Ungarn unterstreicht seine Haltung

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27. Juni 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Ungarn unterstreicht seine Haltung

27. Juni 1989: Ein Ereignis mit Symbolkraft: Die Außenminister von Ungarn und Österreich, Gyula Horn und Alois Mock, durchtrennen in der Nähe von Sopron den Grenzzaun zwischen ihren Ländern. Damit macht Ungarn aller Welt klar, dass es ihm ernst ist mit dem Abbau der Grenzanlagen.

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Die Außenminister von Ungarn und Österreich, Gyula Horn und Alois Mock, durchtrennen in der Nähe von Sopron den Grenzzaun zwischen ihren Ländern. EPA/Karoly Matusz HUNGARY OUT B&W ONLY

Eiserner Vorhang bekommt Löcher

Foto: picture-alliance/EPA/Matusz

Ungarn hat Grenzöffnung lange geplant

Es ist eine sorgfältig für die Medien inszenierte Aktion, als die beiden Außenminister mit Bolzenschneidern den Stacheldraht kappen. Bereits am 28. Februar 1989 hat Ungarn beschlossen, die Grenzanlagen zu beseitigen. Die Initiative ist von der Grenzwache ausgegangen. Denn die Anlagen sind marode, teuer im Betrieb und höchst störanfällig. Tiere lösen unzählige Fehlalarme aus.

Ungarische Bürger durften seit Anfang 1988 ohnehin mit dem sogenannten "Weltreisepass" frei reisen. Die Sperren dienen also in erster Linie nur dazu, DDR-Bürger an der Flucht in den Westen zu hindern.

Demontage beginnt im Mai

Am 2. Mai 1989 haben ungarische Soldaten in Hegyeshalom, am wichtigsten Grenzübergang in Richtung Wien, damit begonnen, den Drahtzaun und das Meldesystem abzubauen. Ungarn trägt dadurch mit dazu bei, die sozialistischen "Bruderländer" ins Wanken zu bringen.

Viele DDR-Bürger erfahren davon über das West-Fernsehen. Von nun an reisen ungewöhnlich viele DDR-Touristen in das Land und übervölkern die Campingplätze.

Am 27. Juni holen Horn und Mock in Sopron den Abriss der Grenzanlagen symbolisch nach. Die Bilder gehen um die Welt und verstärken die Reisewelle in Richtung Ungarn. Die Grenze wird noch bewacht, dennoch gelingt mehreren Hundert DDR-Bürgern die Flucht in den Westen. Die ungarischen Grenzwächter sind angewiesen: Waffengebrauch nur im Selbstverteidigungsfall.

Massenflucht und letztes Grenzopfer

Knapp zwei Monate später, am 19. August 1989 , beim "Paneuropäische Picknick" zwischen St. Margareten und Sopron, öffnet sich ein Grenztor für einige Stunden. Über 700 DDR-Bürger nutzen diese Gelegenheit, um nach Österreich zu fliehen. Es ist die größte Massenflucht von DDR-Bürgern seit dem Mauerbau.

Nur zwei Tage später, am 21. August, kommt es allerdings zu einem tragischen Vorfall: Ein junger Grenzsoldat erschießt einen 36-jährigen Architekten aus Weimar beim Fluchtversuch. Die Ereignisse zwingen Ungarn zu schnellen Entscheidungen.

Drei Wochen danach, am 11. September , öffnet das Land seine Grenzen und lässt alle DDR-Flüchtlinge in den Westen reisen. Jetzt tut sich wirklich ein gewaltiges Loch im Eisernen Vorhang auf.