21. Oktober 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit
21. Oktober 1989: Die Stasi meldet der SED-Führung, der Rücktritt Honeckers werde in der Bevölkerung "als zu spät erfolgt bewertet". Die Wahl des Genossen Krenz stoße "in beachtlichem Umfang" auf "Ablehnung".
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Stasi berichtet ungeschminkt
Foto: picture alliance / Wolfgang Kumm
Neue Töne
Dass die Staatssicherheit die kritische Stimmung so ungeschönt wiedergibt, ist neu. Ebenso neu ist die Aufforderung von SED-Chef Egon Krenz an alle hohen Funktionäre, den Dialog mit der Bevölkerung zu suchen.
Stasi-Chef Erich Mielke erklärt 73 Spitzenkräften seines Ministeriums, es bestehe die Chance, "eine Wende in der Arbeit der gesamten Partei einzuleiten". Verhaftungen von Bürgerrechtlern seien aktuell auszuschließen, sagt der Stasi-Chef. Doch das müsse nicht so bleiben.
Zugriffe noch nicht ausgeschlossen
Deshalb sollten die Inoffiziellen Mitarbeiter die Bürgerrechtler weiterhin genau beobachten. Es sei wichtig, so Mielke wörtlich, "dass alles unternommen wird, alle mit solchen Handlungen auftretenden Personen zu erkennen, sie sorgfältig zu erfassen und das zugriffsbereit zu halten". Zugriffsbereit zu halten – das heißt: "Nicht ausgeschlossen, dass wir doch noch einmal Oppositionelle einsperren."
Wie künftig mit oppositionellen Bewegungen umgegangen werde, würde in den nächsten Tagen entschieden, kündigte Mielke an.
DDR-Innenminister Friedrich Dickel wird deutlicher. "Ich würde am liebsten hingehen und diese Halunken zusammenschlagen, dass ihnen keine Jacke mehr passt", sagt Dickel mit Blick auf die Bürgerbewegung.