Kohl erhält Unterstützung von Mitterrand

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4. Januar 1990 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Kohl erhält Unterstützung von Mitterrand

4. Januar 1990: Bundeskanzler Helmut Kohl besucht Frankreichs Präsidenten François Mitterrand an der Atlantikküste. Kohl möchte Mitterands Unterstützung für den deutschen Vereinigungsprozess – und bekommt sie.

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Der französische Staatspräsident Francois Mitterrand (l) und Bundeskanzler Helmut Kohl bei einem Spaziergang am Strand von Soustons in Latche, am 4.1.1990.

Treffen Kohl Mitterand

Foto: picture-alliance/dpa

Mitterand akzeptiert deutschen Vereinigungswillen

Wie die französische Staatsführung auf die Entwicklung in Deutschland reagiert, ist schwer einzuschätzen. Gerade erst hat der französische Verteidigungsminister Jean-Pierre Chevènement vor einem "sehr großen Deutschland" gewarnt. Die Europäer wollten "nicht abermals durch ein großes Deutschland ihr Gleichgewicht verlieren", dafür müssten die Deutschen Verständnis haben.

In Latché, wo François Mitterrand seinen Landsitz hat, führen Kohl und er ein ausführliches Gespräch über die Lage in Europa und die jüngsten Ereignisse in Deutschland. Mitterrand sagt, "das Problem der Wiedervereinigung in der einen oder anderen Form" sei angelaufen. Die Lösung, räumt er ein, müsse "vom Willen der Deutschen in den beiden Staaten abhängen".

Der französische Präsident zeigt Verständnis. Wäre er Deutscher, wäre er für die Wiedervereinigung so schnell wie möglich, sagt er. Für ihn sei es – anders als etwa für Großbritannien oder die Niederlande – kein Argument, dass es 80 Millionen Deutsche gebe. Dies sei eine geschichtliche Realität, und man könne "nicht gegen den Strom der Geschichte schwimmen". Die Vertragsgemeinschaft, die Kohl in seinem Zehn-Punkte-Plan vorgeschlagen hat, bezeichnet Mitterrand als eine "gute Idee".

Europäische Integration Deutschlands

Mitterrand betont mehrfach, wie wichtig ihm die Integration Deutschlands in die Europäische Gemeinschaft (EG) ist. Zudem appelliert er an Kohl, die Gefahr eines Umschwungs in Moskau nicht zu übersehen. Die Einigung Deutschlands dürfe nicht so erfolgen, dass sich die Russen "verhärteten".

Kohl versichert seinem Gastgeber, es sei wichtig, dass in den 1990er Jahren ein Prozess stattfinde, bei dem die EG "entscheidend vorankomme". Die feste Verankerung Deutschlands in der EG sei die Voraussetzung für die "spätere Entwicklung".

Der Bundeskanzler gibt Mitterrand zu verstehen, für das deutsch-französische Verhältnis sei es ganz wichtig, dass die Deutschen sähen, "dass sie Freunde haben". Im Laufe des Gesprächs unterstreicht Kohl wiederholt die besondere Bedeutung der deutsch-französischen Beziehungen.

Kohl ist erleichtert

Gegenüber der Presse bezeichnet Kohl seine Begegnung mit Mitterrand – sichtlich erleichtert – als "sehr freundschaftlich". Angesichts der dramatischen Veränderung sei es für ihn, Kohl, entscheidend, dass der Weg mit unseren Nachbarn und Freunden gemeinsam fortgesetzt werde – vor allem mit Frankreich.

Der Bundeskanzler zitiert Konrad Adenauer: Schon der habe gesagt, das deutsche Problem könne nur unter einem europäischen Dach gelöst werden. Es sei "jetzt wichtig, auf dem Weg der europäischen Gemeinschaft voranzugehen und Perspektiven für die Länder Mittel- und Osteuropas zu finden". Darin stimme er mit Mitterrand überein, sagt Kohl.