur überlebte, weil ihn ein Rettungshubschrauber gerade noch rechtzeitig in die Klinik brachte. Am Steuerknüppel ein Polizist der Bundespolizei, der für den kleinen Mahmut zum Helden wurde.
Fast 20 Jahre später trägt der große Mahmut Günay selbst eine blaue Uniform mit Dienstabzeichen. Am Flughafen Frankfurt kontrolliert er mit Kollegen der Inspektion 2 die Fluggäste. Polizisten stehen ständig im Kontakt mit Menschen. Viele von ihnen stammen aus anderen Sprach- und Kulturkreisen. Beamte wie Günay, die Fremdsprachen sprechen und zwei Kulturen in sich vereinen, sind deshalb unverzichtbar. „Sie können bei polizeilichen Einsätzen deeskalierend auf die Gesamtlage wirken“, erklärt Wolfgang Wurm, Präsident der Bundespolizeidirektion am Flughafen Frankfurt.
Behörden sollen Vielfalt spiegeln
Tatsächlich setzt Günay seine Fähigkeiten nicht nur selbst ein, sondern gibt auch Kollegen kleine Tipps für den Umgang mit türkischen Passagieren. „Bei den Kontrollen merke ich, dass viele Menschen Angst vor der Polizei haben“, erzählt er. Ein paar Worte in der jeweiligen Landessprache helfen, Berührungsängste abzubauen.
Nicht nur bei der Polizei, auch bei anderen Behörden wird der Einsatz von Beamten mit Migrationshintergrund immer wichtiger. Denn Deutschland wird immer vielfältiger. Deshalb wirbt der öffentliche Dienst im Zuge des nationalen Integrationsplanes gezielt in Schulen um die Mitarbeiter der Zukunft. „Wir möchten den jungen Menschen vermitteln, dass ihr Migrationshintergrund eine echte, zusätzliche Chance ist“, erläutert Polizeipräsident Wurm die Zielrichtung. Einmal für ihr neues Berufsziel begeistert, kommt selbst die Einbürgerung bei den Jugendlichen in Betracht, sofern sie nicht bereits EU-Staatsangehörige sind.
Auch Mahmut Günay entschied sich im Jahr 2000 für die deutsche Staatsbürgerschaft, denn er fühlt sich der Bundesrepublik näher als der Türkei. „Deutschland hat mir sehr viel geboten und gezeigt, dass man etwas erreichen kann“, erklärt er seine Entscheidung. „Jetzt möchte ich etwas zurückgeben.“ In seiner Familie ist der öffentliche Dienst mittlerweile recht populär. Auch Günays 19-jähriger Bruder wird nach dem Abitur dort anheuern: nicht bei der Polizei, sondern beim Zoll.