Tag der Deutschen Einheit 2022
Erfurt war Gastgeber der Feiern zum Tag der Deutschen Einheit 2022. Ein Gottesdienst im Erfurter Dom und ein Festakt, an dem auch die Spitzen der Verfassungsorgane teilnahmen, stellten die protokollarischen Höhepunkte dar. Bundeskanzler Scholz erklärte: „Es ist zusammengewachsen, was zusammengehört.“
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Auch die Sonne ließ sich auf dem Erfurter Domplatz blicken.
Foto: Bundesregierung/Hartmann
„Die Bundesrepublik des Jahres 2022 ist eine starke Demokratie in der Mitte Europas“, so Bundeskanzler Olaf Scholz in seinem Grußwort zum Tag der Deutschen Einheit. Er betonte, die Bundesrepublik sei mit ihren 16 Ländern ein lebendiges und vielfältiges Land – „darauf können wir alle gemeinsam stolz sein“. Scholz würdigte den Mut, den Ostdeutsche mit ihrer friedlichen Revolution im Herbst 1989 aufgebracht haben. „Sie haben damit unser Land nachhaltig verändert“. Die Bundesregierung stellte den 3. Oktober 2022 unter das Motto „Wir sind zusammengewachsen und wir sind zusammen gewachsen“.
Weitere Informationen finden Sie auf der Themenseite „Deutsche Einheit“ der Bundesregierung
Deutschland zu Gast in Thüringen
Die offiziellen Feiern zum Tag der Deutschen Einheit fanden 2022 in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt statt. Protokollarische Höhepunkte waren am 3. Oktober der ökumenische Gottesdienst im Erfurter Dom und der anschließende Festakt zum Tag der Deutschen Einheit im Theater Erfurt. Unter den Teilnehmern waren auch die Spitzen der Verfassungsorgane – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Bundeskanzler Scholz, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Stephan Harbarth sowie Gastgeber, Bundesratspräsident und Ministerpräsident Bodo Ramelow.

Die Spitzen der Verfassungsorgane: Bundesratspräsident und gastgebender Ministerpräsident Bodo Ramelow, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Stephan Harbarth (v.l.).
Foto: Bundesregierung/Bergmann
„Wir wollen auch unsere Zukunft gemeinsam gewinnen“
„Es ist zusammengewachsen, was zusammengehört, und Deutschland wächst weiter zusammen“, erklärte Bundeskanzler Scholz in Erfurt. „Wir wollen auch unsere Zukunft gemeinsam gewinnen“. Diese Zukunft werde anders sein – weil CO2-neutral. Doch mit den Investitionen in erneuerbare Energien und moderne Arbeitsplätze „schaffen wir Wohlstand überall in Deutschland“.
Dass die Feiern in Thüringen stattfinden, sei „ein gutes, ein wichtiges Zeichen zur richtigen Zeit“, so Scholz. Der Fall des Eisernen Vorhangs sei überall im Osten Europas mit Demokratiebewegungen begleitet worden. Viele Länder seien heute Teil der Europäischen Union, gemeinsam bilde man „heute eine Einheit demokratischer Rechtsstaaten, die auf eine soziale Marktwirtschaft setzen“, betonte der Kanzler. „Das wird uns stark machen, auch in der Zukunft“.
Grundsätzen der Friedensordnung wieder Geltung verschaffen
Auch heute seien viele Länder eingeladen, zu diesem „Bund von Demokratien“ dazuzugehören. Dies sei gerade in einer Zeit wichtig, in der die europäische Friedensordnung „durch den brutalen Angriff Russlands auf die Ukraine gefährdet wird“, so Scholz. Klar sei: Deutschland und Europa halten zusammen und „unterstützen die Ukraine und die Bürgerinnen und Bürger des Landes bei ihrem Kampf für Freiheit, Einheit und Gerechtigkeit“. Und man werbe dafür, dass die Grundsätze der europäischen Friedensordnung „wieder Geltung haben“. Dies rufe man auch dem russischen Präsidenten zu: „Er soll seinen Krieg beenden“, so der Bundeskanzler.
Der Krieg habe Folgen für Europa und die ganze Welt, erklärte Scholz. In vielen Ländern dieser Welt wachse die Gefahr des Hungers. Deutschland habe sich vorbereitet auf den Winter und früh wichtige Entscheidungen getroffen, um die Energieversorgung zu gewährleisten. Für die Zukunft gehe es darum, die Versorgung so zu organisieren, „dass niemand uns erpressen kann, niemand uns unter Druck setzen kann“, unterstrich der Kanzler. „Wenn wir zusammenhalten, wenn wir weiter zusammenwachsen, dann wird das auch gelingen“.
Die Bundesregierung stellt sich vor
Die Bundesregierung nutzte das Ereignis, um sich bei den Bürgerinnen und Bürgern vorzustellen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Beim Bürgerfest auf dem Domplatz präsentierten sich die 15 Bundesministerien sowie das Bundeskanzleramt in kurzen Filmen auf einem LED-Cube.

Im Mittelpunkt des Standes der Bundesregierung: Ein großer LED-Cube, auf dem Filme von allen Bundesministerien als auch ein Grußwort des Bundeskanzlers gezeigt werden.
Foto: Bundesregierung/Hartmann
Als einer der ersten Gäste besuchte am Samstag der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow den Stand der Bundesregierung. Auf dem Videowürfel schaute er sich einen Film über Erfurt und einen Film über die historischen Ereignisse rund um die Deutsche Einheit an. Die Installation ist weit über den Domplatz zu sehen. Die Bundesregierung präsentierte sich dabei in guter Nachbarschaft zu den Ständen von Bundesrat, Bundestag und Bundesverfassungsgericht – und zum Erfurter Dom, der über dem Marktplatz thront.
Trotz wechselhaften Wetters nutzten Besucherinnen und Besucher zahlreich die Möglichkeit, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundespresseamtes ins Gespräch zu kommen. Am Sonntag stellte sich auch der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner den Fragen der Gäste. Am Vortag stand bereits der stellvertretende Leiter des Bundespresseamts, Johannes Dimroth, persönlich für Gespräche zu Verfügung.

Auch am Abend ist der LED-Cube der Bundesregierung ein Blickfang.
Foto: Bundesregierung/Hartmann
Neben Antworten auf aktuelle politische Fragen wurden auch Infomaterialien, wie die Broschüre „Reden zur Zeitenwende“ von Bundeskanzler Olaf Scholz, angeboten.
Barcamp zum gesellschaftlichen Zusammenhalt
Mit einem Barcamp zum gesellschaftlichen Zusammenhalt war die Bundesregierung bereits am 30. September in Erfurt präsent. „Wie und wo kommen wir (wieder) miteinander ins Gespräch?“ – das war die Leitfrage des Barcamps. Ein bewusst gewähltes Format, um keine Themen vorzugeben, sondern um Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzuladen, eigene Fragen, Ideen und Thesen einzubringen.
„Demokratie ist wie keine andere Staatsform auf Vertrauen angewiesen“, so Johannes Dimroth, stellvertretender Chef des Bundespresseamts zur Eröffnung. Doch wie entsteht Vertrauen? Über 70 Expertinnen und Experten von NGOs, Stiftungen, Politik, Ehrenamt und Vereinen trafen sich im Zughafen Kulturbahnhof in Erfurt, um in 16 Sessions zu diskutieren: „Wie bunt ist eigentlich die Deutsche Einheit“, „Wie gehen wir gegen Fake News und Polarisierung in Mitteldeutschland an?“, „Wie fördern wir Zivilcourage?“, „Wie kann der Arbeitsplatz zu einem Ort des Austauschs werden?“ Antworten darauf gab auch die Keynote von Jérémie Gagné von More in Common, einem Verein, der zum Thema „gesellschaftlicher Zusammenhalt“ forscht. So empfiehlt Gagné etwa Bahnabteile, Baumärkte oder Biergärten als Orte des Gesprächs. Moderiert wurde das Barcamp von Hanna Gleiß, Geschäftsführerin von Das NETTZ, Vernetzungsstelle gegen Hate Speech.
Weiteres Informationsangebot:
Webseite zum Tag der Deutschen Einheit 2023 in Hamburg