Honecker schreibt Kohl

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10. Februar 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Honecker schreibt Kohl

10. Februar 1989: In einem Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl widmet sich DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker nur einem großen Thema: der Abrüstung in Ost und West. Kreml-Chef Michail Gorbatschow ist da schon sehr viel weiter.

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Annäherung zwischen den Vormächten

Am Neujahrstag haben die Menschen in den USA und der Sowjetunion eine denkwürdige Premiere erlebt: Mit Neujahrsansprachen haben sich der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow an die amerikanische und US-Präsident Ronald Reagan an die sowjetische Bevölkerung gewandt. Mitte 1988 ist der Vertrag beider Staaten über die Abrüstung der nuklearen Mittelstreckenraketen in Kraft getreten.

Gorbatschow hat in seiner Ansprache gesagt, das Jahr 1988 habe zahlreiche positive Veränderungen gebracht. "Amerikaner scheinen dabei zu sein, die Sowjetunion wiederzuentdecken – und wir sind dabei, Amerika wiederzuentdecken. Befürchtungen und Argwohn machen allmählich Vertrauen und Gefühlen gegenseitiger Zuneigung Platz... Wir in der Sowjetunion sind für umfangreiche Beziehungen zwischen unseren Völkern."

Und Reagan: "Zwischen unseren Ländern gibt es noch Differenzen, die auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben werden. Doch ich sehe mit Zuversicht, dass wir 1988 Zeugen von Fortschritt gewesen sind, der – wenn wir achtsam und umsichtig sind – über Jahre weitergehen kann." Sein Nachfolger George Bush sen. werde den gleichen Kurs wie er mit Engagement fortsetzen. Trotz der Differenzen seien die beiden Nationen fähig gewesen, eine "gemeinsame Basis" bei den Themen Menschenrechte, Abrüstung, regionale Konflikte und bilaterale Probleme zu schaffen.

Honecker kennt nur ein Thema

Nun also schreibt DDR-Staats- und Parteichef Honecker an Bundeskanzler Kohl. "Die Deutsche Demokratische Republik", so Honecker, "sieht nach wie vor in der aktiven Förderung des Abrüstungs- und Entspannungsprozesses durch beide deutsche Staaten den Kern des politischen Dialogs, den ich mit Ihnen, Herr Bundeskanzler, fortführen möchte". Die DDR und die Bundesrepublik könnten "wahrhaftig Schrittmacherdienste für gegenseitige Vertrauensbildung" leisten.

Honecker wiederholt eine Anregung, die er bereits zuvor gemacht hat: einen "heißen Draht" zwischen Ostberlin und Bonn einzurichten – oder "ständige gemischte Beobachtungsposten an strategisch wichtigen Punkten".

Auf andere Themen geht Honecker mit keiner einzigen Silbe ein. Der SED-Chef lässt damit einmal mehr erkennen, dass er von Gorbatschows Reformpolitik und dessen Annäherung an den Westen nichts hält.