„Strandbesuch nach der Arbeit“

  • Bundesregierung ⏐ Startseite
  • Europa

  • Schwerpunkte

  • Themen   

  • Bundeskanzler

  • Bundesregierung

  • Aktuelles

  • Mediathek

  • Service

Interview: Mit Erasmus+ in Spanien „Strandbesuch nach der Arbeit“

Gefördert vom EU-Jugendprogramm Erasmus+, machte Jakob Zollner während seiner Ausbildung zum Bootsbauer ein zweiwöchiges Praktikum in Valencia. Eigentlich dachte er, Erasmus sei nur für Studierende. Nach seinen Erfahrungen in der Arbeitswelt und Kultur Spaniens ist er froh, dass es diese Möglichkeit auch für Auszubildende gibt – und ermutigt andere, sie ebenfalls zu nutzen.

3 Min. Lesedauer

Der gebürtige Münchner Jakob Zollner machte seine Ausbildung zum Bootsbauer in Langenargen am Bodensee – und zwei Wochen auch im spanischen Valencia.

Der gebürtige Münchner Jakob Zollner machte seine Ausbildung zum Bootsbauer in Langenargen am Bodensee – und zwei Wochen auch im spanischen Valencia.

Foto: Jakob Zollner

Herr Zollner, Sie haben als Bootsbauer zwei Wochen lang ein Praktikum in Valencia gemacht. Was haben Sie dort erlebt?

Jakob Zollner: Von Anfang an wurde ich gut von meinen Arbeitskolleginnen und -kollegen aufgenommen. Mir wurde, trotz sprachlicher Schwierigkeiten, immer mit Geduld geholfen. Anfangs hatte ich Sorge, dass ich die mir übertragenen Aufgaben nicht allein meistern würde. Es waren ganz andere Arbeiten als ich sie in Deutschland gemacht habe. Dadurch kam ich in Situationen, in denen ich flexibel, spontan und insbesondere kreativ reagieren musste. Mit ein bisschen Selbstsicherheit und Verständnis von den Kolleginnen und Kollegen war auch das kein Problem.

Was hat Sie in Spanien am meisten beeindruckt? 

Zollner: Sonne, Strand und Spaß – so sehr es auch nach Urlaub klingen mag, waren meine zwei Wochen auch mit viel Arbeit verbunden. Nichtsdestotrotz sorgt die ständig strahlende Sonne natürlich für eine gute Grundstimmung. Der Strandbesuch nach der Arbeit lässt einen den Arbeitstag dann auch nur noch halb so anstrengend vorkommen und die Tapas zum Abendessen bringen dann pure Freude. Ich habe zwar mehr Stunden gearbeitet als in Deutschland, aber das Leben war einfach etwas leichter und angenehmer – ein tolles Lebensgefühl. Es war beeindruckend, wie schnell die Zeit vergangen ist, weil die Tage voll von Erlebnissen waren.

Was war Ihre Motivation, um ins Ausland zu gehen? 

Zollner: Etwas Neues zu wagen und die eigene Komfortzone zu verlassen, ist immer auch mit Nervenkitzel und etwas Abenteuer verbunden. Ich empfinde es als spannend, mich für eine gewisse Zeit genau diesem Unbekannten auszusetzen und hinzugeben.

Insbesondere ist es mal etwas anderes, dies nicht in einem Urlaub zu tun, sondern in einem professionellen Umfeld und neue Arbeitsweisen kennenzulernen. Es macht mir Spaß, mich in einer fremden Umgebung einzufinden und etwas stotternd auf einer anderen Sprache um Hilfe zu bitten. Vor allem dann, wenn ich mich kurze Zeit später auskenne und ich mich an die anfänglichen Schwierigkeiten zurückerinnere. Und ebendieses Gefühl, Herausforderungen bewältigt zu haben, motivierte mich für den Auslandsaufenthalt.

Hat die Erfahrung mit dem Erasmus-Auslandsaufenthalt Ihre Sicht auf die EU verändert?

Bereits vor meinem Erasmus+ Praktikum war ich überzeugter Europäer und wusste, wie viele großartige Dinge ich der EU zu verdanken habe und was sie zu bieten hat. Nach dem Aufenthalt war ich nur noch begeisterter. Programme wie Erasmus+, die die Jugend stärken, EU- und europaweit Menschen vernetzen, sind so einzigartig und cool! 

Wie sind Sie auf die Möglichkeit eines Auslandspraktikums mit Erasmus+ aufmerksam geworden?

Zollner: Das war in meiner Berufsschule. Ein Lehrer kam mitten im Unterricht herein und meinte, dass er eine Mail bekommen habe und es noch einen finanzierten Praktikumsplatz für zwei Wochen in Valencia gebe. Wer Interesse habe, solle sich einfach nach der Schule bei ihm melden. Da ich schon die ganze Zeit während meiner Ausbildung überlegt habe, wie und wo ich ins Ausland gehen könnte, kam mir das sehr gelegen. Ehrlich gesagt habe ich nicht wirklich damit gerechnet, dass meine Chefs dem zustimmen, aber ich dachte, Fragen kostet nichts. Nach der Schule bin ich zu unserem Lehrer, habe meine Chefs angerufen und einen Tag später hatte ich die Zusage. 

Warum würden Sie gerade Auszubildenden einen Auslandsaufenthalt mit Erasmus+ empfehlen?

Zollner: Erasmus+ war für mich immer ein Begriff, der nur für Studierende relevant ist. Die Hürde, in einer Ausbildung – insbesondere im Handwerk – ins Ausland zu gehen, ist sehr groß. Kleine Betriebe können und wollen die Auszubildenden nicht für mehrere Wochen ins Ausland schicken. Lange Aufenthalte sind daher oft nicht möglich, aber umso intensiver sind die kürzeren, zu welchen man die Vorgesetzten oftmals überreden kann. Zumindest kostet Fragen nichts!

Natürlich kann ich nur von mir sprechen, aber die zwei Wochen in Valencia haben mich persönlich, sprachlich und auch beruflich einen deutlichen Schritt nach vorne gebracht. Und wenn man die Möglichkeit hat, warum sollte man sie dann nicht nutzen? Man hat nichts zu verlieren. 

Erasmus+ ist das Programm der EU für Bildung, Jugend und Sport. Die Initiative ermöglicht Studierenden ein Auslandssemester sowie Schülerinnen und Schülern einen Schulaustausch. Mit Erasmus+ können außerdem Auszubildende ein Praktikum in einem anderen EU-Land machen. Hier finden Sie einen Überblick über Erasmus+ und andere EU-Jugendprogramme.