„Deutschland braucht Sie“

Kanzlerin würdigt Preisträgerinnen und Preisträger von „Jugend forscht“ „Deutschland braucht Sie“

Ein Termin, auf den sie sich immer gefreut hat: Bundeskanzlerin Merkel würdigte die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Bundeswettbewerbs "Jugend forscht". Anders als in den Vorjahren fand der Austausch pandemiebedingt in einer Videokonferenz statt. Die Kanzlerin verlieh dabei auch digital ihren Sonderpreis für die originellste Arbeit.

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Ein Monitor zeigt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Preisverleihung von "Jugend forscht"

Empfang für die Preisträgerinnen und Preisträger von „Jugend forscht“ mit Kanzlerin Merkel: 40 Prozent der Anmeldungen kommen von Mädchen.

Foto: Bundesregierung/Kugler

„Was ich hier an Kreativität und Ideenreichtum sehe, begeistert mich immer wieder aufs Neue“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Empfang für die Preisträgerinnen und Preisträger von „Jugend forscht“ am Montag. Es waren fast 9000 Forschungstalente beim Wettbewerb angemeldet. Dem Forscherdrang habe die Corona-Pandemie zum Glück also wenig Abbruch getan, so Merkel.

Nachdem im vergangenen Jahr der Empfang wegen der Pandemie ganz ausgefallen war, zeigte sich die Kanzlerin erfreut darüber, dass zumindest auf virtuellem Weg ein Zusammenkommen möglich war. Denn „Jugend forscht“ konnte sich sich aus ihrem Terminkalender nicht wegdenken.

56 Mal wurde der "Jugend forscht"-Wettbewerb bis heute ausgetragen. Ins Leben rief ihn 1965 der damalige Chefredakteur der Zeitschrift "stern", Henri Nannen. Mehr als 280.000 junge Menschen nahmen bisher insgesamt teil. 5.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer – Lehrer und Ausbilder, Professoren und Personaler – tragen den Wettbewerb als Projektbetreuer und Wettbewerbsleiter. Bewertet werden die einzelnen Projekte von rund 3.000 Fach- und Hochschullehrern sowie Experten aus der Wirtschaft – ebenfalls ehrenamtlich.

Vielfalt und Detailschärfe

Der Blick auf den prämierten Forschungsnachwuchs stimme die Bundeskanzlerin optimistisch für die Zukunft. Besonders aufgefallen sei ihr die Vielfalt und Detailschärfe in den zahlreichen Projekten. Ob Medizintechnik, Künstliche Intelligenz, Umwelttechnik oder erneuerbare Energien – damit lasse sich ihrer Ansicht nach die Zukunft erschließen und sie gratuliere daher allen Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich für ihre großartigen Ideen.

Besonders wichtig für die Bundeskanzlerin seit, dass rund 40 Prozent der Anmeldungen von Mädchen kommen. Dies sei zwar noch immer nicht die Hälfte, aber der positive langfristige Trend der Zahl der Teilnehmerinnen lasse hoffen. „Wir brauchen alle Talente in unserem Land. Wir brauchen sie, um den Klimawandel zu bekämpfen, um technologische Transformationen und digitale Revolutionen voranzutreiben, und wir brauchen sie nicht zuletzt für Fortschritte im Gesundheitsbereich“, betonte Merkel.

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Video Empfang für die Preisträgerinnen und Preisträger von „Jugend forscht“

Wissenschaft und Forschung wichtiger denn je

Gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig Wissenschaft und Forschung für uns alle seien, so Merkel. Dass in relativ kurzer Zeit wirksame Impfstoffe entwickelt werden konnten, sei eine Leistung, die nicht hoch genug geschätzt werden könne.

Auch in Zeiten der Pandemie bleibt es daher das Ziel der Bundesregierung, bis 2025 insgesamt 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Forschung und Entwicklung aufzuwenden. Im vergangenen Jahr flossen, so die Kanzlerin, 3,18 Prozent des BIP in Forschung und Entwicklung. Das waren insgesamt 110 Milliarden Euro. Damit gehört Deutschland weltweit zur Spitze der innovationsstarken Länder. Investitionen in Forschung und Innovationen und die schnellere Umsetzung der Forschungsergebnisse in Produkte und Dienstleistungen sind die Grundlage von Wohlstand, einer nachhaltigen Entwicklung und von Lebensqualität in Deutschland.

Jugend forscht – Erfolgsgeschichte und ein besonderes Jubiläum

Jedes Jahr verleiht Bundeskanzlerin Merkel den „Sonderpreis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit“. Diese Tradition geht zurück auf das Jahr 1971, als der damalige Bundeskanzler Willy Brandt zum ersten Mal den Sonderpreis stiftete. Damit wurde in diesem Jahr der Sonderpreis zum 50. Mal vergeben. Damals habe die Teilnehmerzahl bei knapp 1.000 gelegen, heute melden sich regelmäßig bis zu 10.000 junge Menschen für den jährlichen Wettbewerb an, so Merkel.

Der diesjährige Wettbewerb "Jugend forscht" stand unter dem Motto "Lass Zukunft da.". Knapp 9.000 Jungforscherinnen und Jungforscher hatten sich mit mehr als 5.100 Projekten bundesweit für den Wettbewerb angemeldet. In den MINT-Fächern fördert "Jugend forscht" besondere Leistungen und Begabungen. Ziel ist dabei, Jugendliche auch langfristig für diese Themen zu begeistern und sie über den Wettbewerb hinaus in ihrer beruflichen Orientierung zu unterstützen.

Sonderpreis für originellste Arbeit 2021: „Dramatischer Artenschwund"

Das Insektensterben wurde oft diskutiert, der direkte Zusammenhang mit dem Verlust von Blütenpflanzen jedoch seltener. Jakob Nolte (21) aus Laubach/Hessen kartierte über drei Sommer hinweg die Flora in der Umgebung von Laubach und verglich seine Erhebungen mit botanischen Aufzeichnungen in der Literatur.

Da es mehrere Publikationen für das Untersuchungsgebiet gibt – die älteste stammt aus dem Jahr 1887 –, waren langfristige Vergleiche möglich. Diese zeigen eine massive Verarmung der Flora. Die Zahl der Orchideenarten nahm rapide ab, Gänsefußgewächse verschwanden komplett. Rund 80 Prozent aller Arten wurden seltener oder starben aus. Nur einzelne Arten nahmen zu, nämlich jene, die Bodenstickstoff lieben. Daher ruft Jungforscher Nolte dazu auf, weniger zu düngen und mehr Wert auf Naturschutz zu legen – zugunsten der Artenvielfalt.

Für sein Forschungsprojekt erhielt Jakob Nolte den mit 3.000 Euro dotierten "Sonderpreis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit". Während des digitalen Austausches mit Kanzlerin hatte er die Gelegenheit, seine preiswürdige Arbeit zu erläutern. Nach vielen Forschungsarbeiten in den vergangenen Jahren mit „technischen Versuchsanordnungen“ und „mathematischen Knobeleien“ gefiel ihr besonders gut, dass es in diesem Jahr eine Forschungsarbeit im Bereich der Botanik geschafft habe, ihren Sonderpreis zu bekommen, sagte Merkel.

Deutschland lebt von der Innovation

Auch Bundesforschungsministerin Anja Karliczek gratulierte allen  Preisträgerinnen und Preisträgern zu ihren prämierten Forschungsarbeiten. Sie stünden dafür, dass „wir alle die Gewinnerinen und Gewinner sein können“. Deutschland lebe schließlich von der Innovation und von den Tüftlern, Bastlern und Denkern in diesem Land. Denn diese seien von der Frage geleitet: Wie machen wir das Leben schöner und besser?

Für die Bundesforschungsministerin gehören die Preisträgerinnen und Preisträgern dazu. Denn sie schafften Schritt für Schritt Neues für die vielen großen Fragen dieser Zeit. „Sie sind der Beweis, dass wir viele tolle und sehr kluge junge Menschen haben und dass Kreativität und Leistungsbereitschaft in unserer Jugend einen hohen Stellenwert einnimmt“, sagte Karliczek.

Fragen an die Kanzlerin

Während der Videokonferenz hatten die prämierten Forscherinnen und Forscher die Gelegenheit, persönliche Fragen an die Kanzlerin zu richten. Dabei ging es nicht nur um aktuelle politische und wirtschaftliche Themen. Auch der Werdegang von Angela Merkel spiegelte sich in den Fragen wider.

Die Einladung aller Bundessiegerinnen und Bundessieger sowie der Platzierten (2. bis 5. Preise der sieben Wettbewerbskategorien) zu einem Empfang im Bundeskanzleramt und die Überreichung des „Sonderpreises für die originellste Arbeit" (3.000 Euro) gehört seit 1981 zur guten Tradition des Wettbewerbs.