DDR-Ministerpräsident in den USA

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9. Juni 1990 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit DDR-Ministerpräsident in den USA

9. Juni 1990: Ministerpräsident Lothar de Maizière reist als erster und letzter DDR-Regierungschef in die Vereinigten Staaten und trifft US-Präsident George Bush sen.

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DDR-Ministerpräsident Lothar de Maiziere wird am 11. Juni 1990 von US-Präsident George Bush im Weißen Haus in Washington empfangen.

de Maiziére reist in die USA

Foto: picture-alliance/dpa

Ein erstes und letztes Treffen

De Maizière hat auf seiner viertägigen USA-Reise ein volles Programm zu bewältigen. Er trifft den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, den römisch-katholischen Bischof von New York, den amtierenden UN-Generalsekretär und führende Wirtschaftsvertreter. Doch der Höhepunkt der Reise ist der Empfang im Weißen Haus durch Bush sen. am 11. Juni.

Der DDR-Ministerpräsident informiert den US-Präsidenten über ein Treffen des Warschauer Pakts, das einige Tage zuvor stattgefunden hat. Nach Einschätzung de Maizières wird das Bündnis die politische Entwicklung nicht lange überstehen. Außerdem sei es bei dem Treffen des Ostblocks um die Nato-Mitgliedschaft eines vereinten Deutschlands gegangen. Die Sowjetunion tue sich scheinbar immer noch schwer, die vollwertige Mitgliedschaft Deutschlands in der Nato zu akzeptieren, so der Ministerpräsident.

Bush sen. drängt in dem Gespräch auf die Zurücknahme des Vorschlags von DDR-Außenminister Markus Meckel, in Zentraleuropa eine „Sicherheitszone“ einführen zu wollen. Doch Meckel hat den DDR-Chef gar nicht über seine Idee informiert. Deshalb erwidert de Maizière, dass er keine Vorschläge unterstütze, von denen er erstmals aus der Presse erfahren habe.

Freundschaftliche Gespräche

„Es war eine merkwürdige und faszinierende Sitzung - das erste und letzte Treffen eines ostdeutschen Staatschefs mit einem amerikanischen Präsidenten“, berichtet Bush sen. später. „Unsere Gespräche waren sehr freundschaftlich und offen“, schreibt er in einem Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl. De Maizière sei ein nachdenklicher, in Staatsgeschäften unerfahrener Mann, aber mit einem ausgeprägten Sinn für Verantwortung.

Auch der DDR-Ministerpräsident schätzt das Treffen mit Bush sen. positiv ein. „Ich glaube, dass es mir gelungen ist, unsere Haltung zum deutschen Einigungsprozess darzustellen, sagt de Maizière gegenüber der „Neuen Zeit“ am 14. Juni.

Der Empfang im Oval Office mit einem Streichquartett sei eine besondere freundliche Geste gewesen, sagt de Maizière heute.