4. November 1989: Ein Vertreter des Neuen Forums spricht damit aus, was viele der Anwesenden denken. Es ist der 4. November 1989. Auf dem Ostberliner Alexanderplatz haben sich 500.000 Menschen versammelt: die größte systemkritische Demonstration in der Geschichte der DDR. Die SED versucht zwar, ihre Macht zu demonstrieren, doch ohne Erfolg.
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Aktuelle Kamera 1989
Foto: picture-alliance/ ZB
Viele Demonstranten sind aus anderen Städten angereist. Auf der Tribüne sprechen Künstler und Bürgerrechtler. Die Transparente sprechen eine deutliche Sprache: Es geht um die Demokratisierung der DDR.
Der Schauspieler Wolfgang Holz vom Berliner Ensemble hat die Demonstration offiziell am 17. Oktober 1989 angemeldet, eine Rednerliste zusammengestellt. Und tatsächlich wird die Demonstration von der SED genehmigt. Allerdings in der Absicht, diese Veranstaltung für ihre Zwecke zu nutzen.
SED will Kontrolle behalten – ohne Erfolg
Die SED versucht, alle Vorbereitungen in ihrem Sinne zu kontrollieren. Der Palast der Republik ist gesichert wie eine Festung. Auf allen Etagen sind Angehörige der paramilitärischen Kampfgruppen verteilt. Sie sollen sich für einen Einsatz bereithalten, aber darauf achten, dass sie von den Demonstranten draußen nicht zu sehen sind. Die größte Gefahr sieht das Regime in einem möglichen Abweichen des Demonstrationszuges von der vorgesehenen Route. Also lässt das Regime den Weg Richtung Mauer durch bewaffnete Sicherheitskräfte absperren.
Auch Angehörige der sozialistischen Führungselite halten Reden auf dem Alexanderplatz. Doch sie werden von den Demonstranten ausgepfiffen. Der Schauspieler Jan Joseph Liefers verwahrt sich „gegen mögliche Versuche von Partei- und Staatsfunktionären, jetzt oder zukünftig Demonstrationen und Proteste von Menschen unseres Landes für ihre Selbstdarstellung zu benutzen“.
Hunderttausende fordern demokratische Rechte und die Abschaffung der Einparteienherrschaft. „Wir haben die Sprache wiedergefunden und die Welt kennt seitdem dieses verschlafene Land nicht wieder“, ruft Jens Reich ins Mikrophon. Christa Wolf spitzt es zu: „Dies ist für mich der wichtigste Satz dieser letzten Wochen – der tausendfache Ruf: Wir sind das Volk!“