Der „Runde Tisch“ tagt zum letzten Mal

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12. März 1990 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Der „Runde Tisch“ tagt zum letzten Mal

12. März 1990: Der „Zentrale Runde Tisch“ in Berlin tagt zum sechzehnten und zugleich letzten Mal. Am selben Abend, sechs Tage vor der ersten freien Volkskammerwahl, enden auch die Montagsdemos in Leipzig.

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Der Zentrale Runde Tisch trat am 12.3.1990 zu seiner 16. und letzten Sitzung zusammen.

Letzter Runder Tisch

Foto: Bundesarchiv/ADN/Oberst - Bild 183-1990-0312-024

Treibende Kraft für demokratische Entwicklung

Seit der ersten Sitzung am 7. Dezember 1989 hat der Runde Tisch die Arbeit der Regierung von Ministerpräsident Hans Modrow begleitet und beeinflusst. Neben den Vertretern der Kirchen und der Regierung haben am Tisch auch Vertreter von Parteien und Organisationen der Opposition diskutiert.

Die ersten drei Mal tagt der Zentrale Runde Tisch im beengten Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin-Mitte, dann, ab der 4. Sitzung, im Schloss Niederschönhausen in Berlin-Pankow, dem Gästehaus der DDR-Regierung. Die Sitzungen werden ab dem 3. Januar im Rundfunk und ab dem 9. Januar im Fernsehen übertragen.

In der kurzen Zeit zwischen Mauerfall und der ersten freien Wahl in der DDR etabliert sich der Runde Tisch als treibende Kraft für eine freiheitlich-demokratische Entwicklung der zerfallenden DDR.

Aber schnell stellt sich heraus, dass der Zug in Richtung Wiedervereinigung bereits Fahrt aufgenommen hat: Nicht zuletzt dadurch, dass immer weitere Details bekannt werden, wie desaströs die wirtschaftliche Lage ist. Der Ruf nach der deutschen Einheit übertönt bald den nach einer neuen DDR. Die abschließende Erklärung des Runden Tisches am 12. März liest sich denn auch wie ein Vermächtnis.

Verfassungsentwurf vorgelegt

In der letzten Sitzung des Rundes Tisches sprechen die Vertreter auch über einen Verfassungsentwurf . Gerd Poppe von "Demokratie Jetzt" fordert, die bestehende Arbeitsgruppe auch künftig mit der Fertigstellung der Verfassung zu betrauen. Im April soll dann das Papier der Bevölkerung vorgestellt werden.

Dieser Vorschlag findet große Zustimmung. Doch SPD, Demokratischer Aufbruch, CDU und LDPD stimmen dagegen, also die Parteien, die nach der Volkskammerwahl die Große Koalition unter Lothar de Maizière bilden werden. Sie argumentieren, dass nach der Wahl auch die Verfassungsbefugnis an die Volkskammer übergehen müsse.

Am 4. April stellen Vertreter des Runden Tisches den fertigen Verfassungsentwurf vor - mit einer Präambel, die die Schriftstellerin Christa Wolf geschrieben hat, und einem Vorschlag für eine neue DDR-Fahne, in deren Mitte statt Hammer, Zirkel und Ährenkranz künftig das Emblem für "Schwerter zu Pflugscharen" zu sehen sein soll. Am 17. Juni, dem Jahrestag des Volksaufstandes, sollte über den Entwurf abgestimmt werden. Doch die neugewählte Volkskammer, der der Entwurf übergeben wird, behandelt ihn nicht weiter.

Letzte Montagsdemo in Leipzig

Während in Berlin der Runde Tisch sein Domizil am Pankower Schloss Niederschönhausen räumt, beginnt in Leipzig die letzte Montagsdemonstration. Zum 23. Mal versammeln sich gegen 18 Uhr mehrere zehntausend Demonstranten – diesmal jedoch, um sich von dem Ereignis zu verabschieden, das weltweit zum Symbol der Friedlichen Revolution geworden ist.

Seit September 1989 haben sich die DDR-Bürger in Leipzig und vielen anderen Orten allwöchentlich Gehör verschafft. Zeitweise waren es Hunderttausende DDR-Bürger, die mit neuem Selbstbewusstsein "Wir sind das Volk!" und „Wir sind ein Volk!“ riefen – und so das Ende der SED-Herrschaft erzwangen.

Mit den ersten freien Wahlen vom 18. März 1990 haben sich die Montagsdemonstrationen ebenso wie der Runde Tisch überlebt.