Leipziger Musikfestival

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10. Juni 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Leipziger Musikfestival

10. Juni 1989: Unter dem Motto "Freiheit mit Musik" wollen Leipziger Oppositionsgruppen in der Innenstadt ein Festival für alternative Musik- und Künstlergruppen organisieren. Die Behörden verbieten die Veranstaltung.

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Musikanten trotzen Verbot

Die Initiatoren möchten öffentlich ein Zeichen für die Legalisierung von Straßenmusik setzen und geben den Termin deutschlandweit bekannt. Sie demonstrieren damit den politischen Charakter der Veranstaltung. Volkspolizei und Stasi versuchen, Vorbereitung und Durchführung des Festivals zu verhindern.

Trotz des Verbotes reisen zahlreiche Musiker aus der gesamten DDR nach Leipzig. Ihr Ziel ist es, einen Tag lang mehr Lebendigkeit und Ausgelassenheit in den Alltag und die Stadt zu bringen.

Für kurze Zeit schaffen sie das. Bis zum Mittag des 10. Juni machen junge Leute an allen Ecken der Leipziger Innenstadt Musik oder führen Theaterstücke auf - zur Freude der meisten Leipziger Bürger.

84 Verhaftungen

Dann aber greift die Bereitschaftspolizei ein und unterbricht die entspannte Stimmung schlagartig: Sicherheitskräfte beginnen, Musikanten und auch Unbeteiligte gewaltsam auf Lastkraftwagen zu verladen. Das unverhältnismäßige Vorgehen der Polizei ruft Empörung bei Zuschauern und Passanten hervor.

Über den Tag spielen Musiker aber immer wieder an verschiedenen Orten. Menschen kommen zusammen und protestieren bis in die Abendstunden friedlich gegen die Verhaftungen. Bilanz: Insgesamt werden 84 Menschen festgenommen.

Die Wirkungen des Straßenmusikfestivals reichen weit über Leipzig hinaus. Zahlreiche Bürger wenden sich mit Beschwerden an die Behörden.

Katrin Hattenhauer, Bürgerrechtlerin und Organisatorin des Festivals, erzählt heute: Nach dem Festival wären viel mehr Leipziger auch zu den Friedensgebeten in die Nikolaikirche gegangen. Die Leipziger hätten durch die Störung der Festivals durch Polizei und Stasi gespürt, dass in ihrem Land etwas nicht in Ordnung sei. Viele hätten versucht, Musiker, Musikinstrumente und Anlagen vor der Gewalt zu schützen. Und zum ersten Mal habe es eine Übereinstimmung zwischen den Leipzigern und den Oppositionellen gegeben: Alle spürten, es muss sich etwas ändern.

Als direkte Reaktion auf die Gewalt gegen das Festival findet am 28. August 1989 die Veranstaltung "Straßenmusik in Vergangenheit und Gegenwart" statt. Gewandhauskapellmeister Kurt Masur lädt dazu ein. Hier gibt es Gelegenheit für eine erste öffentliche Diskussion mit den Organisatoren.