Bildungsketten

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Rico Jesus Grüning lernt seinen Traumberuf: Er wird Koch. Das war nicht selbstver­ständlich. In der Hauptschule lief es nicht immer so gut, zumindest musste er mitun­ter motiviert werden, mehr zu tun. Genau das tat Helmut Hiller, Berufseinstiegs­begleiter von der Ausbildungszentrum OTA GmbH. In der neunten Klasse hatte er sich in Ricos Klasse vorgestellt und angeboten, die Berufswahl, Bewerbungsphase und den Ausbildungsbeginn zu begleiten.

Rico fand die Idee prima und nahm die Hilfe von Hiller in Anspruch. Dieser mahnte schon mal, wenn die Moti­vation für die Schule fehlte. Er verhalf seinem Schütz­ling zu zwei Praktika in der Gastronomie, die die Berufswahlentscheidung festigten. Er half bei Bewerbungsschreiben und gab viele Ratschläge für Vorstellungsgespräche und Einstellungstests.

Einfach lief es dann aller­dings nicht. Nach fünfzig erfolglosen Bewerbungs­schreiben entdeckte Rico die Stellenausschreibung des Katholischen Militärbischofs in Berlin für sein Gästehaus, und hier klappte es. Helmut Hiller ist immer noch für ihn da und fragt immer mal wieder nach, ob alles in Ordnung ist. Wenn Rico Probleme hat, kann er ihn anrufen. Momentan allerdings läuft alles bestens.

Frühe Berufsorientierung

Damit auch schwache Schülerinnen und Schüler, nicht zuletzt solche mit Migrationshintergrund, einen Berufsabschluss erreichen, ist eine frühzeitige Berufsorientierung notwendig. Mit dem Programm "Bildungsketten " will die Bundesregierung nun bundesweit lerngefährdeten Hauptschülerinnen und Hauptschülern zu Schulabschluss und Einstieg in eine Ausbildung verhelfen.

Gedacht ist an 30.000 Schülerinnen und Schüler ab Klasse 7, die nach einem Kompetenztest individuell betreut und dann in Betriebe vermittelt werden. Schon heute arbeiten 1.000 von der Bundesagentur für Arbeit finanzierte Fachleute als Bildungsloten und betreuen etwas 20.000 Schülerinnen und Schüler.

Weitere 500 Berufseinstiegsbegleiter kommen noch in diesem Jahr aus dem Programm Bildungsketten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hinzu. Die Zahl wächst dann auf insgesamt 1.000 vom BMBF finanzierte Berater. 755 Millionen Euro investiert die Bundesregierung bis zum Jahr 2018 in das Programm.

Diese hauptamlichen Bildungslotsen führen als ersten Schritt eine Potenzialanalyse in der siebten Klasse durch. Dabei stehen die Fragen "Wie will ich später leben und arbeiten?" und "Was kann und was will ich erreichen?" im Vordergrund.

Begleitung über die Schule hinaus

Anschließend erstellen die Berufseinstiegsbegleiter einen Förderplan für die letzten beiden Schuljahre sowie - im Fall eines erfolgreichen Abschlusses eines Ausbildungsvertrags - das erste Lehrjahr. Zentraler Bestandteil ist eine frühe Berufsorientierung in enger Zusammenarbeit mit Berufsbildungseinrichtungen und Unternehmen.

In der 8. Klasse sammeln die Jugendlichen in einer überbetrieblichen Bildungseinrichtung praktische Erfahrungen. In Ausbildungswerkstätten können sie drei Berufe auszuprobieren, also zum Beispiel schreinern, löten und frisieren. Die meisten Jugendlichen erhalten so en ganz neues Bild von einer Berufsausbildung und gehen meist motiviert in die nächste Phase der Berufsorientierung. In der 9. Klasse lernen sie einen für sie besonders interessanten und geeigneten Beruf vertieft kennen. In der 10. Klasse gehen sie dann in ein betriebliches Praktikum.

Mit Beginn der Berufsausbildung endet die Begleitung jedoch nicht. Das ist sehr wichtig, da sehr viele Ausbildungsverträge in den ersten Monaten wieder aufgelöst werden. 1.000 Senioren-Experten - Praktiker mit Berufsbildungserfahrung – betreuen gefährdete Jugendliche daher während der Berufsausbildung meist ehrenamtlich weiter. Dafür baut das BMBF seine bereits bestehende Kooperation mit dem Senioren Experten Service aus.

Im Modell erfolgreich

In Modellregionen vor allem in Nordrhein-Westfalen zeigte das Programm große Erfolge. Der betriebliche Rahmen motiviert sehr viel stärker als schulische Maßnahmen.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan ist sehr zuversichtlich: "Heute erfahren viele schwache Schülerinnen und Schüler am Ende ihrer Schulzeit oftmals nur, welche Schwächen sie haben und werden dann irgendwo hingesteckt" . Das Ziel des neuen Programms "Bildungsketten" sei nun, statt dessen schon früher festzustellen, wo die Potenziale der jungen Menschen liegen und diese gezielt zu fördern.