zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen am 26. April 2015 in Bergen-Belsen:
- Bulletin 57-4
- 26. April 2015
Mein erster Gruß gilt Ihnen, die Sie diesen Ort des Schreckens überlebt haben und heute mit uns der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen gedenken. Ich danke Ihnen, dass Sie die Reise auf sich genommen haben!
Und mit Ihnen grüße ich Ihre Angehörigen und alle Überlebenden dieses Lagers, die heute nicht bei uns sein können.
Befreiung – an einem Ort wie Bergen-Belsen bedarf dieses Wort keiner Debatte. Sein tiefer Sinn ist unbestreitbar. Genauso unbestreitbar wie die unermessliche Schuld, die Deutsche in den Jahren zwischen 1933 und 1945 an ungezählten Orten in ganz Europa auf sich geladen haben.
Der Schrecken, der am 15. April 1945 mit der Befreiung des Lagers Bergen-Belsen zu Ende ging, hatte sich nicht nur irgendwo weit „im Osten“ zugetragen, hinter der Front oder in den besetzten Gebieten, sondern eben auch hier, mitten in Deutschland; in einer Region, in der die Aufklärer Leibniz und Lessing gewirkt hatten; in einer Landschaft, die für viele Inbegriff der Romantik und Naturverbundenheit ist.
Mitten in dieser Kultur, auf die wir stolz sind, mitten in dieser Geschichte, in der wir unsere Wurzeln haben, mitten in dieser Heimat, die wir lieben – mitten darin klafft ein unfassbarer Abgrund, der mit Worten wie „Schrecken“, „Schande“ oder „Schuld“ nur sehr unvollkommen beschrieben werden kann. Orte wie Bergen-Belsen, Buchenwald oder Dachau sind auf ganz besondere Weise Symbole dieses Abgrundes. Sie stehen für die unermessliche politische, moralische, kulturelle und humanitäre Katastrophe, in die das „Dritte Reich“ das Land und die Menschen in Deutschland geführt hatte.
Mehr als die Überlegung Adornos, ob man „nach Auschwitz“ noch Gedichte schreiben könne, treibt mich die Frage um, wie es möglich war, dass neben Auschwitz und all den anderen Orten der Verbrechen und der Unmenschlichkeit gedichtet, gesungen und gelebt wurde. Und wie war es möglich, dass solche Verbrechen und solche Unmenschlichkeit in einem Land stattfinden konnten, das auf so eine reiche Geschichte und Zivilisation zurückblickten konnte? Ich habe bis heute keine Antwort auf diese Frage. Ich kann sie immer wieder nur fassungslos wiederholen und das gerade an einem Ort wie diesem.
Vor siebzig Jahren gingen von diesem Ort unfassbare Bilder um die Welt, aufgenommen von den britischen Befreiern bei ihrer Ankunft im Lager. Sie zeigten diese Schreckensbilder von tausenden von Leichen, nebeneinander und übereinander in Baracken liegend oder einfach auf dem Boden aufgetürmt. Dazwischen Überlebende, viele mehr tot als lebendig, abgemagert bis zum Skelett. Wer diese Bilder sah und wer sie heute sieht, der muss sich fragen: Wie kann ein Mensch dem anderen so etwas antun?
Das Grauen hatte in diesem Lager viele Formen. Bergen-Belsen war Kriegsgefangenenlager. Bergen-Belsen war Konzentrationslager. Bergen-Belsen war „Aufenthaltslager“ für jüdische Geiseln, die von der nationalsozialistischen Führung für wertvoll gehalten wurden. Bergen-Belsen war in den letzten Kriegsmonaten für die Insassen anderer Lager im Osten das Ziel von Todesmärschen – diesen schrecklichen letzten Wegstrecken, die noch so viele Menschen das Leben kosteten.
Im Lager Bergen-Belsen wurden besonders viele Familien und Kinder eingesperrt – allein in den letzten Kriegsjahren waren es schätzungsweise 3.000 Kinder unter 14 Jahren. Diese jungen Menschen wurden Zeugen von Krankheit, Leid und Tod. Sie mussten mitansehen, wie Mutter oder Vater gedemütigt und geschlagen wurde. Und die Eltern, sie waren hilflos – sie konnten ihre eigenen Kinder nicht schützen vor Unrecht und Unmenschlichkeit.
Ein französischer Häftlingsarzt schilderte das Inferno in der Spätphase des Lagers, als immer mehr Menschen ums Leben kamen:
„Belsen war das Lager, wo man die Gräuel mit Scheinheiligkeit verübte. Hier gab es keine Massenhinrichtungen am Galgen; hier gab es keine Gaskammern. Man starb langsam, aber sicher. Der peinigende Hunger, die organisierte Vernachlässigung der Hygiene, die gewollten Epidemien, die Überfüllung der Unterkünfte, die Misshandlungen, das Gefühl einer totalen Erniedrigung – das alles sicherte dem Krematorium die Erfüllung seines massiven und regelmäßigen Solls.“
Allein in den letzten drei Monaten vor der Befreiung starben in Bergen-Belsen mehr als 35.000 Menschen. In drei Monaten!
Wir gedenken heute all jener Kinder, Frauen und Männer, die der NS-Herrschaft zum Opfer fielen – im Lager Bergen-Belsen und an anderen Orten der Erniedrigung und des Todes. Siebzig Jahre, fast ein Menschenleben, so lange ist es schon her, dass die Bilder und die Berichte die Welt erschütterten. Aber noch heute – und in weiteren Jahren – werden die Bilder und die Botschaften wirken, werden uns, wie die Nachgeborenen, verstören, nach dem „Warum“ fragen lassen und späten Zorn wie späte Trauer auslösen.
„Selektion“ – die Anmaßung, darüber zu entscheiden, wer leben darf und wer sterben soll –, das war der mörderische Kern der NS-Ideologie. Zunehmend systematisch wurden Menschen verfolgt und getötet. Immer weiter radikalisierte sich der Wahn, Menschen zu sortieren und auszugrenzen, ihnen die Volkszugehörigkeit abzusprechen, das Menschsein gar, ja schließlich das nackte Recht auf Leben. Zu den Opfern zählten Juden und Sinti und Roma, die auf Grund des Rassenwahns verfolgt und getötet wurden. Auch Angehörige slawischer Völker hatten offenkundig nicht das gleiche Lebensrecht wie die sogenannte „Herrenrasse“. Aber auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung, politische Gegner des Nationalsozialismus, Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschafter, Christen aller Konfessionen, darunter besonders die Zeugen Jehovas und schließlich Menschen aus Deutschland und aus ganz Europa, die sich mutig dem Terror und den Verbrechen des NS-Regimes entgegenstellten, sie alle waren der Verfolgung und der Mordmaschinerie ausgeliefert.
Die in Bergen-Belsen inhaftierte Hanna Lévy-Hass schrieb im November 1944 in ihr Tagebuch:
„Wir sind nicht tot, aber wir sind Tote. Man hat es fertigbekommen, in uns nicht nur das Recht auf das gegenwärtige Leben abzutöten – und bei vielen von uns sicher auch das auf das künftige Leben –, doch die tiefste Tragik liegt darin, dass es ihnen durch ihre sadistischen und perversen Methoden gelungen ist, jede Regung eines früheren menschlichen Lebens, jedes Gefühl normaler Wesen mit normaler Vergangenheit abzutöten, ja selbst das Bewusstsein, einmal als Menschen, die dieses Namens würdig waren, existiert zu haben.“
Das alles geschah täglich und tausendfach und eben mitten in Deutschland. Aber zu viele sahen es nicht, manche konnten es nicht sehen, viele andere wollten es nicht sehen. Zu wenige auch waren da, die genauer wissen wollten, was sich vor der eigenen Haustür überhaupt abspielte. In Bergen-Belsen waren das die hungernden Kriegsgefangenen hinter den Zäunen. Es waren die ankommenden Waggons voller ausgemergelter Menschen, die in das Konzentrationslager gebracht wurden. Es waren die ausgemergelten Gestalten, die auf den Todesmärschen brutal hierher getrieben wurden. Es waren die Kinder unter den Gefangenen.
Wer in dieser Situation wegschaut, wer eine schwierige Gewissensentscheidung vermeidet, der verweigert dem Opfer alles, was ein Mensch dem anderen schuldet: Mitleid und Hilfe, ja selbst die bloße Zeugenschaft für erlittenes Unrecht.
Die Szenen der Befreiung von Bergen-Belsen im April 1945 hat Simone Veil, Überlebende und später Präsidentin des Europäischen Parlaments, so beschrieben: Statt Glück bei den Befreiten erlebt sie nur Stille und Tränen. Statt Genugtuung über den Sieg bei den Befreiern zu erkennen, schaut sie in entsetzte Gesichter.
Major Ben Barnett, der das Lager als einer der ersten britischen Offiziere erreichte, notierte: „The things I saw completely defy description. There are no words in the English language which can give a true impression of the ghastly horrors of this camp. (…) Why did the Germans do this? I say it was deliberate policy of extermination by starvation.”
Mit der Befreiung trugen die britischen Soldaten plötzlich Verantwortung für 53.000 Lagerinsassen. Halbverhungert, krank und traumatisiert waren viele von ihnen dem Tod näher als dem Leben. Die Befreier taten alles, was in ihrer Macht stand, um Leben zu retten und Leiden zu lindern. Sie sorgten für medizinische Hilfe und eine funktionierende Wasserversorgung. Und sie kümmerten sich um die vielen Kinder, die im Lager zu Waisen geworden waren. Aber trotz aller Anstrengungen starben auch nach der Befreiung noch Tausende an den Folgen von Haft und Hunger, Misshandlung und Zwangsarbeit.
Doch schließlich kam der Tag, als das Sterben der Kranken und Verhungerten endete und an der Wandtafel des Lazaretteingangs geschrieben stand: „Heute zum ersten Mal kein Toter.“
Wenn ich heute an dieser Gedenkfeier teilnehme, ist es mein tief empfundenes Bedürfnis, den Befreiern aus Großbritannien von Herzen Dank zu sagen. Sie kamen hierher in Zeiten der Unmenschlichkeit. Sie kamen als Menschen. Mit ihren Taten und mit ihrer Haltung – zutiefst von Humanität geprägt – begann eine neue Epoche: Menschen, auch die damals sogenannten „Herrenmenschen“, sie sollten wieder lernen, dass Mitmenschlichkeit tatsächlich gelebt werden kann.
Und die britischen Soldaten waren Botschafter einer demokratischen Kultur, die nicht auf Rache am Feind bedacht war, sondern dem Recht und der Menschenwürde auch in Deutschland wieder zu neuer Geltung verhelfen sollte. Sie kamen übrigens auch mit dem ausdrücklichen Auftrag ihrer Regierung, gegenüber der besiegten Nation Fairness walten zu lassen, damit auch die Deutschen selbst zu solcher zurückfinden würden.
Auf beeindruckende Weise verinnerlichten dies die britischen Soldaten. In einem Leserbrief an die British Zone Review schrieb einer dieser Soldaten:
„Nur weil die Deutschen bösartig waren, gibt uns das nicht das Recht auf eine ähnliche verletzende Vergeltung. Es ist beinahe zweitausend Jahre her, seit eine bessere Parole als Auge um Auge ausgegeben wurde. Unsere Maßstäbe müssen unsere eigenen sein, und sie müssen freundlicher sein als die der Nationalsozialisten; andernfalls wüsste ich nicht, für welches positive Ziel wir gekämpft haben sollten.“
Die Briten zeigten „Großherzigkeit im Sieg“, so hat es Winston Churchill später in seinen Memoiren beschrieben. Damit waren sie das leuchtende Gegenbild zu den siegreichen Deutschen, die in den Jahren zuvor weite Teile Europas unterdrückt, versklavt und ausgeraubt hatten.
Und indem Großbritannien in der Zeit nach dem Krieg dem geschlagenen und so tief gefallenen Deutschland die Hand entgegenstreckte, wurde es möglich, jene freiheitlichen Werte allmählich wiederzuentdecken, die nach dem Ende der ersten deutschen Demokratie bei uns hier im Land damals weitestgehend vergessen waren.
Der Vormarsch der alliierten Streitkräfte in den letzten Monaten des von Deutschland entfesselten Kriegs rettete unzähligen Menschen in den Konzentrations- und Gefangenenlagern das Leben – in Dachau, in Buchenwald, in Sachsenhausen und in Auschwitz – und an vielen weiteren Orten. Aber wir dürfen auch nicht vergessen: Noch bevor Briten, Sowjetsoldaten, Amerikaner und andere Truppen die Lager befreien konnten, wurden dort und wie auch vielfach in Städten und Dörfern nahe der Front fortwährend und bis zuletzt Menschen erschossen, aufgehängt, vom Leben zum Tod gebracht durch fanatisierte andere Deutsche, die nicht an das Ende zu glauben vermochten.
Auch wer das Inferno überlebt hatte und befreit worden war, sollte danach nie wieder derselbe sein. In den Worten des österreichischen Schriftstellers und Essayisten Jean Améry, eines Überlebenden von Auschwitz und Bergen-Belsen:
„Wir kamen entblößt aus dem Lager, ausgeplündert, entleert, desorientiert – und es hat lange gedauert, bis wir nur wieder die Alltagssprache der Freiheit erlernten.“
Viele Deutsche taten sich nach 1945 schwer mit dieser „Alltagssprache der Freiheit“ – freilich aus ganz anderen Gründen. Nach 1945 wollten sie vor allem vergessen und neu anfangen. Eigene Schuld wurde damals relativiert und eigenes Leid stand für viele im Vordergrund. Das zeigt auch der Umgang mit den Verbrechen, die hier in Bergen-Belsen geschehen waren. Die Prozesse gegen die Haupttäter fanden schon 1945 statt, aber das Interesse der deutschen Bevölkerung war gering. Wie sehr hat sich das geändert in den letzten Jahrzehnten.
Es sollte noch viele Jahre dauern, bis die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte in der bundesdeutschen Gesellschaft offen, ehrlich und selbstkritisch geführt wurde.
Zur Aufarbeitung der Vergangenheit gehören Wissen, Nachdenklichkeit und die Fähigkeit, eigene Versäumnisse zu reflektieren, ja eigene Schuld einzugestehen wie auch sich für das Leid anderer Menschen zu öffnen. Zu den Persönlichkeiten, die diese Fähigkeiten früh in sich vereinigen, gehörte das erste Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss. 1952, als die Gedenkstätte Bergen-Belsen eröffnet wurde, sagte er: „Wer hier als Deutscher spricht, muss sich die innere Freiheit zutrauen, die volle Grausamkeit der Verbrechen, die hier von Deutschen begangen wurden, zu erkennen.“ Und er bekannte: „Wir haben von den Dingen gewusst.“ Es gab damals in der Bundesrepublik nur wenige, gerade in den Institutionen des Staates, die sich ein solches Bekenntnis zugetraut hätten.
Die Eröffnung der Gedenkstätte Bergen-Belsen wurde international beachtet, doch in der deutschen Öffentlichkeit fristete sie zunächst eher ein Schattendasein. Bundeskanzler Adenauer besuchte sie acht Jahre nach ihrer Gründung unter dem Druck aktueller Ereignisse, als nämlich ein Anschlag auf die kurz zuvor eingeweihte Kölner Synagoge verübt worden war. Wichtige Impulse für die weitere Entwicklung der Gedenkstätte kamen später, und sie kamen immer wieder aus der Mitte der Gesellschaft. Vor allem in den 1980er Jahren entstand, was wir heute eine „Graswurzelbewegung“ für aktive Erinnerungsarbeit nennen würden.
Was Gedenkstätten leisten können, wenn sie auf ernsthafter und solider Grundlage stehen, das hat dieser Ort, das hat Bergen-Belsen gezeigt: Einst hatten die Nationalsozialisten ihren Opfern im Lager ihre Würde und schließlich ihr Leben genommen. Und sie hatten versucht, auch die Identität der Opfer für immer zu vernichten. Die Lagerregister wurden vor der Ankunft der Befreier zerstört. Aber diese Gedenkstätte hat – in jahrelanger Arbeit – vielen der hier umgekommenen Menschen ihr Gesicht, ihren Namen und ihre Geschichte zurückgegeben.
Wer die Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager besucht und sich mit der Frage konfrontiert: Wie konnte das alles geschehen?, kann erfahren, dass sich die sonst oft gefühlte Distanz zur Geschichte auflöst und in der Begegnung sich in eine große Klarheit verwandelt. Aus Trauer ergibt sich Erinnerung. Aus individueller Erinnerung wird gemeinschaftliches Gedenken. Und dann spüren wir, welche Bedeutung in diesem Erinnerungsprozess liegt. Wir spüren, dass Erinnerung unseren Blick nicht nur zurück in die Vergangenheit lenkt, sondern dass es immer auch um Gegenwart und Zukunft geht. Wer in der Zukunft, nämlich „in der Wahrheit“ leben will, der braucht ein aufrichtiges und der Wahrheit verpflichtetes Erinnern, eines, das den Menschen zum Menschen macht – so, dass er das Leid seines Nächsten nicht gleichgültig hinnimmt, sondern es zu lindern oder zu beenden versucht, wo immer das möglich ist. So bildet das Humanum den eigentlichen Zielpunkt für Erinnerung und Gedenken.
So stehen wir hier in einer Verantwortungsgemeinschaft, die sich dazu bekennt, die Würde des Menschen und seine unveräußerlichen Rechte zu erhalten und zu verteidigen. Der Schrecken ist auch heute nicht verschwunden aus unserer Welt, doch mit dieser Haltung können wir ihm entgegentreten.
Wir müssen den Blick auf Geschehendes richten. Das ist unsere Lehre aus der Vergangenheit. Wo wir nur können, werden wir Unrecht ein Ende setzen. Und wenn uns dazu die Mittel fehlen, um einzuschreiten, wenn wir machtlos sind, dann können wir immer noch mehr tun, als einfach nur ohnmächtig wegzusehen. Wir können und müssen dann Zeugen sein und müssen Zeugnis ablegen. Und das kann jeder von uns.
Eines der bewegenden Zeugnisse menschlicher Zuversicht, sogar in dunkelster Stunde, ist das Tagebuch der Anne Frank. Hier, im Lager Bergen-Belsen, starb sie. Ihr Vater Otto Frank überlebte – als einziger jener Gruppe, die zuvor im Versteck eines Hinterhauses in Amsterdam verhaftet worden waren. Fortan widmete er sich dem Ziel, das Tagebuch seiner Tochter in der Welt zu verbreiten. 1980 schrieb er: „Der Auftrag, den ich von Anne erhalten habe, gibt mir immer wieder neue Kraft – für Versöhnung zu kämpfen und für Menschenrechte in der ganzen Welt.“
Wir Deutsche sind dankbar für das große Geschenk der Versöhnung mit unseren Nachbarn in Europa und allen Völkern, denen Deutsche damals unsägliches Leid zugefügt haben. Wir bekennen uns heute erneut zu dem Auftrag, die Verbrechen nicht zu leugnen oder zu relativieren und die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten. Indem wir an sie denken, sagen wir „Ja“ zu ihrem Auftrag an uns Nachgeborene: Bewahrt und schützt die Würde und das Leben der Menschen.