E-Commerce kann man jetzt lernen

Duale Ausbildung E-Commerce kann man jetzt lernen

Die Schulferien nahen – für manch einem auch das Schulende verbunden mit der Frage: Was kommt danach? Im August 2018 startete der Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce. Fabricio Ramos aus Berlin ist einer der Auszubildenden des ersten Ausbildungsjahrganges und schildert seine Eindrücke.

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Fabricio Ramos vor zwei Monitoren an seinem Büroschreibtisch.

Fabricio Ramos ist einer der ersten Auszubildenden zum Kaufmann im E-Commerce. 

Foto: Jan Vitas Lutz

Das nennt man einen gelungenen Start: Im Ausbildungsberuf "Kaufmann/ Kauffrau im E-Commerce", der zum 1. August 2018 eingeführt wurde, sind auf Anhieb rund 1.300 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. Dies geht aus dem Berufsausbildungsbericht 2019 hervor.

Bundesweit gibt es derzeit 327 anerkannte Ausbildungsberufe. "Die Ausbildung bietet Jugendlichen einen qualitativ hochwertigen Bildungsweg, der einem Studium in nichts nachsteht", sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek.

Außerdem seien die beruflichen Perspektiven nach der Ausbildung äußerst positiv, denn fast drei Viertel aller Auszubildenden würden nach dem Abschluss im selben Betrieb angestellt. "Wer eine Ausbildung macht, legt damit den Grundstein für gute und sichere Berufsentwicklung", betonte die Ministerin.

Mit dem Berufsbildungsbericht kommt das Bundesbildungsministerium seinem gesetzlichen Auftrag nach, die Entwicklung in der beruflichen Bildung kontinuierlich zu beobachten und der Bundesregierung jährlich zum 1. April zu berichten.

Einer der Ersten, die den Beruf erlernen

Der 19-jährige Fabricio Ramos aus Brasilien ist angehender Kaufmann im E-Commerce und damit einer der ersten Auszubildenden, die den neuen Beruf im Internethandel erlernen. Der junge Mann lebt seit zehn Monaten in Deutschland und arbeitet derzeit bei einer Berliner Produkt- und Preisvergleichsplattform für E-Commerce

Warum haben Sie sich für eine duale Ausbildung entschieden?

Fabricio Ramos: "Ich stand tatsächlich vor der großen Entscheidung: Studium oder duale Ausbildung. Letztlich habe ich mich für eine duale Ausbildung entschieden, weil mir das Zusammenspiel von Theorie und Praxis sehr wichtig ist, um später optimal auf meine berufliche Zukunft vorbereitet zu sein."

Wie sind Sie auf diesen neuen Ausbildungsberuf aufmerksam geworden?

Fabricio Ramos: "Als ich vor ungefähr zehn Monaten nach Deutschland kam, habe ich sofort im Internet nach Ausbildungsplätzen gesucht. Zufällig bin ich auf den Ausbildungsberuf 'Kaufmann im E-Commerce' gestoßen und habe mich auf die freie Stelle mit Erfolg beworben. Erst nach meiner Anstellung und weiterer Recherche zum Beruf musste ich feststellen, dass viele Unternehmen diesen Ausbildungsberuf gar nicht anbieten. Daher bin ich ganz besonders stolz, einer der Ersten zu sein, die diesen Beruf erlernen."

Warum haben Sie sich für diesen Ausbildungsberuf entschieden?

Fabricio Ramos: "Mir war sofort klar, dass das genau die richtige Ausbildung für mich ist. Da ich neben der Schule schon ein wenig Berufserfahrung im Online-Handel sammeln konnte, war mein Interesse sofort geweckt. Dinge gut zu verkaufen, lag mir schon immer."

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Fabricio Ramos: "Momentan bin ich an zwei Tagen der Woche in der Berufsschule und drei Tage im Unternehmen. Alles was wir inhaltlich in der Schule lernen, setzen wir anschließend auch im Unternehmen um. Deshalb finde ich das duale System auch sehr gut. Insgesamt haben wir drei Berufsschulklassen mit ungefähr 18 bis 20 Personen. Jeder arbeitet in einem anderen Unternehmen. Wir tauschen uns gerne aus.

Im Unternhemen konnte ich bisher in zwei Abteilungen arbeiten. Dabei bleibt es aber nicht. Im Laufe der Ausbildung werde ich alle Bereiche kennenlernen, um einen Gesamteindruck zu bekommen.

Was beinhaltet Ihre Ausbildung?

Fabricio Ramos: "Die erste Ausbildungsstation nannte sich "Content". Dort habe ich fünf Monate verbracht und alle Produkte der Firma kennen- und beschreiben gelernt. Gerade am Anfang meiner Ausbildung war das sehr gut, da ich dort die Grundstruktur des Unternehmens kennengelernt habe." 

"Inzwischen arbeite ich in der Marketing-Abteilung, was mir besonders Spaß macht. Denn Ziel ist es, das Produkt bestmöglich zu vermarkten, so dass es in der Suchmaschine an erster Stelle steht und Kundinnen und Kunden möglichst bei uns einkaufen."

Was gefällt Ihnen am besten an ihrer Ausbildung?

Fabricio Ramos: "Ich sehe jetzt das Internet mit ganz anderen Augen! Da ich nun weiß, warum manche Anzeigen bei der Suchmaschine ganz oben stehen und andere erst auf weiteren Seiten auftauchen. Das unterscheidet eine gut geschaltete von eine schlecht geschalteten Werbeanzeige. Und das ist mein Job.

Das schönste an diesem Job ist: Früher konnte man Produkte stationär nur in ganz bestimmten Regionen anbieten. Dank der Globalisierung und Digitalisierung kann ich heute Ware, die beispielsweise nur an einem Ort der Erde produziert wird, auf der ganzen Welt online verkaufen."

Was möchten Sie nach der Ausbildung machen?

Fabricio Ramos: "Ich hoffe sehr, dass ich nach der Ausbildung fest übernommen werde, denn sowohl Arbeitgeber als auch die Arbeit an sich machen mir große Freude. Am liebsten würde ich im Marketing bleiben."

Würden Sie die Ausbildung anderen jungen Menschen empfehlen?

Fabricio Ramos: "Ja, Ich kann nur jedem zu dieser Ausbildung raten, denn dieser Beruf hat Zukunft. Früher war es undenkbar, dass man Waren online bestellt. Heute gehört es zum Lebensalltag dazu, denn die Menschen haben immer weniger Zeit und kaufen online."

Die Ausbildung zum "Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce"  findet vor allem im Einzel-, Groß- und Außenhandel statt. Aber auch in der Tourismusbranche und bei Dienstleistern, die ihre Angebote online vertreiben, wird die dreijährige Ausbildung angeboten.