EG-Sondertreffen in Paris

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18. November 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit EG-Sondertreffen in Paris

18. November 1989: Neun Tage nach dem Mauerfall treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft in Paris. Der Sondergipfel findet statt, um sich über die jüngsten Entwicklungen der Lage Europas zu unterhalten. Es wird ein denkwürdiges Treffen.

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Blick auf die Runde der Europäischen Regierungschefs, die im Elysee-Palast in Paris am 18. November 1989 die Situation in Ost-Europa diskutierten.

Abendessen in Paris

Foto: picture-alliance/dpa

Hilfe für Osteuropa

Kurz vor einem Treffen des amerikanischen und des sowjetischen Präsidenten will Frankreichs Staatschef François Mitterand zeigen, dass die Europäische Gemeinschaft handlungsfähig ist. Er hat eingeladen, weil Frankreich gerade die Präsidentschaft der Europäischen Gemeinschaft (EG) innehat.

Angesichts der politischen Umwälzungen in Osteuropa soll die EG eine gemeinsame Haltung und Strategie entwickeln. Vor allem geht es um Wirtschaftshilfe für Polen, Ungarn und die DDR.

Wiedervereinigung kein Thema

Während des ganzen Abendessens spricht niemand das Thema Wiedervereinigung an. Auch Kohl nicht, der zu Beginn ausführlich über die Situation in der DDR und den anderen Ostblockstaaten berichtet. Angesichts der drohenden Versorgungsengpässe dort plädiert Kohl für rasche Wirtschaftshilfe. Ansonsten unterstreicht er deutlich die Westbindung der Bundesrepublik durch die Mitgliedschaft in EG und Nato. Damit will er seinen Partnern die Angst vor einem deutschen "Sonderweg" nehmen.

Kohl erklärt außerdem, die Freiheit sei der Kern der deutschen Frage und das Selbstbestimmungsrecht der Völker dürfe nicht eingeschränkt werden. Die Menschen in der DDR müssten sich also frei entscheiden können, ihre Entscheidung sei zu respektieren.

Thatcher wird laut

Der Bundeskanzler weiß, dass einige am Tisch Vorbehalte gegen eine deutsche Wiedervereinigung haben. Beim Dessert, als die offiziellen Reden schon gehalten sind, macht Großbritanniens Premierministerin Margaret Thatcher ihrem Ärger Luft. Überliefert ist, dass sie mit "Seht Ihr, seht Ihr!" auf Kohls Hinweis reagiert, auch Großbritannien habe 1970 einer Nato-Erklärung zur deutschen Einheit zugestimmt. Thatcher will davon nichts wissen. Die Erklärung stamme aus einer Zeit, in der man angenommen habe, die deutsche Wiedervereinigung finde gar nicht statt, sagt sie.

Mitterrand teilt auf der anschließenden Pressekonferenz mit: "Wir sind bereit, überall mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Mitteln beim Aufbau einer gesünderen Wirtschaft zu helfen, wo eine überprüfbare Rückkehr zur Demokratie stattfindet, die Menschenrechte respektiert und freie und geheime Wahlen angesetzt werden." Auf die Frage eines Journalisten, ob man während des Essens über die Wiedervereinigung Deutschlands gesprochen habe, antwortet Mitterand: "Nein."