Gorbatschow in Bonn gefeiert

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12. Juni 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Gorbatschow in Bonn gefeiert

12. Juni 1989: Mit "Gorbi, Gorbi"-Rufen begrüßen tausende Bonner den sowjetischen Staats- und Parteichef auf dem Rathausplatz. Es ist der Höhepunkt des Deutschlandbesuchs von Michail Gorbatschow. Und hoch sind auch die Erwartungen an den Erfinder von Perestroika und Glasnost.

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Bundeskanzler Helmut Kohl gibt zu Ehren des sowjetischen Staats- und Parteichefs, Michail Gorbatschow, ein Abendessen in der Redoute von Bad Godesberg.

Gorbatschow in Bonn

Foto: Bundesregierung/Jüttner

Vom Kalten Krieg zum "Europäischen Haus"

Gorbatschow führt in Bonn mehrere Gespräche mit Bundeskanzler Helmut Kohl und trifft mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker zusammen. Deutlich ist in allen Begegnungen, dass der Kalte Krieg zu Ende ist. Russland und Deutschland wollen den Weg zu einem Neuanfang in ihren Beziehungen und zur Gestaltung Europas finden. Wenn es um die Zukunft Europas geht, sprechen sowohl der Bundespräsident als auch der sowjetische Staatschef vom "Europäischen Haus".

Der Begriff des "Europäischen Hauses" umschreibt den Wunsch, die Trennung des Kontinents zu überwinden. Er bleibt als zentraler Punkt aus den Gesprächen in Erinnerung.

Neues Denken mit weitreichenden Konsequenzen

Am 13. Juni unterzeichnen Kohl und Gorbatschow eine "Gemeinsame Erklärung" : Sie ist ein umfassendes und zukunftsgerichtetes Dokument zur Zusammenarbeit, das bereits im ersten Absatz neues politisches Denken fordert. Von zentraler Bedeutung ist die Aussage, dass jeder Staat das Recht hat, das eigene politische und soziale System zu wählen. Genauso wichtig: Die Staaten sollen ihr Verhältnis zueinander auf der Grundlage des Völkerrechts souverän gestalten können. Die Sowjetunion sagt damit zu, künftig keinem Staat mehr ihre Vorstellungen aufzuzwingen. Sie gibt damit die sogenannte Breschnew-Doktrin auf. Das verkündet sie einige  Wochen später noch einmal ausdrücklich.

Überraschend konkret sind auch die Formulierungen zur Verwirklichung der Menschenrechte und zur Förderung des Austausches von Menschen und Ideen. Die "Gemeinsame Erklärung" spricht unter anderem von einer wohlwollenden Behandlung humanitärer Fragen einschließlich der Familienzusammenführung und der Reisen ins Ausland. Diese Formulierungen bestärken die Menschen im östlichen Teil Deutschlands, auch gegenüber ihrer Regierung mehr Freizügigkeit einzufordern.

Der Gorbatschow-Besuch stellt eine Wende in den deutsch-russischen Beziehungen dar. Vor allem begründen die Gespräche, die der Bundeskanzler mit seinem sowjetischen Gast führt, ein Vertrauensverhältnis, auf das Kohl während der weiteren Entwicklung hin zur deutschen Einheit aufbauen kann.