20. Juli 1990 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit
20. Juli 1990: Die Rekruten der Nationalen Volksarmee schwören einen neuen Fahneneid. Darin müssen sie sich nicht mehr verpflichten, den Sozialismus zu verteidigen.
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Neuer Fahneneid bei der Nationalen Volksarmee
Foto: Bundesrachiv/ADN/ZB/Grimm - Bild 183-1990-0720-016.jpg
Tagesbefehl durch Verteidigungsminister Eppelmann
Der 46. Jahrestag des Stauffenberg-Attentates auf Hitler ist auch für die Angehörigen der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR ein bedeutungsvoller Tag. Die Soldaten leisten einen neuen Fahneneid. Die Volkskammer hatte am 26. April 1990 eine neue Eidesformel beschlossen. Sie ist Ausdruck der grundlegenden Veränderungen in der DDR.
Der Minister für Abrüstung und Verteidigung der DDR, Rainer Eppelmann, verliest vor der Vereidigung der Rekruten am 20. Juli in Strausberg bei Berlin zunächst den Tagesbefehl: „Die heutige Vereidigung ist ein weiterer gewichtiger Schritt zur demokratischen Erneuerung unserer Armee.“ Der neue Schwur der NVA, so Eppelmann weiter, unterscheide sich grundsätzlich von der bisherigen undemokratischen und vom Führungsanspruch der SED getragenen Eidesformel.
Damit stellt sich die NVA auch bewusst in die Tradition der Männer des militärischen Widerstandes gegen die nationalsozialistische Diktatur. Eppelmann: „Die Patrioten des 20. Juli legten beispielgebend für jeden Soldaten eines demokratischen Staates mit ihrem Leben Zeugnis für den Rang des Gewissens ab.“
Berufssoldaten, die den alten Eid abgelegt hatten, werden durch den Tagesbefehl davon entbunden und nach der neuen Eidesformel vereidigt.
Abkehr vom Sozialismus
Die alte Eidesformel war mit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht am 24. Januar 1962 eingeführt worden. Sie war an das sowjetische Vorbild angelehnt.
In der Formel heißt es unter anderem: „Ich schwöre: Der Deutschen Demokratischen Republik, meinem Vaterland, allzeit treu zu dienen und sie auf Befehl der Arbeiter-und-Bauern-Regierung gegen jeden Feind zu schützen. Ich schwöre: An der Seite der Sowjetarmee und der Armeen der mit uns verbündeten sozialistischen Länder als Soldat der nationalen Volksarmee jederzeit bereit zu sein, den Sozialismus gegen alle Feinde zu verteidigen und mein Leben zur Erringung des Sieges einzusetzen.“
Die letzten Soldaten schworen diesen Eid im Herbst 1989.
Am 26. April 1990 beschloss die frei gewählte Volkskammer ein neues Wehrdienstgesetz. Darin ist auch in einer Anlage zum Fahneneid die neue Eidesformel enthalten: „Ich schwöre, getreu dem Recht und den Gesetzen der Deutschen Demokratischen Republik meine militärischen Pflichten stets diszipliniert und ehrenhaft zu erfüllen. Ich schwöre, meine ganze Kraft zur Erhaltung des Friedens und zum Schutz der Deutschen Demokratischen Republik einzusetzen."