Den Natur- und Artenverlust stoppen

Weltnaturkonferenz Den Natur- und Artenverlust stoppen

„Die Zeit läuft uns davon. Die Artenvielfalt schwindet in besorgniserregendem Ausmaß und Geschwindigkeit“ – das sagte Bundesumweltministerin Schulze zum Auftakt der 15. Weltnaturkonferenz. Die fast 200 Vertragsstaaten wollen eine wirksame globale Vereinbarung zum Schutz der Natur und zur Wiederherstellung zerstörter Ökosysteme erarbeiten.

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Bundesumweltministerin Schulze hält eine Rede zum Auftakt der 15. Weltnaturkonferenz.

Bundesumweltministerin Schulze zum Auftakt der 15. Weltnaturkonferenz: Nach Jahrzehnten der Naturzerstörung den Trend umkehren.

Foto: BMU/Sascha Hilgers

„Die Weltnaturkonferenz ist die Chance für einen Neustart. Dabei reicht es nicht länger aus, einzelne Arten oder Gebiete unter Schutz zu stellen. Nach Jahrzehnten der Naturzerstörung müssen wir den Trend umkehren und ein Jahrzehnt der Renaturierung einleiten“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze am Montag zum Beginn der virtuellen 15. Weltnaturkonferenz in Kunming, China.

Im Durchschnitt verschwindet alle zehn Minuten eine Art. Der Klimawandel beschleunigt die Entwicklung noch. Der dramatische Verlust der Biodiversität soll jedoch bis 2030 gestoppt werden. Deswegen setzt sich die Bundesregierung verstärkt für den weltweiten Schutz der Arten ein.

Die Weltnaturkonferenz der Vereinten Nationen in Kunming, China findet wegen der Corona-Pandemie in zwei Teilen statt: Dem Auftakttreffen vom 11. bis 15. Oktober 2021 folgen Verhandlungen auf Expertenebene im Winter. Im Frühjahr 2022 soll eine globale Vereinbarung zum Schutz der Natur und der biologischen Vielfalt beschlossen werden.

30 Prozent Land und Wasser unter Schutz stellen

Bis zum Jahr 2030 sollen weltweit 30 Prozent der Fläche an Land und im Meer unter Naturschutz gestellt werden. Das entspräche etwa einer Verdopplung der Schutzfläche an Land und einer Vervierfachung auf dem Meer. Weltweit sollen zudem konkrete Reduktionsziele angestrebt werden, um Überdüngung, Pestizide oder Plastikmüll zu verringern – nicht nur in Schutzgebieten, so Schulze.

Die Europäische Union habe bereits während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 die Umsetzung der neuen EU-Biodiversitätsstrategie beschlossen. Auch EU-weit sollen demnach 30 Prozent der Land- und Meeresflächen bis 2030 geschützt und degradierte Ökosysteme wiederhergestellt werden.

Einhaltung der Naturschutzziele regelmäßig prüfen

Die global vereinbarten Ziele müssten künftig zudem regelmäßig überprüft werden. Es brauche beim Naturschutz nicht nur ehrgeizige Ziele. Die Staaten müssten auch eine wirksame Erfolgskontrolle vereinbaren – wie beim Pariser Klimaschutzabkommen, so die Ministerin. In Deutschland habe das Bundesumweltministerium mit dem Nationalen Monitoringzentrum zur Biodiversität in Leipzig bereits eine wichtige Voraussetzung geschaffen.

Naturschutz müsse in allen Gebieten von Politik und Wirtschaft berücksichtigt werden, fordert Schulze. Es brauche Wiederaufbauprogramme auch für den Naturschutz. Das deutsche Insektenschutzprogramm sei ein gutes Beispiel, denn hier zeige sich, wie wichtig Naturschutz auch für die Landwirtschaft sei.

Ärmeren Ländern beim Schutz der Natur helfen

Drei Viertel der artenreichsten Gebiete der Welt befinden sich in ärmeren Ländern, die sich Schutzgebiete kaum leisten können. Die Weltgemeinschaft will Entwicklungs- und Schwellenländer stärker finanziell unterstützen, um mehr Naturschutzgebiete einzurichten und zu unterhalten. Deutschland wird das Naturschutzmanagement in Entwicklungs- und Schwellenländern weiterhin mit Projekten fördern.

Deutschland ist einer der größten Geldgeber für weltweiten Biodiversitätsschutz . Das Bundesentwicklungsministerium und das Bundesumweltminitserium unterstützten zwischen 2016 und 2020 weltweit Projekte zum Erhalt der Biodiversität im Schnitt mit rund 600 Millionen Euro jährlich. Im Jahr 2020 waren es fast 800 Millionen Euro.

Menschen brauchen Natur zum Leben

Verursacher für den dramatischen Rückgang der Artenvielfalt ist der Mensch. Durch Landverbrauch für Gebäude und Infrastruktur, durch Umweltverschmutzung, intensive Landwirtschaft und Rodung von (Ur-)Wäldern verändern wir die Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt. Wir zerstören ihre Lebensgrundlagen – und unsere eigenen.

Menschen profitieren von der Natur. Geschützte Gebiete versorgen weltweit ein Drittel der 100 größten Städte mit Trinkwasser. Die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung – 40 Billionen Euro – ist abhängig von der Natur. Neue Infektionskrankheiten hängen oft mit den gleichen Ursachen zusammen, die auch für den Biodiversitätsverlust verantwortlich sind. Laut Weltwirtschaftsforum gehören Biodiversitätsverlust und Zusammenbruch der Ökosysteme zu den fünf größten Bedrohungen, denen die Welt heute ausgesetzt ist.