Frankfurt spricht Französisch

Frankfurter Buchmesse Frankfurt spricht Französisch

Bundeskanzlerin Merkel und der französische Staatspräsident Macron haben die 69. Frankfurter Buchmesse eröffnet. In ihrer Rede verwies Merkel auf die enge Verbundenheit beider Länder durch die Literatur. Frankreich ist in diesem Jahr Ehrengast auf dem weltweit größten Branchentreff.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse.

Kanzlerin Merkel und Präsident Macron betonten beide das Verbindende von Kultur und Literatur.

Foto: Bundesregierung/Kugler

Frankfurt en français - Frankfurt auf Französisch: Bis Sonntag steht die Messe in der Main-Metropole ganz im Zeichen des Buches - und der französischen Sprache. Denn der diesjährige Ehrengast nimmt den ganzen frankophonen Sprachraum in den Blick, präsentiert Werke von französisch schreibenden Autoren aus aller Welt.

So begrüßte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Eröffnungsrede auch "alle, die uns Ihre Weltsprache näherbringen". Gemeinsam mit dem französischen Staatspräsident Emmanuel Macron eröffnete sie am Dienstagabend den weltweit größte Branchentreffpunkt für Verleger, Autoren, Kulturvermittler und Kreative

Enger kultureller Austausch mit Frankreich

In ihrer Rede verwies Merkel auf die lange Tradition des kulturellen Austauschs zwischen Deutschland und Frankreich. "Um wieviel ärmer wäre Deutschland über alle historischen Epochen hinweg ohne Einflüsse und Beiträge französischer Kultur? Und wie sähe das französische Geistesleben ohne die Denkanstöße aus Deutschland aus?" Beide Länder sähen sich in einem durchaus kontroversen, aber stets bereichernden Austausch verbunden.

Mehr als 7.000 Aussteller aus rund 100 Ländern stellen mehr als 400.000 Titel vor: Bücher in gebundener oder digitaler Form, Videos, Lern-Software und Vieles mehr. Seit 1976 begrüßt die Frankfurter Buchmesse in jedem Jahr ein Land oder eine Region als Ehrengast. In diesem Jahr ist es Frankreich.

Autoren als Seismografen, Ideengeber, Brückenbauer

In ihrem Selbstverständnis wüssten "die beiden großen europäischen Kulturnationen um den Wert des geschriebenen Wortes, des Buches, einfach als Gut unserer Kultur", so die Kanzlerin weiter. Merkel würdigte die Autoren, die gerade in der Welt des Wandels gebraucht würden, als Seismografen aktueller Entwicklungen, Ideengeber oder Brückenbauer.

Impulse für alle Lebensbereiche

Das Buch erweitere den Horizont und helfe, Kulturen - auch die eigene - besser zu verstehen, Gemeinsamkeiten zu sehen und auch ein Gefühl für Unterschiede zu bekommen. "Wir brauchen die von der Literatur ausgehenden geistigen und kreativen Impulse in allen Lebensbereichen. Sie fördern Weltoffenheit, sie fördern Neugier, sie spornen an, auch neue ungewohnte Wege zu wagen."

Literatur als Spiegel der freien Gesellschaft

Für die Kanzlerin vermittelt Literatur auch politische und gesellschaftliche Botschaften. "In der Literatur spiegelt sich gleichsam die Seele unserer freiheitlich verfassten Gesellschaft wider, in der die Freiheit des Geistes und der Meinungsäußerung einhergeht mit politischer Freiheit", betonte Merkel.

Gemeinsam bekannten sich Merkel und Macron in besonderer Weise zur Meinungsfreiheit: Im Gästepavillon druckten beide auf einer Replik der Gutenbergpresse die Deklaration der Menschenrechte - auf Deutsch und Französisch, mit besonderem Blick auf Artikel 19. Der schreibt die Meinungs- und Informationsfreiheit fest.

Herausforderungen der Digitalisierung

Die Kanzlerin ging auch auf wachsende Digitalisierung ein - eine "technische Revolution", vergleichbar mit der Entstehung des Buchdrucks. Die Digitalisierung werde die Welt vollkommen verändern und völlig neue Möglichkeiten eröffnen. "Wir werden darum kämpfen müssen, immer wieder unsere Wurzeln, unsere Verwurzelungen ganz klar zu machen, um den Weg in dieser scheinbar unendlich vernetzten Welt richtig zu finden", mahnte Merkel.

Deshalb dürften die Menschen nicht zu Getriebenen der Globalisierung und der Digitalisierung werden. Man müsse die Welt neu ordnen, steuern, gestalten - dabei könne die Literatur helfen. Jeder Autor könne mit seiner Einsicht und seiner Empfindung einen Beitrag dazu leisten, die Globalisierung menschlich zu gestalten und Europa stärker zu machen. "Das wünsche ich mir als Impuls von dieser Buchmesse", so die Kanzlerin.

Grafik mit Zahlen zum Buchmarkt in Deutschland

Deutschland ist ein Bücherland.

Foto: Bundesregierung

Franz-Hessel-Preis verliehen

Im Rahmen der Buchmesse hat Kulturstaatsministern Monika Grütters am Mittwoch gemeinsam mit ihrer französischen Amtskollegin Françoise Nyssen den deutsch-französischen "Franz-Hessel-Preis" für zeitgenössische Literatur verliehen Die Ehrung soll Literatur über Landesgrenzen bekannt machen. Ausgezeichnet werden jeweils ein oder eine deutsch- und ein französischsprachiger Autor oder Autorin, deren Werke weitestgehend noch nicht übersetzt wurden.

Deutscher Buchpreis für Robert Menasse

Nicht nur in den Messehallen steht die Main-Metropole ganz im Zeichen der Literatur. Rund um die Buchmesse werden traditionell verschiedene Literatur-Preise verliehen. Der Deutsche Buchpreis für den besten deutschsprachigen Roman des Jahres macht dabei am Vorabend der Eröffnung stets den Auftakt.

So zeichnete des Börsenverein des Deutschen Buchhandels Montagabend den österreichischen Schriftsteller Robert Menasse für seinen Roman "Die Hauptstadt" aus. Höhepunkt - und Schlusspunkt ist am Sonntag dann die Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche. Er geht 2017 an die Kanadierin Margaret Atwood.