Aus der DDR-Vergangenheit lernen

20 Jahre Bundesstiftung Aufarbeitung Aus der DDR-Vergangenheit lernen

Gemeinsam mit Bundespräsident Steinmeier und Kulturstaatsministerin Grütters hat die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ihr 20-jähriges Bestehen in Berlin gefeiert. In ihrem Grußwort mahnte Grütters, es brauche dringender denn je die Erkenntnis, "dass die staatliche Willkür in der DDR jeden treffen konnte."

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v.l.n.r.: Stiftungsratsvorsitzender Markus Meckel, Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Bundespräsident Steinmeier und Kulturstaatsministerin Grütters beim Festakt zum 20. Gründungsjubiläum der Bundesstiftung Aufarbeitung.

Foto: Bundesregierung/Steins

Die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit ist in den vergangenen 20 Jahren beachtlich vorangeschritten und doch bleiben viele Fragen bis heute offen. Mehr noch: im Laufe der Zeit und mit größer werdendem Abstand zu den historischen Ereignissen ergeben sich immer neue Fragen.

Diesen widmet sich die Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur. Seit ihrer Gründung 1998 hat sie deutschlandweit rund 3.300 Projekte zur Auseinandersetzung mit der kommunistischen Diktatur mit fast 48 Millionen Euro gefördert. Darüber hinaus hat sie regelmäßig in eigenen Veranstaltungen, Ausstellungen und Publikationen über verschiedene Aspekte der DDR-Vergangenheit aufgeklärt.

Der Deutsche Bundestag hat die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit dem am 13. Juni 1998 in Kraft getretenen Stiftungsgesetz begründet. Im November 1998 nahm die Stiftung in Berlin ihre Arbeit auf.

Staatliche Willkür des Unrechtsstaates offenlegen

Auftrag der Stiftung ist es, die staatliche Willkür in der ehemaligen DDR offenzulegen und "sie als das zu entlarven, was sie war: ein Unrechtsstaat", betonte Kulturstaatsministerin Grütters in ihrer Rede beim Festakt zum 20. Gründungsjubiläum der Stiftung im Museum für Kommunikation Berlin. Die Staatsministerin würdigte die Stiftung als "Schrittmacherin der Aufklärung über Diktatur und Widerstand - ganz gleich, ob es darum geht, Dokumente des Widerstands gegen das SED-Regime zu bewahren, Opfer des damaligen Unrechts zu beraten oder die gesellschaftliche Aufarbeitung voranzutreiben."

Die historischen Ergebnisse führten gleichwohl nur selten zu klaren Schwarz-Weiß-Bildern, gab Grütters zu Bedenken. "Daher gehört zu jedem Familienalbum, in dem alte Schwarz-Weiß-Fotografien die DDR-Vergangenheit rosarot malen, das Wissen, dass es andere Familien gibt, deren Alben sich mittendrin düster färben."

Trennlinien zwischen Diktatur und Demokratie aufzeigen

Dringender denn je brauche es die Erkenntnis, "dass es jeden treffen konnte und vor allem diejenigen traf, die für das Selbstverständlichste eintraten: für Freiheit", betonte die Staatsministerin. "Denn wir stellen fest, dass die Kenntnisse über die Trennlinien zwischen Diktatur und Demokratie zum Teil verwischt sind", so Grütters.

Wichtig sei es, sich folgenden Fragen stellen: "Wie gehen wir knapp 30 Jahre nach dem Mauerfall damit um? Wie reagieren wir auf Demonstranten, die eine Säule der Demokratie wie die Pressefreiheit ablehnen und angreifen? Was haben wir der erstarkten Sehnsucht nach autoritären Strukturen entgegenzusetzen?"

Kreative Impulse für die Wissensvermittlung

Neben den Ergebnissen der bisherigen Aufarbeitung der SED-Diktatur stand bei dem Festakt deshalb vor allem die Frage nach zukünftigen Perspektiven der Erinnerungsarbeit im Raum. So nahm beispielsweise der Soziologe Professor Armin Nassehi die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in der Vermittlung der jüngsten Geschichte Deutschlands in den Blick.

Weil es bei genauerer Betrachtung weniger um Fragen der Vergangenheit, sondern vielmehr um die Frage geht, wie wir in Zukunft zusammen leben wollen, erklärte die Kulturstaatsministerin, "wird es noch stärker darauf ankommen, die Erinnerungsarbeit an veränderte Gewohnheiten und Lebenskontexte anzupassen - sei es das geänderte Medienkonsumverhalten junger Menschen oder auch eine immer vielfältigere Bevölkerungsstruktur." Hierbei könne die Stiftung Aufarbeitung kreative Impulse für die gesamte Aufarbeitungslandschaft liefern, so Grütters.