Leipziger rufen: "Wir sind ein Volk!"

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20. November 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Leipziger rufen: "Wir sind ein Volk!"

20. November 1989: Auch nach der Maueröffnung demonstrieren die Menschen in der DDR. Auf der Montagsdemonstration in Leipzig wird aus dem Ruf "Wir sind das Volk!" mehr und mehr "Wir sind ein Volk!".

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Exponate zur Deutschen Einheit im Deutschen Historischen Museum in Berlin - Plakate und Spruchbänder der Montagsdemonstrationen vom Herbst 1989

Wir sind ein Volk

Foto: picture-alliance/dpa

Sehnsucht nach Freiheit und Einheit

An der Spitze von Staat und Partei stehen inzwischen zwar neue Köpfe , die den Dialog mit der Bevölkerung suchen. Doch die Menschen wollen endgültig Freiheit und Demokratie. Und immer häufiger fordern sie das Ende der deutschen Teilung.

"Wir sind das Volk – Wir sind ein Volk ..." – in Leipzig sind die beiden Rufe an diesem Montag im Wechsel zu hören. Einige Zeitzeugen wollen ihn bereits einen Montag vorher, am 13. November, vernommen haben, andere am 16. November in Jena. Doch jetzt ist "Wir sind ein Volk!" unüberhörbar.

Demonstranten wollen die deutsche Einheit

Die Leipziger kennen den Spruch bereits. Schon am 9. Oktober war er auf Flugblättern zu lesen. Da hatte er noch eine andere Bedeutung: Es war eine Warnung vor Gewalt, eine Mahnung an Soldaten und Polizisten, nicht auf eigene Landleute loszugehen.

Doch jetzt bringt "Wir sind ein Volk!" die Forderung, die Sehnsucht nach deutscher Einheit zum Ausdruck. Denn zugleich rufen mehr und mehr Menschen: "Deutschland einig Vaterland!". Viele kennen dieses Bekenntnis noch aus der Schule, denn es entstammt der DDR-Hymne. Die darf seit Mitte der 1970er Jahre allerdings nicht mehr gesungen werden, weil die Machthaber die deutsche Einheit aus der Verfassung gestrichen haben.

Gegenbewegung scheitert

Immer häufiger sind jetzt schwarz-rot-goldene Fahnen zu sehen. In der Bürgerrechtsbewegung spielt der Wunsch nach einer deutschen Wiedervereinigung allerdings noch keine große Rolle. Vorrangiges Ziel sind Veränderungen im Lande selbst.

Am 26. November erscheint ein Aufruf mit der Überschrift "Für unser Land". Hauptforderung: eine "sozialistische Alternative zur Bundesrepublik". Zu den Unterzeichnern gehören einige namhafte Oppositionelle. Als zwei Tage später ehemalige SED-Funktionäre wie Egon Krenz unterschreiben, ist der Aufruf diskreditiert. Er bewirkt eher das Gegenteil dessen, was die Verfasser wollten: Der Wunsch nach der deutschen Wiedervereinigung nimmt zu.

Der Ruf "Wir sind ein Volk!" wird über Straßen und Plätze getragen, auch in Plakatform: Fotos zeigen eine gesamtdeutsche Landkarte in den Farben Schwarz-Rot-Gold, darüber der Slogan. Nur der Träger selbst weiß wohl, wer schon damals so viel Weitsicht besaß. Irgendwann sieht ein Passant das Schild am Leipziger Neuen Rathaus stehen. Heute ist es im Deutschen Historischen Museum.