Integration durch Bildung

Schülerinnen der Oppenheim-Schule, Berlin - Charlottenbur - Wilmersdorf im Unterricht Ausländer, Integration D2009

Integration durch Bildung

Foto: Sebastian Bolesch

Insgesamt 15 Millionen Menschen in unserem Land haben einen Migrationshintergrund. Das heißt: 20 Prozent der Einwohner sind selbst zugewandert oder zumindest der Vater oder die Mutter stammt aus dem Ausland. Und jedes dritte Kind in Deutschland wird in eine Zuwandererfamilie hineingeboren.

Die Bundesregierung hat daher das Amt der "Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration " geschaffen. Die Aufgabe hat Maria Böhmer übernommen. Sie möchte, dass alle Menschen, die dauerhaft in Deutschland leben, die gleichen Chancen haben. "Integration verstehe ich als Weg zur gleichberechtigten Teilhabe auf der Grundlage gemeinsamer Werte. Sie dient dem guten Zusammenleben aller", sagt sie.


Integrationsverträge verbessern die Eingliederung

Integrationspolitik bleibt in der laufenden Legislaturperiode eine Schlüsselaufgabe. In ihrer Koalitionsvereinbarung hat sich die Bundesregierung deshalb auf die Einführung von Integrationsverträgen für Neuzuwanderer verständigt. Mit diesen Verträgen werden die notwendigen Integrationsmaßnahmen für eine erfolgreiche Eingliederung in die deutsche Gesellschaft und in den deutschen Arbeitsmarkt vereinbart und später kontinuierlich überprüft.

Darin werde festgelegt, was die Zuwanderer an Unterstützung und Hilfe erwarten können, aber auch, „was wir von den Zuwanderern erwarten“, sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Böhmer. Werte, zu denen sich Ausländer bekennen müssten, seien unter anderem die Meinungsfreiheit und die Gleichberechtigung der Frau. Der Integrationsvertrag sei ein Ziel für die laufende Legislaturperiode, so Böhmer.

Nach dem Grundsatz des Förderns und Forderns sollen konkrete individuelle Schritte der Integrationsförderung vereinbart werden. Die inhaltlichen Schwerpunkte des Vertrages sind frühkindliche Förderung, Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt sowie Sprachförderung und Gesundheit. Hauptziel ist es, die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt zu verbessern.

Berufliche Qualifikation der Zuwanderer

Die Bundesregierung hat hierzu in einem wichtigen Feld entscheidende Weichenstellungen vorgenommen: Viele Zuwanderer bringen eine gute berufliche Qualifikation mit, werden aber – aus formalen Gründen oder wegen fehlender Bewertungsmöglichkeiten – auf Arbeitsplätzen eingesetzt, die nicht ihren Qualifikationen entsprechen. Diese Qualifikationen sind eine erhebliche Ressource für den deutschen Arbeitsmarkt und die Sozialsysteme. Es gilt, diese verstärkt zu nutzen.

Bereits hier lebende, aber auch neue Migranten profitieren von der Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse. Sie können sich so leichter in das Erwerbsleben und die Gesellschaft integrieren.

Die Bundesregierung will daher diese vielfältigen Qualifikationen künftig in einem einfachen Verfahren bewerten und entsprechend anerkennen.

Anerkennung ausländischer Abschlüsse

Das Bundeskabinett hat ein Gesetz auf den Weg gebracht, dass einen Rechtsanspruch enthält, im Ausland erworbene Berufsabschlüsse schnell zu prüfen.  

Das Verfahren soll flexibel von der Teilanerkennung bis zur vollen Anerkennung reichen. Zugleich soll sichergestellt werden, dass es – auch im Hinblick auf das hohe Niveau des deutschen dualen Systems– nicht zu einer Entwertung deutscher Berufsabschlüsse kommt.

 umbruch

Viele Jugendliche mit Migrationshintergrund ohne Schulabschluss

Schüler deutscher und ausländischer Herkunft der 12. Klasse des Hermann-Ehlers-Gymnasiums in Berlin-Steglitz

Integration durch Bildung

Foto: Nihad Nino Pusija

Durch die geburtenschwachen Jahrgänge droht Fachkräftemangel in Deutschland. Hinzu kommt gerade bei Jungendlichen mit Migrationshintergrund, dass viele die Schule ohne Abschluss verlassen. Während bei deutschen Jugendlichen fast zwei Drittel eines Jahrgangs eine berufliche Ausbildung beginnen, erhält nur ein knappes Drittel der Jugendlichen ausländischer Herkunft eine qualifizierte Berufsausbildung.

Bildungslotsen

Für Jugendliche mit Migrationshintergrund wird daher das neue Bildungslotsenprogramm sehr hilfreich sein. Es hilft leistungsschwachen Jugendlichen bundesweit beim Übergang von der Schule in die Ausbildung. Schon ab der 7. Klasse unterstützen sie die Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung. Später sorgen sie für Praktikumsplätze und Kontakten zu Ausbildungsbetrieben.

Einstiegsqualifizierungen

Besonders viele Jugendliche mit Migrationshintergrund profitieren von den geschaffenen Einstiegsqualifizierungen . Einstiegsqualifizierungen sind ein Instrument, das im Rahmen des Nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs geschaffen wurde. Darüber hinaus gibt es weitere Vereinbarungen zwischen Politik und Wirtschaft, die auch für Jugendliche ausländischer Herkunft hilfreich sind.

Ausbildung durch Unternehmer mit Migrationshintergrund

Das Programm Jobstarter leistet einen wichtigen flankierenden Beitrag zu den Aktivitäten des Nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs. Mit dem Programm fördert die Bundesregierung über 280 innovative Projekte. Sie alle werben in den Regionen um zusätzliche Ausbildungsplätze und unterstützen mit zahlreichen Maßnahmen ausbildungswillige Betriebe.

Einige Projekte widmen sich besonders Unternehmerinnen und Unternehmern mit Migrationshintergrund. Die Koordinierungsstelle „Ausbildung in Ausländischen Unternehmen“ Kausa hat mit vielen regionalen Partnern und Projekten Maßnahmen und Aktivitäten koordiniert und eine verstärkte Ausbildungsbeteiligung dieser Unternehmergruppe erreicht. Ziel dieses Jobstarter-Programms ist es, das Ausbildungsplatzpotenzial ausländischer Unternehmen für alle jugendlichen Bewerber zu erschließen, unabhängig von Abstammung und Nationalität.

Trotz der weit über eine Million Arbeitsplätze in diesen Unternehmen sind die Ausbildungsmöglichkeiten bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Deshalb motiviert und unterstützt das Jobstarter-Programm Betriebsinhaber, die ausbilden wollen, in vielerlei Hinsicht.

Qualifizierung von Ausbildern mit Migrationshintergrund

Neu ist eine Initiative des Bundesbildungsministeriums zur Qualifizierung von Ausbilderinnen und Ausbildern. Bis Ende des Jahres 2010 legen 1.000 zusätzliche Fachkräfte mit Migrationshintergrund die Ausbildereignungsprüfung ab. Dazu werden bundesweit in 38 Städten Kurse angeboten.