Deutsch-deutsches Telefongespräch nach Mauerfall

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11. November 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Deutsch-deutsches Telefongespräch nach Mauerfall

11. November 1989: Die Straßen West-Berlins sind dicht. Unüberschaubar viele Menschen aus Ostberlin und der DDR genießen ihre neue Reisefreiheit, wollen Verwandte und Freunde treffen oder sich einfach mal umsehen. Und den Politikern beider deutscher Staaten steht viel Arbeit bevor.

1 Min. Lesedauer

Schwarzer Telefonapparat mit Wählscheibe

Innerdeutsches Telefonat nach Mauerfall

Foto: ullstein bild - Teutopress

Telefonate zum ersten Meinungsaustausch

Wichtig sind für Bundeskanzler Helmut Kohl die Meinungen der Regierungschefs der vier Siegermächte. Gleich an den ersten beiden Tagen nach dem Mauerfall telefoniert er mit US-Präsident Georg Bush sen., der britischen Premierministerin Margaret Thatcher, dem sowjetischen Präsidenten Gorbatschow und dem französischen Präsidenten François Mitterrand.

Am Vormittag des 11. Novembers kommt es dann zu einem Telefonat mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz. Kohl begrüßt die Entscheidung der DDR, die Grenze zu öffnen. Dies werde sehr zur Verbesserung der Atmosphäre beitragen, sagt Kohl. Der Kanzler macht noch einmal deutlich, es sei nicht das Ziel der Bundesregierung, dass möglichst viele Menschen die DDR verlassen. Wichtig sei, dass die Menschen jederzeit reisen dürften.

Gemeinsame Themen besprechen

Jetzt stehe man vor einem wichtigen Zeitabschnitt, so Kohl weiter, der von beiden Seiten viel Vernunft, Besonnenheit, aber auch Gelassenheit erfordere. Deshalb sei ein baldiges Treffen mit dem Staatsratsvorsitzenden wichtig. Dabei müsse erst einmal darum gehen, die wichtigsten gemeinsamen Themen abzusprechen. Man müsse gemeinsam darüber reden, was jetzt möglich sei und was nicht, sagt der Kanzler.

Krenz weist darauf hin, dass die Entscheidung über den freien Reiseverkehr die "Politik der Erneuerung der DDR" dokumentiere.

Deutsche Einheit kein Thema - noch nicht

Sicherlich sei man sich einig, dass die Grenzen zwar durchlässiger würden, aber bestehen blieben, sagt Krenz weiter. Eine Wiedervereinigung stehe nicht auf der politischen Tagesordnung.

Eine Wiedervereinigung sei derzeit nicht das vorrangige Thema, erwidert Kohl. Doch er habe generell eine andere Auffassung zur Wiedervereinigung als der Staatsratsvorsitzende.

Zum Schluss des Telefonats vereinbaren Kohl und Krenz einen engeren Kontakt. Kohl bietet an, Krenz könne "jederzeit sofort zum Telefon greifen". Für den 20. November verabreden sie ein Treffen von Kanzleramtschef Rudolf Seiters mit dem Staatsratsvorsitzenden und dem neuen DDR-Ministerpräsidenten in Ostberlin.