„Wir treten aus unserer Rolle heraus“

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6. Oktober 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit „Wir treten aus unserer Rolle heraus“

6. Oktober 1989: Auf dem Theaterplan des Dresdner Staatsschauspiels steht „Spiel’s nochmal, Sam“ von Woody Allen. Doch viel mehr Aufmerksamkeit erreichen die Schauspieler nach der Aufführung – als sie eine Resolution verlesen.

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Aufforderung an den Staat

„Wir treten aus unseren Rollen heraus. Die Situation in unserem Land zwingt uns dazu.“ Mit diesen Worten beginnen die Schauspieler, ihre Resolution vorzutragen. Sie fordern ein Recht auf Information, Dialog und selbständiges Denken. Lüge und Schönfärberei hätten nichts in den Medien zu suchen. „Wir haben die Pflicht, von unserer Partei- und Staatsführung zu verlangen, das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen.“ Mit Spannung verfolgt das Publikum die Worte, zustimmendes Nicken bei den meisten.

Von der Idee bis zur Resolution

Bereits zwei Tage zuvor haben die Schauspieler eine „Resolution der Rocker und Liedermacher“ vom 18. September 1989 verlesen. Doch nun wollen die Dresdner mit eigenen Worten das Publikum erreichen und etwas bewegen. In den Vollversammlungen des Theaters, die jetzt täglich stattfinden, diskutieren die Künstler über die Lage in der DDR. Hier reift die Idee. Ein Redaktionskollegium wird gewählt und mit dem Text beauftragt. Bis tief in die Nacht arbeiten die Theaterleute an der Resolution „Wir treten aus unserer Rolle heraus“.

Kollegen unterstützen die Schauspieler

Das gesamte Schauspielhaus, ob Leitung, Schauspieler, Techniker, Maskenbildner oder Garderobieren, unterstützt die Aktion. Am folgenden Tag wird die Aktion verboten. Doch die Dresdner sind pfiffig. Als sie am 7. Oktober im Theater von Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) gastieren, setzen sich die Schauspieler ins Publikum und verlesen die Resolution von dort aus.
Unterstützung kommt auch aus Suhl: Musiker lesen die Resolution nach einem Konzert am 18. Oktober vor.