Aufhebung des Schießbefehls

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3. April 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Aufhebung des Schießbefehls

3. April 1989: Innenpolitisch bereits geschwächt, entschließt sich SED-Generalsekretär Erich Honecker zu einer entscheidenden Veränderung des Grenzregimes: Der Schießbefehl, der offiziell nie existiert hat, wird aufgehoben.

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Zwei Grenzer der DDR-Grenztruppen des Grenzkommandos Süd vor einem Wach- und Beobachtungsturm kontrollieren einen Abschnitt der innerdeutschen Grenze am Brocken.

Aufhebung des Schießbefehls

Foto: picture-alliance/ZB/Wiedl

Honecker unter Druck

Seinen Entschluss begründet Honecker intern mit der angespannten politischen und gesellschaftlichen Lage im Land – und mit dem nationalen und internationalen Druck, der durch den Tod von Chris Gueffroy am 5. Februar an der Berliner Mauer entstanden ist.

Hinzu kommt, dass Honecker durch die Entspannungspolitik des sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow immer stärker in die Defensive gerät.

Keine Schüsse auf fliehende Menschen

Der Chef des Hauptstabes der Nationalen Volksarmee und Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates, Generaloberst Fritz Streletz, informiert hochrangige Militärs der DDR-Armee darüber, dass Honecker informell die Aufhebung des Schießbefehls angeordnet habe.

Honecker habe befohlen: "Es darf nicht auf fliehende Menschen geschossen werden, wenn es keinen Schießbefehl gibt. (...) Es gilt zu beachten: Lieber einen Menschen abhauen lassen, als in der jetzigen politischen Situation die Schusswaffe anzuwenden."

Die Aufhebung des Schießbefehls wird in den DDR-Grenztruppen in den kommenden Tagen mündlich verbreitet, dringt aber nicht nach außen.

Am 28. April gibt der Minister für Staatssicherheit Mielke in einer "zentralen Dienstbesprechung" die Aufhebung des Schießbefehls bekannt. Offiziell wird der Schießbefehl jedoch erst am 21. Dezember 1989 von der Modrow-Regierung aufgehoben.

Nur noch Warnschüsse an der Berliner Mauer

Am 8. April zeigt sich, dass der Schießbefehl offensichtlich aufgehoben ist. Der Fluchtversuch zweier Jugendlicher wird durch Warnschüsse gestoppt. Beide werden unverletzt festgenommen – es sind die letzten bekannt gewordenen Schüsse an der Berliner Mauer.

Chris Gueffroy - das letzte Todesopfer an der Berliner Mauer - hatte am 5. Februar 1989 seinen Wunsch, in Freiheit leben zu können, mit dem Leben bezahlt.