Flucht mit dem Gasballon scheitert

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8. März 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Flucht mit dem Gasballon scheitert

8. März 1989: Die Wetterbedingungen am Abend des 7. März sind günstig für eine Ballonfahrt in den freien Westen. Doch aus Angst davor, festgenommen zu werden, steigt Winfried Freudenberg überhastet in den Ostberliner Himmel auf und stürzt Stunden später im West-Berliner Zehlendorf ab.

2 Min. Lesedauer

Die Leiche des DDR-Bürgers Winfried Freudenberg wird am 08.03.1989 im Westberliner Bezirk Zehlendorf von Sanitätern abtransportiert. Freudenberg hatte versucht mit einem Heißluftballon von Ost- nach West-Berlin zu fliehen.

Flucht mit Heißluftballon scheitert

Foto: picture-alliance/dpa

Flucht lange vorbereitet

Winfried Freudenberg, studierter Elektroingenieur, hat die Flucht mit seiner Frau Sabine lange und genau geplant. Immer wieder kauft das Ehepaar Polyäthylenfolie in kleinen Mengen. So wollen sie verhindern, dass ihre Einkäufe Verdacht erregen. Denn die Freudenbergs wollen die Folie, die Kleingärtner für Frühbeete verwenden, für den Bau ihres Fluchtballons verwenden.

Heimlich bauen sie nachts an ihrem Ballon – 13 Meter hoch mit einem Durchmesser von 11 Metern. Eine 40 Zentimeter lange und zwei Zentimeter starke Holzleiste darunter soll Freudenberg und seine Frau nach West-Berlin tragen.

Frühzeitige Entdeckung mit tragischen Folgen

Zusammen verlassen die Freudenbergs gegen Mitternacht ihre Wohnung am Prenzlauer Berg und fahren nach Berlin-Blankenburg, einem Vorort an der nordöstlichen Stadtgrenze. Dort arbeitet Freudenberg seit einiger Zeit in einer Reglerstation für die Berliner Gasversorgung. Er hat die Arbeitsstelle ganz bewusst angenommen, denn er will das Gas für seinen Ballon nutzen.

Langsam richtet sich der große Ballon auf und leuchtet weiß im Berliner Nachthimmel. Ein Arbeiter, der noch spät auf dem Heimweg ist, entdeckt den Ballon und ruft die Volkspolizei. Der Ballon ist noch nicht ausreichend mit Gas für Winfried und Sabine Freudenberg gefüllt, als ein Streifenwagen vor der Station hielt. Aufgeregt entscheidet sich das Ehepaar, sich zu trennen. Winfried Freudenberg startet allein in den Nachthimmel, seine Frau bleibt zurück und wird sofort verhaftet. In einem späteren Prozess wird sie zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt.

Letztes Opfer der innerdeutschen Grenze

Schneller und höher steigt der Ballon auf. Das hatte der 32-Jährige anders berechnet, ebenso die Kälte unterschätzt. Auf der dünnen Holzleiste kauernd, überquert er so unbemerkt die Grenze nach West-Berlin. Nach etwas mehr als fünf Stunden stürzt der selbstgebaute Ballon in Berlin-Zehlendorf ab. Der Ballon verfängt sich in den Bäumen auf der Potsdamer Chaussee nahe der Spanischen Allee. Die Leiche von Winfried Freudenberg wird erst Stunden später im Vorgarten eines Hauses in der Limastraße gefunden.

Winfried Freudenberg gilt als letztes Opfer der innerdeutschen Teilung. Sein Tod sorgt für Aufsehen und Bestürzung: Wie verzweifelt müssen die Bewohner der DDR sein, wenn sie eine so gefährliche Flucht wagen?