Torrijas statt Prozessionen

Interview mit einer Familie in Spanien Torrijas statt Prozessionen

Dieses Jahr dürfen Carmen Anegón und ihr Ehemann Wolfgang Krinner mit ihren Kindern nicht zu den Verwandten nach Córdoba fahren. Aber wenigstens gibt es zu Hause in Las Matas, einem Stadtteil von Madrid, die typischen "Torrijas" – in Milch eingelegtes frittiertes Brot mit Zimt und Zitrone.

Die gesamte Familie am Frühstückstisch

Carmen Anegón und Wolfgang Krinner verbringen jetzt viel Zeit gemeinsam mit ihren Kindern.

Foto: Carmen Anegón

Wie feiern Sie normalerweise Ostern?

Carmen Anegón: Normalerweise fahren wir Ostern in den Süden – ans Meer, nach Andalusien, Córdoba. Dort treffen wir uns dann meistens auch mit anderen Familienmitgliedern  – mit Onkeln, Tanten, Cousins, Großeltern. Wir besuchen dann oft Osterprozessionen, die in Städten und kleineren Orten stattfinden. Besonders eindrucksvoll ist die in Córdoba.  

Wie verändert sich Ostern durch die Corona-Pandemie?

Anegón: Dieses Jahr wird leider alles anders sein. Wir werden die Tage zu fünft zu Hause verbringen und Ostern wird fast genau so sein, wie jedes andere Wochenende in Corona-Zeiten. Vielleicht organisieren wir doch ein Eiersuchen im Garten, auch wenn die Kinder eigentlich schon aus diesem Alter heraus sind. Und wir machen "Torrijas", in Milch eingelegtes frittiertes Brot mit Zimt und Zitrone.

Wie erleben Sie die Situation?

Anegón: Wir verbringen als Familie so viel Zeit zusammen wie nie zuvor. Es ist einfacher für uns, weil wir nicht mitten in der Stadt wohnen und einen großen Garten haben. Dafür sind wir sehr dankbar. Momentan teilen wir innerhalb der Familie sehr viel – das ist schön!

Leider dürfen wir meine 86 Jahre alte Mutter, die allein im Zentrum von Madrid wohnt, nicht besuchen. Ein kleiner Trost: Ich habe fünf Geschwister und fast jeder von uns telefoniert jeden Tag mit unserer Mutter, damit sie sich nicht so einsam fühlt. Meine Schwägerin, die in der Nachbarschaft meiner Mutter wohnt, kauft für sie ein.

Außerdem hat meine Mutter telefonischen Kontakt mir ihren eigenen Schwestern aus Córdoba, die auch alle alleine in ihren Wohnungen sind. Sie erzählen über das Leben und singen auf ihren Balkonen oder Terrassen jeden Abend "Resistire", das Lied der Pandemie. Wir hoffen sehr, dass alle gesund bleiben.

Was bedeutet Ostern für Sie?

Anegón: Ostern ist für uns Gemeinschaft als Familie, aber es hat keine religiöse Bedeutung.

Sie sind mit einem Mann aus Bad Tölz verheiratet. Gibt es deutsche Einflüsse in Ihrem Osterfest?

Anegón: Die deutschen Einflüsse in unserem Osterfest waren deutlicher, als die Kinder noch klein waren. Vor allem der Osterhase stand im Mittelpunkt. Immerhin ist aber das Schokoladeneiersuchen als deutsche Tradition geblieben.