Mehr Transparenz bei Smartphone-Apps

Datensouveränität Mehr Transparenz bei Smartphone-Apps

Mit dem Appchecker kann jeder Smartphone-Nutzer schauen, welche persönlichen Daten die Apps auf dem Handy sammeln und an wen diese weitergeleitet werden. Im Interview erzählt Projektleiterin Miriam Ruhenstroth, warum viele Menschen das Gefühl haben, ihr Handy würde mithören.

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Foto zeigt Miriam Ruhenstroth

Smartphone-Nutzer sollten sich stets fragen: „Wie sieht das Geschäftsmodell hinter der App aus?“, rät Miriam Ruhenstroth.

Foto: Miriam Ruhenstroth

Frau Ruhenstroth, wieso sollte ich mich darüber informieren, welche persönlichen Daten eine App auf meinem Smartphone sammelt? 

Miriam Ruhenstroth: Das ist wichtig, weil mit diesen Daten Profile der Nutzer erstellt werden können. Mit diesen Profilen sind dann sehr viele detaillierte Informationen verknüpft, wie zum Beispiel der Wohnort, Interessen oder sogar ob jemand finanzielle oder gesundheitliche Probleme hat. Mit diesen Informationen können Nutzer diskriminiert werden. Viele Menschen wissen nicht, welche Daten eine App weitergibt. Uns geht es also vor allem um Transparenz, wir wollen klarmachen was die Apps machen und wer welche Daten bekommt. 

Wofür werden die gesammelten Daten genutzt? Für personalisierte Werbung? 

Ruhenstroth: Das System der datengetriebenen Ökonomie hört nicht bei interessenbasierter Werbung auf. Es gibt eine ganze Branche, die sich darauf spezialisiert hat, so viele Daten wie möglich zu sammeln. Mit diesen Datenbanken kann und wird natürlich in vielen Fällen mehr gemacht als nur personalisierte Werbung. Zum Beispiel kann damit die Bonität einer Person bewertet werden.

Viele Menschen sind überzeugt, dass ihr Handy mithört - so genau passt die Werbung zu den aktuellen, persönlichen Interessen. Dieses Phänomen liegt an den Profilen im Hintergrund. Die Handys hören nicht mit, aber die Profile sind mittlerweile sehr genau. Sie beziehen nicht mehr nur die eigenen Interessen ein, sondern auch die der Person, mit der ich gerade spreche oder die gerade in meiner Nähe ist. Dadurch sind so genaue Vorhersagen möglich. Diese Informationen können auch ausgenutzt werden. Wer zum Beispiel gerade wegen einer Depression anfällig oder süchtig ist, kann so manipuliert werden.

Reicht es nicht, den Apps die Berechtigung zu verweigern, etwa den Standort zu nutzen oder auf das Telefonbuch zuzugreifen?

Ruhenstroth: Einfach einer App entsprechende Berechtigungen nicht zu erteilen, das mag zwar teilweise ein richtiger Tipp sein, aber es kann nicht die Lösung sein. Man kann auch nicht sagen, wenn Sie ein Auto kaufen: Dieses Auto ist sicher, aber nur, wenn Sie damit nicht nach links fahren. Als User möchte ich die App mit allen Funktionen nutzen. Es kann ja auch sinnvoll sein, dass eine App nach befreundeten Kontakten sucht – aber deshalb muss sie diese Daten nicht gleich an externe Anbieter schicken. 

Worauf sollte ich achten, wenn ich Apps nutzen will?

Ruhenstroth: Alle Nutzer können ihren Willen äußern – indem sie aktiv eine Wahl treffen. Das war bisher nur schwierig möglich. Wer in den großen App-Stores eine App herunterladen will, sieht nicht, welche App welche Daten wie nutzt - es gibt da keine Transparenz. Man kann sich nicht darauf verlassen, was in Play Stores ganz oben gelistet wird, bei diesen Rankings wird überhaupt nicht auf Datenschutz geachtet. Wer ein App herunterladen will, sollte sich immer vorher fragen: Wie sieht das Geschäftsmodell hinter der App aus? Wenn ich nichts bezahle und es keine andere plausible Erklärung gibt, warum der Dienst kostenlos ist, dann handelt es sich dabei meist um eine App, die Daten sammelt. Darauf kann man achten – man sollte dennoch auf Plattformen wie dem Appchecker nachschauen, welche Daten die App sammelt. 

Das Projekt "Daten-Check für Smartphone-Apps" ist ein Projekt der Vereine iRights e.V. und Institut für Technik und Journalismus e.V.. Finanziert wird es durch eine Förderung des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz. Insgesamt wurden 30.000 Apps per Schnelltest untersucht, 3000 Apps ausführlich analysiert. Die Datenbank umfasst aktuell nur deutschsprachige, kostenlose Apps für das Betriebssystem Android. Die Apps erhalten Noten von 1 (kein Risiko) bis 5 (sehr problematisch). Von den 3000 ausführlich untersuchten Apps erhielten 62 die Note 1. 

Mehr Informationen zum Thema Umgang mit Daten finden Sie in der Datenstrategie der Bundesregierung . Sie wurde kürzlich vom Kabinett beschlossen und verfolgt mit 240 Maßnahmen das Ziel, Deutschland zum Vorreiter für das innovative Nutzen und Teilen von Daten in Europa machen.